FactSheet: Neuseeländisches Banken Einmaleins – Immobilienfinanzierung


Einen „quarter acre“ Neuseeland also ein klassisches Grundstück (mit Häuschen) in den Vororten von etwa 1000 qm Größe besitzen zu wollen, war lange Zeit ein Teil des Kiwi-Genoms und auch der Traum der meisten zugewanderten Neubürger. Sattes grün, der Tui im Geäst und ein paar Fantails in den Büschen, das Auto vor der schäbig-coolen Wellblechgarage und damit in 20 Minuten in der Innenstadt, so ließe sich in der Tat leben.

Warum es heute schwieriger denn je ist diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, habe in der NZ2Go-Immobilienserie, siehe ganz unten, bereits ausführlich beschrieben. Nichtsdestotrotz kaufen Neuseeländer natürlich auch heute noch Häuser, und in Auckland vermehrt Wohnungen. Für die meisten bedeutet das sich einen Immobilienkredit besorgen zu müssen.

NZ2Go erklärt, was man als deutscher Auswanderer wissen sollte, bevor man sich in dieses Unternehmen stürzt.

Kreditwürdigkeit

Ganz großes Thema! Zwar behauptet die Welt von sich globalisiert zu sein, aber sobald man von Deutschland nach Neuseeland zieht stellt sich die Realität subtiler da. Die Schufa produziert zum Beispiel keine Selbstauskünfte in englischer Sprache und selbst wenn, wäre es fraglich, ob die neuseeländischen Kreditinstitute wissen würden, was die Schufa überhaupt ist.

Eure Kreditwürdigkeit stellt ihr als zugewanderte Normalpersonen u.a. wie folgt unter Beweis:

  • etwas Erspartes, mindestens 20% des Kaufpreises, sollte vorhanden sein. Wenn es unter der 20% Marke liegt, müsst ihr mit einem Risikoaufpreis bei den Zinsen rechnen.
  • wenn ihr eine Wohnung statt eines Hauses kauft, wird ein höherer Eigenkapitalanteil (also mehr als 20%) gefordert, denn Wohnungen gelten im Notfall als weniger leicht verkäuflich.
  • ausreichende Einkommensflüsse müsst ihr natürlich auch nachweisen können. In Neuseeland kommt – ganz grob – die ‚Drittelregel‘ zur Anwendung: ein Drittel des verfügbaren Einkommens (minus Miete) eines Haushalts kann in die Tilgung der Schulden und Zinsen fließen. Auf den Webseiten der Kreditgeber, oder auch der Immobilienmakler gibt es kleine Online-Rechner, die die Höhe der Raten abschätzen.
  • eure Zahlungsmoral muss nachweislich intakt sein. Dazu Bankauszüge aus Deutschland, die mindestens ein halbes Jahr zurückreichen nach Neuseeland mitbringen.
  • jetzt kommt es ganz bizarr, aber kein Witz: vor dem Darlehensantrag schon ein paar Sachen in Neuseeland auf Pump kaufen (Möbel, Haushaltselektronik, Handy etc.) und brav die Raten bedienen. Denn wenn ihr nie einen Kredit in Neuseeland aufgenommen habt, geht die Bankenwelt nicht davon aus, dass ihr das bisher einfach nicht nötig hattet, sondern dass euch keiner gelassen hat. Absolut typische Kiwi-Denke übrigens!

Permanenter Aufenthaltsstatus

Die Banken verleihen im allgemeinen nur an Migranten mit einer Aufenthaltsgenehmigung des Typs „resident“ – den entsprechenden NZ2Go Artikel dazu lesen. Trotzdem wird die „residency“ nicht als make-or-break Pauschalkriterium herangezogen, sondern jeder Fall gesondert bewertet. Will heißen, wenn zum Beispiel ein Teil der Familie schon in Neuseeland siedelt, andere Familienmitglieder sich aber noch in Deutschland aufhalten und dort gutes Geld verdienen, dann kann es sein, dass die Bank trotzdem einen Kredit vergibt.

„Mortgage Brokers“ und „Agents“

Kreditaufnahme, zumal für den Hauskauf, ist in Neuseeland etwas so Zentrales, fast schon ein Sozialisierungsritus, dass sich darum eine ganze Industrie ausgebildet hat, unter anderem von Leuten, die dabei helfen den besten Kredit zu finden. Ich habe diese Experten noch nie in Anspruch genommen und kann sie deshalb weder im Allgemeinen noch im Speziellen empfehlen. Allerdings führt eine kurze Internetrecherche zu Seiten wie Approved, und zu vielen anderen, die man sich angeschaut haben sollte. Wenn ihr euch dafür entscheidet eine Agentur anzuheuern, dann deren Empfehlungen durchdenken und nicht blind folgen – klar.

