SideTrack: Wo die “Great Walker” heute stehen


Treue Leser werden sich an den Artikel zu einem Preisausschreiben des Department of Conservation, Air New Zealand usw. erinnern: es ging darum eine Gruppe von 4 zu finden, die einige der spektakulärsten Wanderwege Neuseelands im Februar 2013 abgehen, und sich gleichzeitig poetisch über das Erlebte ergießen sollte.

Teilnahmeschluss war Oktober 2012, dann wurde selektiert, und jetzt stehen die glücklichen vier Gewinner fest.

Ich lehnte mich damals aus dem Fenster und sagte vorher, dass die Gewinner die derzeitigen Haupttourismusquellen Neuseelands abdecken würde. Meiner Meinung nach hätte ein kommerziell korrekter Mix zwei ethnische Asiaten und zwei nationale Europäer beinhalten müssen, und fast sicher einen Deutschen, weil die Deutschen ja bestimmt als Touristengruppe wahnsinnig wichtig ist.

Nun, vielleicht sind die Deutschen ja doch nicht so entscheidend, oder man hat sie als Melkkühe Südeuropas irgendwie schon abgeschrieben. Unter den 20 Finalisten waren noch zwei Deutsche, und ein in der Schweiz lebender Deutscher, aber unter die glorreichen 4 schaffte es letztlich keiner 🙁 … bei einem war das Englisch zugegeben unter aller Kanone, und der Deutschschweizer ist als praktisch professionell Reisender vielleicht auch außerhalb der Zielgruppe.

Wer gewonnen hat, steht im Detail hier – und ich hatte doch nicht ganz Unrecht mit meiner Prophezeiung, denn mit Stephanie Hathaway (USA), Richard Harrison (Großbritannien), Joel Cogger (Australien), und Toshitake Suzuki (Japan) sind tatsächlich die Hauptherkunftsländer der derzeitigen Touristenschar repräsentiert, und es ist wenigstens ein Asiate dabei und eine Frau. Ok, nicht zwei Asiaten und zwei Frauen, aber was da an Korrektheit fehlt machen Stephanie und Richard wieder wett, denn Stephanie war irgendwie mal in der Entwicklungshilfe und hat danach Krebs überlebt, und Richard war fettsüchtig und hat auch dieses Schicksal überwunden. Das sind ja so die Geschichten, die heute alle gut finden.

Was ich mich übrigens – rhetorisch und real – frage, ist wie so eine Stephanie oder Richard sich eigentlich finanzieren. Ist ja toll Ketten abzuwerfen, seinen Träumen nachzugehen, und einen positiven Unterschied in der Welt zu machen, statt einem ekligen Bürojob nachzugehen – aber wer zahlt die Miete, den Strom usw? Naja, vielleicht ist so eine Frage einfach auch sehr deutsch 🙂

Joel scheint übrigens ein ‚typisch australischer‘ happy-go-lucky Charakter zu sein, der in einer Art Bürojob herumhängt, gegen den allemal keiner was haben kann, und Toshitake ein japanischer Naturphilosoph … irgendwie die Wildcard in der Gruppe, sicher unergründlich und unberechenbar, und linguistisch herausfordernd.

In Februar wandern die 4 los. Ich werde mir ihre Blogs gut ansehen, und mich melden, wenn es was Interessantes gibt. Hoffentlich keine „atemberaubenden Sonnenuntergänge“, und „einmaligen Aussichten“, oh Gott, …

***

Ach ja, zum Thema Tourismus der Zukunft in NZ hat sich Bernard Hickey heute im New Zealand Herald ausgelassen, in einem Artikel, den ich so daneben finde, dass ich ihn im Anschluß gleich verreißen werde! Aufgepasst …


2 Responses to SideTrack: Wo die “Great Walker” heute stehen

  1. Jenny sagt:

    .. bin gespannt!
    Und eigentlich interessieren mich die von NZT fein zusammengestellten „Abenteuer“ dieser Abenteurer 2.0 gar nicht wirklich. Sie laufen halt die Great Walks, na und? Das tun ja wohl tausende andere Touristen auch. Wenn sie jetzt eine/n Rollifahrer/in, eine/n Blinde/n oder eine Familie mit fünf Kindern losgeschickt hätten, DAS wäre mal interessant gewesen.

    Frohe Weihnachten, Peter!

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