SideTrack: Neuseeländische Tage bei ARTE TV


In Kürze. Und auch schon mitten drin.

ARTE gibt sich dieser Tage neuseeländisch.

Nach der deutschen Erstaufführung von Jane Campions „Top of the Lake“ letzten Donnerstag (Teile 1, 2 und 3) und einer Sammlung von neuseeländischen Kurzfilmen einen Tag darauf, wird der Abschluss der in Queenstown gedrehten Mini-Serie von Jane Campion am Abend des 14.11.2013 ausgestrahlt (Teile 4, 5 und 6).

Die Folgen lassen sich in deutscher Synchronfassung auch auf der ARTE-Seite im Internet anschauen, zumindest eine Zeit lang. Schade, dass keine Option in Originalsprache angeboten wird, übrigens.

Die Serie hat allerlei Auszeichnungen erhalten, lief auf dem Sundance Festival usw. Und Jane Campion kann mit „The Piano“ und „An Angel at my Table“ in ihrem Schaffen bereits auf großartige Werke zurückblicken. Mit anderen Worten: für Neuseelandinteressierte unbedingt empfohlen!

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Meine eigene ‚Kritik‘ zu dem Machwerk … nun, es ist viel weniger „Art House“ als die oben genannten Filme aus dem Hause Campion. Die Handlung ist ein Thriller, ein wenig Schweden-Krimi auf neuseeländisch und damit publikumstauglich.

Wie immer sind die Charakterportraits gut gelungen. Zwar kommen die ersten Folgen ein wenig grob geschnitzt, fast unbeholfen an, aber das kann eine Parabel auf verlorene Unschuld sein. Im Rückblick stimmig. Weiter im Text befürchtet man fast sich in Klischeeland verirrt zu haben: junge schlaue Kommissarin umgeben von dummen, bierbäuchigen, sexistischen, rassistischen Männern im mittleren Alter. Oh weh. Doch dann wird alles grauer und grauer. Überhaupt spielt grau eine große Rolle.

Der Gegenpol zur ungewaschenen Männlichkeit, das Camp „Paradise“ der „unf_ckable“ Frauen um die 40 und höher, unter der Leitung einer sybillischen Schweizerin, die unheimlich nuschelt, besticht letztlich nicht mit mehr Würde als die Bierbäuche in der Kneipe.

Das Deutschsprachige bekommt übrigens einen Auftritt der besonderen Art. Da ist neben dem Schweizer Orakel der österreichische Wirt Wolfi, der als Ex-Pädophiler in einer Hänsel-und-Gretel-Hütte haust und wohl ein Echo auf den Fall Kampusch darstellen soll. Man schuhplattelt im neuseeländischen Busch und trägt alpenländische Tracht, was erstaunlich gut aussieht. Unter den „Unf_ckables“ stolpert schließlich eine Frau Schulze germanisch durch die Gegend und plappert alles nach, was sich intelligent anhört.

Und natürlich – als Hauptbeschäftigung des guten Kiwi – Sex, viel Sex. In typisch ungeschminkter neuseeländischer Manier. Lang lebe die Unverklemmtheit!

Die schauspielerische Leistung ist durchwachsen. Das macht aber nichts. Neuseeland ist von Natur aus ein Paradies der Dilettanten, im positiven Sinn.

Und der Plot, die Lösung, kann ein sensitiver Betrachter spätestens in der dritten oder vierten Folge erahnen. Das Herz des Bösen am Grunde des Lake Wakatipu. In welcher Brust es wohl schlägt?

Neugierig? Happy viewing!


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