FactSheet: Neuseeländisches Banken Einmaleins – Sparkonten


Sparen und Neuseeland hört sich auf den ersten Blick wie ein Gegensatzpaar an. Im Durchschnitt ist jeder neuseeländische Haushalt mit knapp 150% des verfügbaren (jährlichen) Einkommens verschuldet und damit ziemlich weit oben in der internationalen Privatschuldenliga angesiedelt. Wesentlich höher als Deutschland mit etwa 90%.

Auf den zweiten Blick heißt das – zumindest theoretisch – dass sich neuseeländische Banken um einiges mehr anstrengen müssen, um die niedrige Spartendenz anzufeuern. Denn ganz auf ausländische Finanzierungsquellen wollen sich nicht einmal Neuseelands Banken verlassen.

Allgemeines

Die Mechanik des Sparkontos unterscheidet sich kaum vom deutschen Gegenstück. Einzig die Zinsausschüttung erfolgt in Neuseeland meistens monatlich, während sie in Deutschland üblicherweise einmal pro Jahr stattfindet.

Und die neuseeländischen Zinsen sind momentan sehr viel höher als die deutschen. Das hat zum einen damit zu tun, dass der Leitzins der EZB nur 0,5% beträgt, während es bei der RBNZ satte 2,5% gibt. Zum anderen, siehe oben, ist es schwieriger Neuseeländer als Deutsche zum Sparen zu motivieren.

Bankenbonität

Bei der Entscheidung wo ihr größere Summen Bares eventuell parken möchtet, spielt natürlich auch das Ausfallrisiko eine Rolle. Die RBNZ veröffentlicht eine Liste der üblichen Ratings (Fitch, S&P, Moody’s) aller in Neuseeland zugelassenen Finanzinstitute. Die vier Großbanken – allesamt mit australischer Mutter – also ANZ, BNZ, Westpac und ASB – werden meistens identisch bewertet.

Momentane Zinssätze

Die veröffentlichten Zinssätze hängen von den Details des Sparprodukts ab.

Bei den normalen Tagesgeld- und Sparkonten sind im Moment bei den großen 4 folgende Nummern angesagt:

ANZ: 2,6% / BNZ: 2,6% / Westpac: 2,6% / ASB: 2,5%

Daneben gibt es noch komplexere Sparkonten bei denen gewisse Regeln Abhebungen betreffend zur Anwendung kommen  – eine Art Mittelding zwischen Sparkonto und Festgeld. Im Detail gibt es viele Variationen, aber das Grundkonstrukt besteht aus einem Basiszinssatz den ihr immer bekommt (die erste Zahl in der Zahlenreihe unten) und einem Bonuszinssatz, der nur gezahlt wird, wenn eben die Regeln eingehalten werden, wie zum Beispiel keine Abhebung während eines Quartals, oder ein höherer Kontostand am Ende des Kalendermonats im Vergleich zum Vormonat.

ANZ: 0,1% + 3,65% = 3,75% / BNZ: 0,1% + 3,75% = 3,85% / Westpac: 0,1% + 3,8% = 3,9% / ASB: 1,0% + 3,0% = 4,0%

Das hört sich nach robusten Zinssätzen an, ABER die Banken bauen hier auf die Komplexität der Produkte gepaart mit der Nachlässigkeit vieler Sparer. Viele brechen die Regeln, die ihnen Anspruch auf den Bonuszins geben, weil die sie Regeln nicht verstehen oder sie vergessen. Und außerdem: das sind bei Weitem nicht die besten Angebote im Bankenmarkt, siehe unten!

Bei Festgeldern mit langen Laufzeiten sind Zinssätze bis über 5% erreichbar.

Last, but not least: es ist in Neuseeland üblich Zinssätze zu verhandeln, vor allem bei großen Beträgen. Die einfachste Strategie ist es sich eine Übersicht zu verschaffen und mindestens den Zinssatz zu fordern, den die Bank mit den im Moment besten Konditionen bietet – oder zu drohen zu eben dieser Bank zu wechseln.

Alternative Anbieter

Die oben genannten Big 4 bieten selbstredend nicht die einzigen Sparanlagemöglichkeiten. Ob ihr euer Geschäft zu einer anderen Bank tragen wollt, hängt von der Abwägung Bonität vs. Zins ab. Eine ausgezeichnete Gesamtübersicht bietet interest.co.nz an: rechts oben „Savings“ > „View all rates“ anklicken.

