Pasifika: Vanuatu für Touristen und Philosophen – 360 Grad Efate (3)


Efate ist eine bildschöne tropische Insel in bequemer Flugweite zu Neuseeland, soviel haben Teil 1 und Teil 2 unserer Betrachtung schon ergeben, die eher dem Touristischen gewidmet waren. Als Schlußklecks noch ein hübsches Bild vom Anflug. Die gleichmäßige Verteilung der Wolken, das Blau und das Rot, das hat etwas …

Going Port Vila

Going Port Vila

Zum – vorläufigen – Abschluß sollen jetzt aber noch die Philosophen zum Zug kommen. Efate als Miniaturversion unseres globalen Dorfes 2013. Kann eigentlich nicht sein. Wie kommt er nur darauf?

Erstens … die Sache mit dem Cargokult. Vanuatu ist ja berühmt dafür, dass viele keinen Zusammenhang zwischen Arbeitsleistung und materiellem Gewinn sehen, sondern darauf warten, dass die weißen Götter (die US Army), die schon während des Kriegs jede Menge Kram für umsonst nach Vanuatu brachten, und zum Teil dort zurück ließen, wiederkehren mögen, mit mehr Cargo. Um dem Ereignis nachzuhelfen wird mit Kult und Zauber hantiert, sogar eine Partei gegründet, die Abgeordnete ins Parlament in Port Vila gewählt bekommen hat.

Die erste Reaktion ist bei den meisten Gelächter. Die zweite das Gelächter zu unterdrücken, weil man als Zaubereiversteher ja keineswegs als gegen irgendwelchen ethnischen Quatsch diskriminierend gesehen werden darf.

Ich argumentiere, dass Reaktion 2 aus anderen Gründen tatsächlich angebracht ist. Wir leben in Ländern, die versuchen Wohlstand durch Gelddrucken zu erzeugen, oder dadurch, dass jeder jedem Immobilien verkauft. Also in Ländern, die keinen Zusammenhang zwischen Arbeitsleistung und materiellem Gewinn sehen. Und wir kommen uns weltführend zivilisiert dabei vor. Da lobe ich mir wirklich die Ehrlichkeit der ni-Vanuatu. Selig sind die Einfältigen.

Zweitens … zumindest im Vergleich zu Australien und Neuseeland, allerdings auch immer mehr Deutschland, die flächendeckende Verscherbelung von Parzellen für Immobilien. Selbe Plakate, selbe Sprüche, zum Teil sogar selbe Verkäufer … und in ein paar Jahren der selbe Effekt. Die Ostküste von Australien ist auf tausenden von Kilometern mit Ferienbauten verkorkst. In Vanuatu ist noch Küstenlinie übrig, die die Australier jetzt auch noch zubauen. Die ni-Vanuatu machen bei der Verpachtung für 50 oder 75 Jahre gute Miene zum Spiel, und die Hand auf. Geld korrumpiert, weltweit.

Devils Point Immobilien

Devils Point Immobilien

Eton Reef Immobilien

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Drittens … Money for nothing, bzw. überall kleine Bescheißereien. Das alte Schizophrenie zwischen langfristigem Gemeinwohl, das auch einem selbst nützt, gegen kurzfristigen individuellen Lustgewinn. „Credit card fees“ von nicht selten 3,5 bis 5%, gegen die jetzt im eigenen Land sogar die verschlafenen Neuseeländer Sturm laufen, sind anscheinend fester Bestandteil vanuatesischen Geschäftssinns. Lächerlich hohe Eintrittsgebühren für schöne Plätzchen in der Natur, weil man darauf spekuliert, dass Touris, die ein kleines Vermögen für die Anreise ausgegeben haben sich letztlich nicht lumpen lassen werden, wenn sie die Sehenswürdigkeiten abhaken bringen schnell, satt und ohne große Mühe Gewinn.

Mele Cascades Waterfall Obolus

Mele Cascades Waterfall Obolus

Aber sie hinterlassen einen unguten Nachgeschmack, und Leute wie ich schreiben dann auch noch drüber. Wenn das mal gut geht. Aber wie gesagt, Australien und Neuseeland machen es kaum besser. Insofern kein Grund zum Fingerzeigen. Andererseits sind die Preise in Vanuatu, sogar für Grundnahrungsmittel wie Bananen, nicht gerade billig. Kann es sein, dass die Raffgier zum Schluß nur Inflation erzeugt und letztlich gerade die Dörfler, die einen schnellen Vatu einstecken wollen davon am meisten gebissen werden? Und kann es sein, dass um fünf Ecken dasselbe bei uns passiert?

Viertens … moderne Managementpraktiken. Die lokale Gazette, die Vanuatu Daily Post brachte in einer Januarausgabe einen Beitrag über die effektive Verdoppelung der Gebühren, die entrichtet werden müssen, wenn Ausländer ihre ein Jahr gültige Aufenthaltsgenehmigung verlängern. Und das geht so. Ein vorgesetzer Manager der Einwanderungsbehörde, die für Aufenthaltsgenehmigungen zuständig ist, beschloß anscheinend, dass man Prozesse straffen müsse, durch „out-source-en“ der Antragsbearbeitung an eine private Firma, die natürlich ihre eigenen Unkosten plus Gewinn erwirtschaften muss, was zu der exorbitanten Preiserhöhung führt. Der Clou: die private Firma wird von eben dem Amtsleiter geführt. Wieder: da kann man sich die Schenkel klopfen, und Mord und Totschlag schreien, aber … ist es bei uns soviel anders? Ich denke nicht.

Übrigens Chapeau Daily Post. Ich bin mir sicher, dass so ein Investigativjournalismus in Vanuatu nichts für schwache Nerven ist.

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Die Liste kann man beliebig verlängern. Im Grunde, bei etwas Nachgrübeln, fällt aber auf, dass es da nichts zu wundern und lachen gibt, in diesem unserem realexistierenden Vanuatu. Im Gegenteil. Ich bin den ni-Vanuatu dankbar, dass sie so unverblümt ihren Machenschaften nachgehen. Wir im ‚Westen‘ usw. sind deren Vorbild und leben letztlich in einer Super-Bananenrepublik, die kein bischen nachhaltiger funktioniert als Vanuatu. On the contrary. Sollte das Vanuatu-Modell mal implodieren, gibt es genug Land, Flüsse und Meer, dass niemand hungern muss. Bei uns sähe es weniger rosig aus. Sprich, die ni-Vanuatu können sich ihr absurdes System wahrscheinlich besser leisten als wir. Auch eine Erkenntnis …

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