FactSheet: Auf zu den besten Stränden Neuseelands


Was ist überhaupt ein guter Strand?

Das hängt natürlich davon ab, was man dort zu tun gedenkt: Baden, Surfen, Angeln, nur Gucken usw. Für mich muss ein ordentliches Strandambiente in etwa die folgenden Kriterien erfüllen:

  • Optik: Türkistöne des Wassser sind allem anderen vorzuziehen; was praktisch auch heißt, dass der Untergrund eine helle Farbe haben sollte. Außerdem sieht halbwegs ursprüngliche Vegetation um den Strand herum viel besser aus als Schafsweiden.
  • Haptik: Feiner Sand, wenn möglich ohne Steine und aus dem Sand ragenden Felsbrocken an denen man sich die Füße wund machen kann; und das Wasser sollte nicht zu kalt sein, natürlich.
  • Sicherheit: Abwesenheit gefährlicher „rip currents“ (Bitte unbedingt lesen!) bzw. Anwesenheit von Rettungsschwimmern d.h. Surf Life Savers, die per berühmten rot-gelben Flaggen die überwachte Schwimmzone markieren.
  • Vielfalt: Nur Gucken kann ästhetisch oder fotografisch befriedigen, wird aber schnell langweilig. Die Möglichkeit zu Baden und Schnorcheln zu haben ist ein großer Vorteil, weil das fast jeder kann. Wenn dazu noch schön brechende Wellen kommen, sind Surfer und Bodyboarder versorgt, und wenn dann noch von ein paar Felsplateaus per Angel das Abendessen beschafft werden kann … kommt man dem Strandnirvana ziemlich nahe.
Wenderholm Surf Life Savers Badeflagge

Wenderholm Surf Life Savers Badeflagge

Wie also finden?

Im Internet wimmelt es nur so vor irgendwelchen Top Ten Listen der besten Strände Neuseelands. Wie die Listen zustande gekommen sind bleibt meistens im Dunkeln, mit Ausnahme der sehr detailierten Seite

Find a Beach„: wo wahrlich Strandwissenschaft betrieben wird. Es gibt alle erdenklichen Informationen zu vielen ernstzunehmenden Stränden Neuseelands – aber leider nicht allen. Wie können zum Beispiel die drei Buchten von Tawharanui fehlen, oder eine absolute Ikone wie New Chums Beach? Die Seite könnte außerdem etwas übersichtlicher gestaltet sein, aber mit ein wenig Geduld lasse sich alle nötigen Information finden, inclusive Wetter- und Surfvorhersage. Prima Sache, prinzipiell, wenn die dokumentierten Strände auch noch halbwegs vollständig wären …

Google Maps: Ist der Gegenpol zu „Find a Beach“, wenn man sich wirklich nur einen kurzen und schnellen Überblick verschaffen will, dafür aber einen garantiert kompletten. Weiße Sandstrände sind auf den Satellitenaufnahmen leicht zu erkennen. Im allgemeinen gilt, je breiter desto besser, und je sichelförmiger (also nicht über viele km langgestreckt), desto sicherer, wobei ich aber nochmal auf den Link zu den rip currents hinweisen möchte. Übrigens finde ich Sequenzen kleiner Buchten mit Felsformationen dazwischen im allgemeinen interessanter als wie mit dem Lineal gezogene Strände soweit das Auge reicht.

Flache Listen: Am ulkigsten ist die von den Plastikmenschen bei CNN, *gähn*. Das sind eher die bekanntesten – nicht die besten – Strände, die sowieso in keinem Reiseführer fehlen, und „Mission Bay“ überhaupt als Strand zu bezeichnen ist gewagt. Die Liste bei Frommers fällt ähnlich bescheiden aus, ebenso die bei Travelguide. Was übrigens auch zur Frage führt, ob man bei soviel Eintönigkeit und Vorhersagbarkeit heute überhaupt noch klassische Reiseführer und deren Web-Entsprechungen braucht. Damit werde ich mich gesondert befassen. Was Listen der besten Strände betrifft, kann ich jedenfalls keine empfehlen.

