SideTrack: Ein vielversprechender Rutsch


Nachdem sich Zyklon Evan während der Weihnachtstage endgültig ausgetobt hatte, war die Nordinsel am Neujahrstag von Sonne durchflutet, und auch die Windmaschine hat ein Einsehen und gab uns eine Atempause. Anlass für eine kleine Coromandel-Weltreise, für ein paar Bilder, und für – nebenbei bemerkt – den 100sten Artikel in unserer NZ2Go Kollektion.

Prolog: Deutsche Live-Berichterstattung zum Skytower-Feuerwerk

Der erloschene Vulkankegel Mount Victoria in Devonport ist so etwas wie eine Pilgerstätte für Feuerwerksgucker und Schiffshornhörer zur Jahreswende. Die meisten kommen etwa um 23:30 den Berg hoch geschnauft, mit Decke, Flaschen, Knabbereien usw. und Platz war bisher immer reichlich vorhanden. Dieses Jahr erwartete uns allerdings so eine Art improvisiertes deutsches „Operations Centre“, zwei junge Landsleute hatten Stühle und andere Campingmöbel aufgebaut, um anscheinend übers IPad die Lieben daheim mit Bildern erster Hand zu versorgen. Der weibliche Teil zeigte sogar Heroik und saß stramm im Singlett da, während alle anderen sich in ihre Pullis wickelten. „New Zealand is a warm country, you know …“

Das Feuerwerk war dann eher anti-klimaktisch. Von der Plattform des Skytower wurde Pyrotechnik verpulvert, recht wenig und recht unspektakulär, und in keiner Weise vergleichbar mit der Show, die Sydney jedes Jahr bietet. Schade, dass die Geschäftsleute in Auckland nicht verstehen, dass ihr Feuerwerk das erste ist, das weltweit ausgestrahlt wird. Zur Zeiten von Kim Dotcom, mit weiten Spendierhosen, war das noch etwas anderes 🙁 …

Trotzdem, es war eine frische Silvesternacht, unter sternenklarem Himmel, der Windgott spielte mit, so dass für den nächsten Tag nur Gutes zu erahnen war. Auf zu den wirklich schönen Stränden Neuseelands!

Kapitel 1: Elektrisierende Thames Fatamorgana

Thames ist eine Kleinstadt am südlichen Ende des gleichnamigen „Firth of Thames“, einer langezogenen, flachen Bucht, die mehr oder weniger Auckland von der Coromandelhalbinsel abtrennt. Das Städtchen hat Reste von Flair, in Form alter viktorianisch inspirierter Häuschen und öffentlicher Gebäude, die zum Teil noch aus der Zeit des Goldrausches Mitte des 19. Jahrhunderts stammen. Für mich immer der Ort um Angelköder zu besorgen, 1/2 Kilo Squid, 4 bucks, sowas  in der Gegend.

Ein wenig nördlich liegt das Dorf Tapu, und Ja, der Name ist die polynesische Wurzel unseres ‚Tabu‘ – und zumindest an diesem Tag und für mich war es auch Programm.

Zuerst aber die Fatamorgana, so eine Art Meeresspiegelung – in Ermangelung des korrekten Terminus (kennt jemand den richtigen?) – fiel mir vom Auto aus auf, kurz links rübergezogen, über einen mit weißem Klee bewachsenen Rasen geschritten, und:

Wasserspiegelung Tapu Neujahrstag 2013

Wasserspiegelung Tapu Neujahrstag 2013

Um ganz ehrlich zu sein, mir war dieser Wasser-Luft-Effekt erst aufgefallen, nachdem mich die Surrealität der scheinbar übers Wasser wandelnden Urlauber und Muschelsucher an dem Motiv angezogen hatte.

Jetzt noch das Elektrisierende: Schlappen, Klee, Bienen – mein letzter Bienenstich ist solange her, dass ich fast vergessen hatte, wie er sich anfühlt. Na das war ja ein guter Anfang ins neue Jahr. Andererseits, gleich ins kühlende Wasser gewatet, hatte der Stich keine Chance lange zu irritieren.