Es gibt eigentlich nur eine Bank in Neuseeland, die über die selbe Bonität verfügt wie die Großen 4, diese aber bei den Zinssätzen konsistent schlägt, RaboDirect New Zealand, die neuseeländische Tochter der niederländischen Rabobank, die auch in Deutschland ein ähnliches Tochterinstitut betreibt.

RaboDirect NZ spezialisiert sich auf Finanzierungen im Bereich Agrar und ist eine Direktbank (verfügt also nur über eine Online-Filiale und keine Zweigstellen) und bietet nur Sparprodukte an. Ein Sparkonto bei der RaboDirect muss also immer mit einem Girokonto einer herkömmlichen Bank verbunden sein.

RaboDirect New Zealand bietet zur Zeit 3% aufs Sparkonto und 1,0% + 3,2 = 4,2% auf ein Bonussparkonto. Dabei ist RaboDirect so fair und verschickt Erinnerungs-EMails, falls ihr die Voraussetzungen für den Bonuszins im laufenden Monat noch nicht erfüllt.

Wechselkurse

Für Leser, die nach Neuseeland auswandern, oder sich dort längere Zeit ohne Zukunftsplanung in Deutschland aufhalten wollen, bietet es sich natürlich an die besseren Zinsen in Neuseeland zu nutzen.

Überweisen Sie Geld ins Ausland, zu Kursen die Ihre Bank Ihnen nicht bieten wird

Diejenigen, die irgendwann nach Deutschland zurück überweisen wollen, müssen sich allerdings im Klaren sein, dass Wechselkursschwankungen die effektiven Gewinne vergrößern – aber auch auslöschen können.

Steuern

Kapitalerträge aus Sparkonten werden in Neuseeland versteuert wie jedes andere Einkommen auch. Es gibt weder Freistellungsaufträge, noch eine besondere Kapitalertragssteuer. Wenn ihr in Deutschland versteuern müsst, dann besagt das Doppelbesteuerungsabkommen, dass 10% von Neuseeland erhoben werden, und der Rest je nachdem was in Deutschland fällig wird (wobei die 10%, die Neuseeland bekommt angerechnet werden).

Tipp: Achtet darauf, dass ihr die richtige „Default Tax Rate“ (der ‚Zinsabschlag‘) von der neuseeländischen Bank eintragen lasst. Wenn es keine anderen Einkünfte gibt und die Zinseinkünfte überschaubar sind, dann wird die „Default Tax Rate“ zum Beispiel 10,5% betragen.

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2 Responses to FactSheet: Neuseeländisches Banken Einmaleins – Sparkonten

  1. Mike sagt:

    Hallo Peter,

    gerade hab ich mich mit den FactSheets zum Thema Banken und Konto beschäftigt, da wir während unserer Reise nach Neuseeland bereits ein Konto eröffnen möchten. Allerdings bin ich nebenher auf eine Nachricht gestoßen, die mich beunruhigt. Wurde gerade eine Art Einlagensicherung durch die Regierung in Neuseeland verkündet? Muss man sich Sorgen in Bezug auf das Bankensystem in Neuseeland/ Australien machen, insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Privatverschuldung? Für eine kurze Einschätzung wäre ich sehr dankbar.

    Vielen Dank vorab und Gruß,
    Mike

    • Peter sagt:

      Hi Mike

      Sorry für die verspätete Antwort. Ich bin gerade unterwegs.

      Es gibt momentan keine Einlagensicherung. Die geplante Sicherung ist z.B. hier beschrieben: https://www.stuff.co.nz/business/113735118/govt-protection-proposed-for-90-per-cent-of-bank-deposits

      Ich persönlich schlafe auch ohne die Einlagensicherung gut. Kommt auch drauf an wieviel Du überweisen möchtest. Die großen Banken werden m.E. nicht so einfach Pleite gehen und zahlungsunfähig werden. 100% garantieren kann ich das natürlich nicht. Aber wenn Du, sagen wir Mal weniger als 10000 $ überweist, dann würde ich mir da keine größeren Gedanken machen.

      Meihe Sicht.

      Schöne Reise, Peter

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