FactSheet: Der Weg zu einem zufriedenen Hotelaufenthalt …


… in Neuseeland, oder auch sonst wo in der Welt.

Es gab einmal Zeiten, in denen man fast ohne Information ein Hotel buchen musste und die Freude am Aufenthalt einem Roulettespiel glich. Die sind Gott sei Dank vorbei. Mit dem Erscheinen von Bewertungsportalen wie Holidaycheck, Tripadvisor und inzwischen auch Google+ haben sich die Verhältnisse grundlegend geändert. Plötzlich konnte man auf die Erfahrungen früherer Gäste zurückgreifen und war damit am längeren Informationshebel.

Aber auch hier gilt, dass nur die Veränderung eine Konstante ist, denn auf die Bewertungssternchen kann man sich heute lange nicht mehr so blind verlassen, wie das vor vier oder fünf Jahren noch der Fall war. Die Unterkunftsbetreiber haben dazu gelernt und mobilisieren heute ihrerseits das digitale Arsenal, während die ‚Ratingagenturen‘ der Hotelwelt mit der Qualitätssicherung nicht wirklich Schritt halten bzw. halten wollen.

Wie konnte das passieren?

Gefälligkeitsbewertungen sind zu einem ernsten Problem geworden. Das reicht von – relativ – harmlosen Freunden und Bekannten der Hoteliers, die gerne unterstützend 5 Sterne vergeben, bis hin zu echtem Betrug über die Nutzung von bezahlten ‚Profibewertern‘ bzw. den Agenturen in denen sie sich organisieren.

Verflachung der Kundschaft spielt sicher auch eine Rolle. Wenn ich schon lese „… the owners greeted us personally …“, oder „… we sat down for a wine sampling …“, dann heißt das, dass irgendwelche Angelsachsen unterwegs waren, die mehr Wert auf Firlefanz als auf ein echtes Wohnerlebnis legen. Die kritisch reisende Technologieavantgarde 🙂 ist in den Bewertungsforen längst zur Minderheit geschrumpft.

Mangelnde Qualitätssicherung der Ratingforen tut das Übrige. Es wird schnelles Geld verdient und das reicht erst einmal. Es gibt sicher Algorithmen, die Bewerter beurteilen und gewichten und unglaubwürdige verbannen, aber die funktionieren offenbar kaum. Gleichzeitig tun die Portale meines Wissens nichts, um ihre Qualitätsbewerter bei Laune zu halten.

Wie also findet man in Zeiten des allgemeinen Internetgeschwätzes noch gute Hotels?

1. Wenigbewerter ignorieren: oft bewegen sich an einem Reiseziel ALLE Hotels, B&Bs usw. in der Spitzenklammer zwischen 4 und 5 Sternen. In diesem Fall vor dem inneren Auge erst einmal die vielen Reviews, die von Bewertern abgegeben wurden, die insgesamt weniger als 5 Bewertungen vorgenommen haben … löschen. Die sind nicht substantiell genug.

2. Statt dessen konzentriert Euch auf Vielbewerter, mit 20 Reviews und darüber. Mit der Maus auf deren Namen fahren und sich die Bewertungsstatistiken ansehen. Man erwartet hier etwas in Richtung ‚Gausskurve‘, also ein paar Bewertungen mit 5 Sternen, mehr mit 4 Sternen, die meisten mit 3 Sternen und wieder weniger werdend bei 2 und einem Stern. Wenn ein Bewerter die Mehrzahl der besuchten Etablissements mit 4 oder 5 Sternen versieht, ist er entweder ein Reisegenie, oder – wahrscheinlicher – jemand der mit der rosa Brille durch die Welt stolpert bzw. sich eigene Fehler nicht eingestehen mag.

3. Die Bewertungen der Vielbewerter sind umso glaubwürdiger, je mehr sie ins Detail gehen. Am besten sucht ihr dazu noch Bewerter deren Texte darauf hindeuten, dass ihr Geschmack und Präferenzen grob mit Euren eigenen übereinstimmen.

4. Bilder anschauen: wenn keine Bilder der Zimmer darunter sind, dann heißt das, dass es da nichts vorzuzeigen gibt. Bilder der Hoteliers mit denen der Besucher abgleichen. Zeigt der Hotelier NUR die Schokoladenseiten, dann ist er vielleicht nicht der Solideste.