Kapitel 2: Whangapoua und New Chums Beach, zwei Kiwi Klassiker

Neujahrstag mit Familie am New Chums (Wainuiototo) Beach, mehr Kiwi geht wirklich nicht. Andererseits gibt es aber auch schreckliche Entartungen – durch verhasste Strandüberfüllung. Das Horrorbild eines überfüllten neuseeländischen Strandes ist in Kiwi Augen so in etwa das folgende:

Whangapoua Beach im Zustand der Überfüllung

Whangapoua Beach im Zustand der Überfüllung

Wenn ich da so an italienische Strände im August denke – was für Luxusprobleme unsereins doch zum Teil hat.

Hier noch die – wenn wir schon beim Surrealen sind – markante wie winzige Pungapunga Insel im Detail. Zoomt mal rein. Kristalliner Basalt (?) ist klar zu erkennen, mit Patina aus Flechten, und Verformungen, die Mutter Erdes Kraft verbildlichen. Ich kann das Staunen jedenfalls nicht lassen.

Die Pungapunga Insel

Die Pungapunga Insel

New Chums Beach hat – Gott sei es gedankt – keine Autozufahrten. Man muss sich einen kleinen Spaziergang von Whangapoua aus gönnen um dorthin zu gelangen – der es Wert ist. Es wartet ein noch etwas breiterer Strand, und die Wahrscheinlichkeit weniger Menschenmassen 🙂 New Chums ist allerdings auch ein Denkmal für all das, was an Neuseeland falsch ist: Geldgier und Kurzsicht. Einer der wenigen verbleibenden echten Badestrände Neuseelands, die nicht mit elenden Ferienhütten verbaut sind, sollte eben dieses Schicksal blühen. Hoffen wir, dass diesem Flecken Paradies das Schlimmste erspart bleibt.

Kapitel 3: Little Bay, Waikawau – Fischen mit Zeltlagerromantik

Für Puristen, die sich ganz dem Naturerlebnis hingeben möchten ist allerdings auch New Chums zu … zu uncool. Etwas weiter nördlich und nur per Schotterpiste zu erreichen, bietet das Zweigestirn Little Bay und Waikawau mehr Abgeschiedenheit (Waikawau verfügt nur über einen DOC Zeltplatz), und ausgezeichnete Fischgründe. „Spearfishing“ (Harpunenfischen, aber ohne Sauerstofflasche) sind hier angesagt, genauso wie tradionelles „Rockfishing“ vom Felsen herab. Ich ziehe hier manchmal schon mit der ersten Leine einen Fisch an Land, gestern habe ich es allerdings bei Schwimmen und Schnorcheln belassen, weil im Sommer einfach zu viele Jäger des Hasen Tod sind. Gefangen habe ich trotzdem etwas, kurioserweise einen im Wasser treibenden 10-Dollar Schein. Was für ein Zufall ist denn sowas? Sicher in überirdischer Wink, dass ich das mit der Biene nicht zu Ernst nehmen soll!

Zwischen Kennedy Bay und Little Bay

Zwischen Kennedy Bay und Little Bay

Waikawau im besten Schein

Waikawau im besten Schein

Harpunenfischen - ein Spaß für alle Altersgruppen

Harpunenfischen – ein Spaß für alle Altersgruppen

Ein Sturmvogel ("petrel") verteidigt sein Revier

Ein Sturmvogel („petrel“) verteidigt sein Revier

Epilog: Coromandel West im Abendlicht

Auch der schönste Tag geht irgendwann zu Ende – oh je, die Floskeln – und das ist auch gut so, denn sonst könnte man nicht gegen die Sonne fast monochromatische Fotos machen. Hier zwei Beispiele, die erstens zeigen, dass die ‚Strände‘ auf der Westseite der Coromandel eher schlickig als sandig sind, und zweitens, dass man dort wirklich schön gerundetes Lava und anderes Gestein finden kann. Ich stelle mir immer eine damit gepflasterte Veranda vor – jetzt brauche ich nur noch ein passendes Anwesen dafür! Hmmm, der 10-Dollar Schein …

Bei Colville, Coromandel

Bei Colville, Coromandel

Zwischen Colville und Coromandel Town

Zwischen Colville und Coromandel Town

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Damit entlasse ich Euch ins Jahr 2013, wünsche allen einen guten Rutsch, und hoffe Euch ein wenig Lust auf Neuseeland im Sommer gemacht zu haben … vielleicht 2013/14?


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