Meine Top 3

Ohne dem geht es natürlich nicht 🙂 …

Nummer 3: Waikawau Bay, Coromandel. Pros: Geschützte Halbmondform, feiner weißer Sand, nützlicher Surf, hervorragendes Angeln und Harpunenfischen, Muschelnsammeln. Herrliche Abgeschiedenheit, kaum auf Dauer gebaute Anwesen. Im Winter kann man hier sogar noch den einen oder anderen Brocken Kaurigum am Strand finden, wie damals zu Zeiten der Pioniere. Der Parkplatz befindet sich übrigens am südlichen Ende (von der Campingplatzbeschriftung nicht verwirren lassen). Cons: Die Kuhweide samt Zaun gleich neben dem Strand nervt leicht. Ich habe dort auch schon Bullen mehr oder weniger frei herumlaufen sehen, die irritieren können. Ein Minus ist auch die schlechte Erreichbarkeit, und eine holprige Schotterpiste. Die Route über Colville ist übrigens einfacher als direkt von Coromandel Town aus, besonders bei Nässe.

Nummer 2: Tawharanui, nördliches Auckland. Eigentlich geht es um drei nebeneinander gelegene Buchten, mit Anchor Bay in der Mitte. Pros: Hübscher weißer Sand, nach einem schweren Sturm 2012 allerdings nicht mehr in überbordenden Massen, gute Erreichbarkeit und mit Klos, usw. ausgestattet. Angeln oder Sammeln von Muscheln und Schnecken sind nicht gestattet, da Seeschutzgebiet. Dafür ist Tawharanui aber ein ausgewiesener Surfspot. Eine ganz große Attraktion ist, dass Tawharanui im Moment renaturiert wird, es sind sogar wieder Kiwis angesiedelt worden! Cons: Kann etwas überlaufen sein, bei rauhen Wellen nicht ungefährlich, beim Schnorcheln erstaunlich wenig Fischspezies zu sichten (aber sehr viele Stachelrochen).

Nummer 1: Matapouri, nahe Whangarei. Ich bin mir nicht ganz sicher warum – vermutlich wegen der etwas wärmeren Temperaturen und ergo der noch üppigeren und grüneren Vegetation – aber Matapouri kommt an einem schönen Sommertag schon wie der Strand einer ‚echten‘ Pazifikinsel rüber, tropenparadiesisch. Super! Pros: Kaum zu überbietende Optik, sehr sicher, ein gute Balance zwischen Bebauung und Naturbelassenheit. Mit etwas Glück regelmäßiger, gut berechenbarer Surf. Wanderpfad zur Whale Bay etwa nördlich, die gut zum Fischen geeignet ist. Und da Whangerei eine ziemlich dichte Maori-Population hat, tummeln sich am Strand viele pazifische bzw. pazifisch-gemischte Schönheiten 🙂 Cons: Fast keine. Es führt sogar eine geteerte Strasse bis an den Strand. Die vielen Warnschilder am Whale Bay Parkplatz lassen nichts Gutes zur Diebstahlsicherheit in der Gegend erahnen.

***

Genug doziert. Ich hoffe, es nützt bei der Planung einiger unvergesslicher Tage am Strand. Vielleicht abschließend noch zu einer Frage, die keinen Kiwi zu kümmern scheint, aber Besuchern oft im Kopf herumgeht: Haie, wie steht es damit? Ich erinnere mich an ein berühmtes Bild im New Zealand Herald, New Chums Beach vom Helikopter aus. Badende in Strandnähe und einige zehn Meter davon eine Meute großer Haie, die die Bucht umzingelten. Haiangriffe sind in Neuseeland trotzdem äußerst selten, so selten, dass sich niemand einen Kopf über die possierlichen Tierchen macht. So ist das halt, und es wahrscheinlich nicht das Dümmste sich dieser Einstellung anzupassen. Bei Goat Island haben mich mal Touristen zu Haien befragt, und ich machte mir einen Spaß daraus vieldeutig zu orakeln, daß man beim Schnorcheln wohl keinen sehen werde, aber die Haie einen ganz sicher im Visier haben … *lach* …

Viel gefährlicher als Haie sind aber Badeunfälle, wegen der – siehe oben – tückischen Strömungen. Sich da mal fünf Minuten zu nehmen um die Strömungen zu verstehen und sich im Ernstfall richtig zu verhalten ist sehr viel wichtiger als Angst vor Haien zu kultivieren.


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