Art des Kredits

Mortgage Brokers oder die Kreditinstitute selbst werden euch – hoffentlich – beraten, was für eine Art von Kredit im Hinblick auf die Art der Abzahlung eurer Situation am besten entspricht:

  • „Table loans“ sind die häufigste Form. Gleichbleibende Raten in regelmäßigen Abständen, simpel.
  • „Reducing loans“ fangen mit hohen Raten an, die mit der Zeit abflachen. Vorteil ist, dass ihr das „principal“, die ‚Hauptschuld‘ zügiger abtragen könnt und dadurch zusammengenommen weniger Zinszahlungen anfallen.
  • „Interest only“ bedeutet, dass ihr nur „interest“ (= Zinsen) abzahlt, das „principal“, also die Hauptschuld, aber gleich bleibt. So ein Arrangement wird meistens nur kurzfristig eingegangen.
  • „Mixed loan“ ist eine Mischform aus „table“, „reducing“ und „interest only“, die ihr oder euer mortgage broker individuell mit dem Kreditgeber aushandelt.

Zinsregime

Zur Auswahl stehen fester („fixed“) Zins über eine gegebene Zahl von Jahren oder variabler („floating“) Zins, der die Zinschwankungen der Notenbanken und Gedlmärkte mitmacht, oder irgendwas zwischendrin.

Wegen der momentan wirtschaftlich schwer berechenbaren Zeiten lassen sich die meisten Banken nur auf „fixed“ bis zu zwei Jahren ein. Danach gibt es ein „re-fixing“ auf einen neuen Zinssatz und Abzahlzeitraum, oder einen Schwenk hin zu „floating“.

Was nun besser ist, „fixed“ oder „floating“ ist eine Wissenschaft für sich. Theoretisch wählt man „fixed“, wenn man meint, dass die Zinsen bald steigen und „floating“, wenn man fallende Zinsen vermutet. Aber heutzutage, wer weiß da schon, was sich die globale Mafia aus Zentralbankstern und Politikern in bezug auf Zinsen als Nächstes einfallen lässt? Ich jedenfalls nicht.

„Pre-approval“

Die ‚Vorab-Bewilligung‘ eines maximalen Darlehens wird vom Kreditgeber erteilt bevor feststeht, ob und was genau ihr kaufen wollt, und vor allem wie viel es kosten soll. Der Sinn dahinter ist Käufern deren finanziellen Spielraum zu signalisieren, damit sie sich auf Objekte in einem realistischen Preisrahmen konzentrieren können. „Pre-approvals“ sind für beide Seiten unverbindlich und gelten meistens drei Monate.

Hart verhandeln!

In Neuseeland ist es üblich zu schachern, tut euch also keinen Zwang an beim Versuch einen besseren Zinssatz oder Konditionen herauszuholen. Außerdem versucht mitzunehmen was geht. Banken versuchen Kunden anzulocken, indem sie beispielsweise anbieten die Anwaltskosten der Transaktion, oder die Umzugskosten zu übernehmen. Falls man euch solche Extras nicht anträgt, ruhig danach fragen.

Versicherungsschutz

Manche Banken beleihen nur Immobilien und Kreditnehmer, die versichert sind. Das heißt, dass ihr euch rechtzeitig zu „home insurance“ und „life insurance“ (Risikolebensversicherung) informieren solltet.

Netzwerke nutzen

Kollegen, Freunde denen ihr traut und die schon Immobilien erstanden haben, sind wichtige Ratgeber. Verzichtet nicht auf deren Erfahrungen bei der Kreditbeschaffung.

Eine deutsche ‚Community‘ in Neuseeland existiert leider kaum, obwohl Deutsche zu den ersten nicht-englischen Migranten Neuseelands zählen. Anders als bei, sagen wir, Chinesen gibt es unter uns Deutschen wenig nennenswerten Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe. Schade drum, aber von dieser Seite bis auf Weiteres keine Unterstützung erwarten.

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Na, dann viel Spaß beim Hauskauf 😉 …

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3 Responses to FactSheet: Neuseeländisches Banken Einmaleins – Immobilienfinanzierung

  1. Anais Dedeoglu sagt:

    Lieber Herr Peter P.,
    ich (Schülerin aus Deutschland) schreibe eine Seminararbeit über das soziale Sicherungssystem in Neuseeland, beispielsweise das Renten-, Gesundheit- und Sozialsystem. Ich finde es ziemlich schwer, Informationen über mein Themengebiet zu finden, bin jedoch bei meinen Recherchen nun schon öfters auf ihren Blog gestoßen. Daher wollte ich Sie fragen, ob Sie mir zusammenfassende Informationen zukommen lassen könnten.

    Darüber würde ich mich sehr freuen und Sie würden mir dadurch wirklich weiterhelfen!

    Liebe Grüße,
    A.D. 🙂

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