SideTrack: Erfahrungsbericht zum Erlangen der “permanent residence”


Als Novum präsentieren wir hier einen Gastbeitrag von Moritz Löser, der in Ingo Diehls legendärer deutscher Bäckerei am North Shore von Auckland seit bald zwei Jahren kräftig mitbäckt: wie kam es zur „Auswanderung“, und vor allem wie kam Moritz an den begehrten Stempel „permanent residence“ (= Daueraufenthaltsgenehmigung) in seinem Pass? Aber lassen wir ihn ohne weitere Umschweife selbst zu Wort kommen.

Ich lebe und arbeite seit September 2010 in Auckland. Anfangs mit Arbeitsvisum, seit Mai 2011 mit PR, oder genauer: „resident visa“. Der Weg zur permanent residence war zügig und transparent. Ausschlaggebend – im Nachhinein – die Unterstützung meines Arbeitgebers. Und: ohne gute Englischkenntnisse geht es auch nicht.

In gewisser Weise ist meine Situation eine Besondere. Mein Chef ist Deutscher und seit 20 Jahren im Land. Und ich – neben seiner chinesischen Ehefrau – als waschechter schwäbischer Bäckermeister sein wichtigster Mitarbeiter. Die Bäckerei an Aucklands North Shore ist für uns – und viele andere Kiwi-Deutsche – ein Stück Heimat in einem fremden Land.

Wie alles begann? Es war im Frühsommer 2010, ich war gerade auf der Meisterschule in Stuttgart, als mir folgende Anzeige ins Auge sprang: „Bäcker für Neuseeland gesucht“. Drei Monate später, nach vielen Telefonaten und Emails, klebte das neuseeländische Arbeitsvisum, ausgestellt für ein Jahr, in meinem Reisepass. Nichts wie hin …

Und heute? 18 Monate später fühle ich mich manchmal noch wie am ersten Tag. Als Fremder in einem fremden Land. Der Stempel im Pass macht einen noch nicht zum Kiwi.

Mein Weg zur „PR“

Es gibt verschiedene Wege zur PR. Meiner verlief über die Skilled Migrant-Kategorie. Die Anfangshürde, die es dabei zu nehmen gilt nennt sich EOI, „Expression of Interest“, also das Kundtun meines Interesses an einer PR bei der neuseeländischen Einwanderungsbehörde. In einem Onlinefragebogen werden dabei die wichtigsten persönlichen Details abgefragt: Alter, Ausbildung, Beruf und Gesundheit. Dabei gilt es mindestens 100 Punkte einzusammeln. Kandidaten mit Arbeitsvertrag oder „job offer“ (also Arbeitsangebot) werden schneller behandelt.

Nach 4 Wochen lag ein dicker Umschlag in meinem Briefkasten: die ITA, „Invitation to Apply“. Was folgte, war eine veritable Röntgenuntersuchung. Man zieht sich praktisch nackt aus: neben einer medizinischen Untersuchung müssen vorgelegt werden: polizeiliches Führungszeugnis, Ausbildungsbescheinigungen und Arbeitszeugnisse.

Nachdem ich alle Dokumente zusammen hatte, habe ich den Antrag auf dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung im März 2011 eingereicht. Sechs Wochen später hatte ich den Sticker im Pass. Zwei Tage vorher kam noch ein Brief, ich müsse mit etwa 6 bis 9 Monaten Bearbeitungszeit rechnen. Am nächsten Tag dann die Nachricht, dass mein Antrag bewilligt worden sei. [Anm. von Peter P.: nicht wirklich Kiwi-untypisch, diese Kette der Ereignisse 🙂 ]

Fazit

Im Nachhinein betrachtet verlief alles einfacher als erwartet. Allerdings bin ich ein sorgenfreier Fall: jung, ledig, gesund und gut ausgebildet. Einen Englischtest musste ich nicht ablegen, da ich bei Antragstellung bereits im Land war. Ebenfalls keine Probleme hatte ich bei der Anerkennung meiner Zeugnisse. Sowohl Gesellen- als auch Meisterbrief wurden von den neuseeländischen Behörden ohne weitere Begutachtung anerkannt.

