SideTrack: Neuseeland bei der Frankfurter Buchmesse 2012


Neuseeland ist in Deutschland kein Fokusthema, niemand weiß das besser als der Betreiber eines deutschsprachigen Neuseelandblogs 🙂 … umso schöner, dass dieses in der alten Welt weitgehend unbekannte, aber dafür von umso mehr Mythen umrankte Inselreich demnächst seine „five minutes of fame“ (oder genau gesagt 3 Tage, 10.-14.10.2012) genießen kann – als Ehrengast unserer altehrwürdigen Frankfurter Buchmesse.

Gott sei es gedankt, dass Neuseeland endlich einmal aus einer Perspektive betrachtet werden wird, die nichts mit „bungee jumping“, „whitewater rafting“, „whale watching“ und dem ganzen anderen Tourismuskram zu tun hat, sondern sein reichhaltiges Kulturleben präsentieren kann.

Denn Neuseeland hat trotz seiner Ferne und relativ kleinen Bevölkerung mehr als genug zum globalen Projekt Kunst und Literatur beigetragen. Kurzdurchlauf …

Am bekanntesten dürften neuseeländische Filmschaffende sein, allen voran Sir Peter Jackson, der mit seiner Ring-Trilogie (Nein, nicht die Wagnersche) Weltruhm erntete. Mein persönlicher Favorit ist nichtsdestotrotz Jane Campion und insbesondere deren Filme „An Angel at my Table“ und „The Piano“, beides inzwischen anrührende Klassiker, nicht nur in den Augen Neuseelandinteressierter – wobei diese Filme, vor allem „An Angel at my Table“ auch tiefe Einblicke in die neuseeländische Psyche vermitteln. Ein frühes Jackson-Produkt, das sich ebenfalls als Studienobjekt für werdende Neuseelandversteher eignet ( 🙂 ), ist übrigens auch „Heavenly Creatures“ mit der fabulösen Kate Winslet in einer der Hauptrollen. Es geht um Lesbentum und Muttermord – also urneuseeländische Archetypen 🙂 …

Was neuseeländische Schauspieler angeht, dürfte Sam Neill der bekannteste Hollywood-Kiwi sein („Jurassic Park“ etc.). Er wird übrigens oft für einen Australier gehalten, oder noch schlimmer, einen Engländer, ein Schicksal, das er mit nicht wenigen Exil-Kulturkiwis teilt, die es zu etwas gebracht haben, wie die Schriftstellerin Katherine Mansfield oder der Wissenschaftler Ernest Rutherford.

Ausgeprochen aktiv ist auch die neuseeländische Musikszene – der ich aber „in the fullness of time“ einen eigenen Artikel widmen werde.

Zurück zur Buchmesse.

Die Aktion ist der neuseeländischen Regierung immerhin eine eigene Webseite wert. Und es wird natürlich auch gleich durchgerechnet, wieviel Geld durch vermehrten Tourismus usw. für NZ eventuell drin ist 🙂 … Immerhin, unter dem Menüpunkt „Our Writers“ bekommt man einen schöne Übersicht über die zeitgenössische Autorenszene in Neuseeland. Auf der entsprechenden Seite der Buchmesse selbst gibt es neben dem üblichen Bremborium zwei interessante Youtubes zu sehen. „New Zealand at the Frankfurt Book Fair“ ist so eine Art surreale Einführung in Neuseeländisch-Allzu-Neuseeländisches, und man bekommt gleich noch eine Ladung neuseeländischen Akzent geboten – er fällt vor allem durch extensive Nutzung von „i“ statt den „e“ Lauten im Standardenglisch auf. Beispiel: „pen“ (Stift) und „pin“ (Nadel), oder „desk“ (Schreibtisch) und „disc“ (Scheibe) sind im Neuseeländischen phonetisch kaum noch zu unterscheiden. Ansonsten wird viel maorisiert – wie zu vermuten war. Das zweite Tube „Guest of Honour Launch“ zeigt die Offiziellen des Organisationskomittees bei der ersten Pressekonferenz. Nichts Überraschendes hier – die üblichen feierlichen Worte, kräftig garniert mit Maori-Zugaben, die für Exotik sorgen. Projektleiterin ist übrigens die neuseeländische Schauspielerin (siehe oben) und Kulturidentität Tanea Heke. Zwei weitere Youtubes könnt ihr auf der Seite der neuseeländischen Regierung finden, ein Promointerview mit Peter Jackson und ein eher akademisches mit Peter Gluckman.

Ein Programm zu den Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Buchmesse habe ich noch nicht gesehen, es soll aber zur Leipziger Buchmesse präsentiert werden. Es ist aber davon auszugehen, dass für deutsche Neuseelandneugierige einiges dabei sein wird, das von Interesse ist. Klickt also immer Mal wieder in die entsprechenden Links (oben), um auf dem neuesten Stand zu sein. In der Zwischenzeit versuche ich an Vorabinformationen zu kommen: watch this space!


2 Responses to SideTrack: Neuseeland bei der Frankfurter Buchmesse 2012

  1. Jenny sagt:

    Hey, das ist ein richtig schönes Video… Macht Lust auf Oktober! Bis dahin hab ich ja nun dank der Autorenliste genug zu lesen, um mich vorzubereiten. *surft weiter zu Amazon *
    Scheint es nur mir so oder sind da außergewöhnlich viele Kinderbuch-Autoren vertreten?
    Danke für die Links, Peter! (Du hast übrigens DEN Filmklassiker schlechthin vergessen: „The Whale Rider“, mit einer noch besseren Buchvorlage!)

    • Peter sagt:

      Hi Jenny, gut von Dir zu hören! Jaja, die Leseliste 🙂 … wächst bei mir auch stetig. Ehrlich gesagt fehlt mir der Makroüberblick zur NZ Autorenszene incl., ob da eine Fixierung im Kindlichen herrscht. Hmmm, das sollte ich ändern. Genug Gelegenheit gibt es ja. Warst Du bei der Leipziger Messe, btw? Dort gab es mehrere Lesungen als Vorgeschmack.

      „Whale Rider“ … ist das schon Kult? Peinlich, aber ich habe den Film halbwegs vergessen. „Once there were warriors“ … wäre das auch was für Dich? „Boy“ war letztes Jahr beliebt, ich konnte damit aber nicht viel anfangen.

      See ya,
      Peter

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