5. Auf wiederholte Kritik achten: wenn z.B. die Sauberkeit oder Lärm oder eine kaputte Dusche immer wieder kritisiert werden, dann ist davon auszugehen, dass die Hotelmanager nicht lernfähig oder -willig sind. In so einem Hotel will man nicht übernachten.

6. Zu den großen Bewertungsportalen noch Nischenanbieter miteinbeziehen. In Neuseeland ist das meines Wissens nicht so einfach, weil neben den großen internationalen Portalen keine Ernst zu nehmenden lokalen Alternativen existieren (in der Neuseelandabteilung von bedandbreakfast.com findet sich ein bischen). Zum Beispiel in Italien aber Seiten wie agriturismo.it neben den globalen Playern konsultieren, wenn es auf einen italienischen Bauernhof gehen soll, denn dort tummeln sich meistens Einheimische, die oft sehr kritisch Stellung nehmen.

7. Immer, wirklich immer, das Hotel bei Google Maps oder in einer anderen digitalen Landkarte mit Satellitenhintergrund orten. Liegt es weniger als 500m von einer viel befahrenen Straße (wenn ihr Ruhe liebt) oder gar an einem einer großen Straße zugeneigten Hang? Ist das Hotel am Ende einer kurvigen Landstraße und ihr mögt sowas nicht?

8. Bei der Buchung Eure Specials kund tun: ruhiges Zimmer, Nichtraucher, WiFi, Parkplatz, usw.

9. Webseite des Hotels, falls vorhanden, anschauen. Wenn es sich um ein größeres Hotel handelt, dass zum Beispiel Hochzeitsfeiern bewirbt, gegebenenfalls fragen, wann die Feste stattfinden. Die Qualität der Webseite ist oft zweitrangig. Aber wenn wirklich fast gar nichts funktioniert, die Telefonnummer obsolet ist etc. dann kann man damit rechnen, dass auch das Hotel verwahrlost ist.

Wer sich an diese Faustregeln hält, muss ein wenig Recherche und Zeit investieren. 30 bis 60 Minuten pro Reiseziel sind Pi-Mal-Daumen ein guter Schnitt. Aber glaubt mir: der Aufwand lohnt sich!

Nun zu den Bewertungsportalen im neuseeländischen Kontext …

  • Die deutschen Seiten Holidaycheck oder HRS haben kaum neuseeländische Unterkünfte in ihren Listen, so dass die Retortenherberge Auckland Airport Novotel zum Beispiel bei Holidaycheck zu einer Topadresse wird 🙁 … oh je …
  • Tripadvisor, das Facebook der Hotelbewerter (und genauso ausgeleiert kommerzialisiert und politisch korrekt), bietet eine viel bessere Neuseeland-Abdeckung. Zwar meistens auf Englisch (einfach automatisiert übersetzen lassen) und mit oben diskutierten erheblichen Qualitätseinschränkungen, aber immerhin. Bei TA fällt auf, dass trotz vielfältiger Features den Nutzern keine Möglichkeit gegeben wird die Suchergebnisse an eigene Bedürfnisse anzupassen. Warum kann man per „check box“ nicht einfach alle Wenigbewerter aus der eigenen Rangfolge ausschließen? So etwas gab es auf anderen Seiten (nicht im Hotelbereich) schon vor 10 Jahren. TA ist meiner Meinung nach eindeutig auf seine Beziehung zu den Hotels und Touristikverbänden ausgerichtet. Das sollte man berücksichtigen und keineswegs die Anzahl der Sterne als einziges Auswahlkriterium nutzen!
  • Google+ (www.google.com/hotelfinder) ist derzeit qualitativ leider nicht besser als TA, kann aber mit noch mehr Bewertern beeindrucken und ist über Google Maps sehr bequem zugänglich.
  • Trivago ist der ‚Dachfonds‘ der Bewerter und repliziert und kalkuliert einfach die Resultate vieler anderer Quellen in einen eigenen Einzelindex.
  • Wotif ist eine australische Hotelbuchungsseite mit vielen Bewertungen neuseeländischer Hotels, bietet aber sehr wenig Details in den einzelnen Reviews.

***

Eigentlich wird es Zeit für ein dediziertes neuseeländisches Bewertungsportal, hmmm … NZHotels2Go? 😉

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