Deshalb: Alles in Allem eine Menge Papierkram, aber durchaus machbar. Und einen Immigrationsberater habe ich zu keinem Zeitpunkt zu Rate ziehen müssen.  So habe ich gut und gerne 3000 Neuseeland-Dollar gespart. Die meiste Arbeit – Zusammenstellen aller Zeugnisse und sonstiger Dokumente – bleibt doch bei einem selber hängen, mit oder ohne Einwanderungsberater. Wer darüber hinaus fit in Englisch ist und den Behördenverkehr nicht scheut, kann meiner Meinung nach diesen Weg gut alleine bewältigen. Jedenfalls wünsche ich den Lesern, die sich durch mich ermutigt den Ruck geben Ihre PR anzugehen alles Gute bei dem Unternehmen. Und vielleicht sehe ich Euch ja auch bald in unserer extraterritorialen deutschen Backstube!


6 Responses to SideTrack: Erfahrungsbericht zum Erlangen der “permanent residence”

  1. Steffi sagt:

    Hallo,
    ich bin gerade auf diesen Artikel gestoßen und bin begeistert wie einfach alles klingt. Ich habe 2008/2009 in NZ gearbeitet (work permit) und würde jetzt gern mit meinem Partner zusammen nach NZ gehen. Ist es denn genauso einfach ein PR zu bekommen wenn man noch in Deutschland ist? Wie lange hat man Zeit einzureisen, wenn man die Aufenthaltsgenehmigung bekommen hat? Ich würde hier erst kündigen wenn alles sicher ist und müsste mich an die Kündigungsfristen halten…

    Viele grüße aus dem herbstlichen Deutschland!
    Steffi

  2. Jonathan sagt:

    Hey, ich bin ein deutscher Koch und haben einen job auf waiheke Island gefunden …die Besitzer waren sehr begeistert von mir und wollen mir einen sponsorship geben sprich ein vertaf auf 2 jahre….nun die Frage ist es gewiss dass ich darauf die permanent Residenz bekomme ? Thankd Jonny!

    • Peter sagt:

      Gewiß ist in Zusammenhang mit Behörden nichts, aber wahrscheinlich ist es wohl schon. Ist Koch noch auf der Liste der gesuchten Berufe? Und wenn es nicht klappt, musst Du dann ziemlich kurzfristig die Sachen packen?

  3. Anton sagt:

    Hallo,
    wir sind auf diesen Bericht gestossen, weil wir aktuell (2013) auch einen Bäcker für unsere (deutsche) Bäckerei in Motueka im Norden der Südinsel Neuseelands suchen.
    Sollte dies also jemand lesen, der Interesse hat, bildet meldet Euch per email: bakery@mailhv.com
    Hilfe bei den Einwanderungsformalitäten sollte auch kein Problem sein…
    Viele Grüße

  4. Meike sagt:

    Hallo Moritz
    ich kann Deinem Beitrag nur zustimmen. Ich bin auch ueber einen guten Job an die PR gekommen und habe das auch alles ohne Einwanderungsberater gemacht. Es ist wirklich nicht schwer, und die Hotline bei Immigration NZ ist sehr hilfreich. Wie Du sagst, ein Einwanderungsberater fuellt sozusagen nur die Formulare mit den „Einwanderern“ aus und die Dokumente besorgen und Uebersetzungen beauftragen, das muss man alles selber machen.Letzendlich ist die Residency mit vorangehendem EOI, Medical Check, NZQA Evaluierung und Uebersetzungen eh schon eine kostspielige Angelegenheit. Aber wie Du sagst, man muss gut Englisch dafuer koennen, was ich aber sowieso als eine der wichtigsten Voraussetzungen zur Einwanderung und auch Integration finde! Der ganze Aufwand lohnt sich wirklich am Ende, denn man kann sich viel besser auf Land und Leute einlassen und sein Leben hier planen, wenn man diese 2 grossen Aufkleber in seinem Pass hat. In nur einem Monate bekomme ich den ‚indefinite‘ Sticker in den Pass – dann habe ich es endgueltig geschafft! Freu. Wenn Du mehr ueber mich lesen willst, dann kannst Du gerne mal auf meine Webseite schauen: http://www.work-travel-nz.com

    Viele Gruesse aus dem sommerlichen Christchurch
    Meike

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