FactSheet: Wie Deutsche in Neuseeland investieren


Die OIO (Overseas Investment Office) Neuseelands ist eine Behörde, die man erklären muss. Anders als in Deutschland kann sich in Neuseeland nicht jeder beliebige Ausländer Ländereien anschaffen oder in Industrien einkaufen, die von der Regierung als strategisch bedeutend eingestuft werden. Man braucht eine amtliche Genehmigung und die bearbeitet und erteilt die OIO.

Weideland, so weit das Auge reicht

Weideland, so weit das Auge reicht

Welche Investitionen sind genehmigungspflichtig?

Im Einzelnen sind die Bestimmungen auf deren Basis die OIO arbeitet kompliziert. Vereinfacht dargestellt braucht man eine Genehmigung, wenn

  • es um ein Geschäftsvolument von mehr als 100 Mio. Neuseelanddollar (etwa 65 Mio. Euro) geht, oder
  • Grundstücke gekauft werden sollen, deren Nutzung in einen strategisch wichtigen Wirtschaftszweig fallen, insbesondere Landwirtschaft (auch Erwerb von Küstenland, von historischer oder Maori Bedeutung, auf bestimmten – zum Beispiel den subantarktischen – Inseln usw. ist reguliert), oder
  • in Fischereirechte investiert werden soll, oder
  • Anteile an Firmen erworben werden sollen, die besagte Grundstückstypen oder Seerechte kontrollieren.

Der Teufel steckt natürlich im Detail, angefangen bei der Definition von ‚Ausländer‘ bis hin zur Frage was Landerwerb überhaupt bedeutet (Eigentum oder Pacht, wenn Pacht, Dauer der Pacht) usw.

Im allgemeinen stellt man so einen Antrag nicht selbst, sondern engagiert eine spezialisierte, meistens in Neuseeland ansässige Anwaltskanzlei oder Wirtschaftsberatung.

Unter welchen Umständen werden Genehmigungen erteilt?

Die OIO muss davon überzeugt sein, dass

  • Der Kauf den wirtschaftlichen Interessen Neuseelands dient, oder
  • Der Antragsteller glaubhaft machen kann, dass er sich in Neuseeland dauerhaft niederlassen möchte.

Wenn man in die Fall-Datenbank der OIO eintaucht, wird schnell klar, dass es sich bei der Entscheidungsfindung um keine Hexerei handelt. Bei den vielen Milchkuhfarmen und Weingütern, die den Eigentümer wechseln, ist meistens nur ganz lapidar vermerkt, dass der neue Eigentümer plant das Land auch weiterhin zur Milch- oder Weinproduktion zu nutzen. Das reicht. Und wenn nicht, kann man auch noch Zusatzinvestitionen ankündigen, zum Beispiel den Ausbau der Farm, die Erweiterung um ein Bauernhofhotel usw.

Wie sehr sind Deutsche in Neuseeland engagiert?

Die Zahlen der OIO erfassen nur die großen Geschäfte, die deutsche Investoren in Neuseeland tätigen. Das Ferienhaus in Queenstown oder ein Bach in der Coromandel gehören nicht dazu.

Trotzdem sind die Zahlen, auch im Vergleich zu anderen Ländern, aufschlussreich.

Seit Mitte 2005, also ungefähr in den letzten 10 Jahren haben deutsche Investoren in Neuseeland etwa 14000 ha Land gekauft. Relativ zur landwirtschaftlichen Gesamtfläche Neuseelands von etwa 11,4 Mio. ha macht das gerade mal 1/1000-stel aus. Winzig und nicht nur als absolute Zahl. Hier die Liste der größten Landkäufer in Neuseeland seit 2005:

  1. USA: 875.000 ha
  2. Australien: > 222.000 ha
  3. Kanada: 160.000 ha
  4. Großbritannien: 128.000 h
  5. Israel: 78.000 ha
  6. Italien: 53.000 ha
  7. Malaysia: 47.000 ha
  8. Schweiz: 42.000 ha
  9. VR China: 38.000 ha
  10. Niederlande: 35.000 ha

Deutschland spielt hier praktisch keine Rolle, was wieder einmal unterstreicht, dass Neuseeland als Investitionsstandort in Deutschland terra incognita, unbekanntes Land bleibt.

Die zelebrierte Ausnahme stellt sicherlich die deutsche BayWa dar, die 2012 die neuseeländische Traditionsfirma Turners and Growers incl. deren Apfel- und Birnenplantagen in Northland und um Hastings aufkaufte. Seither ist allerdings nichts in der Art mehr passiert.

Die weitaus größten Posten auf der deutschen Einkaufsliste in Neuseeland sind im Bereich Milchwirtschaft und Wälder angesiedelt. Schafzucht, wie man vielleicht vermuten könnte, dagegen kaum. Die fleißigsten deutschen Investoren sind alles andere als bekannt. Man liest Namen wie ‚NMP Farm Investment GmbH‘, ‚Aquila AgrarInvest Investitions GmbH‘ oder ‚DAH Beteiligungs GmbH‘, wobei letztere wohl in Teilen dem SAP Mitbegründer Dietmar Hopp gehört.

Glückliche Schafe bei Whangarei

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Eine andere Ausnahme ist  ‚JP Investments (NZ) Limited‘, die 2013 einen Anteil am Creekside Olive & Wine Orchard in Blenheim gekauft hat und hinter der ein gewisser Jörg Michael Pilawa, halbwegs bekannter deutscher Fernsehmoderator, steckt.

Insgesamt bin ich aber erstaunt, wie wenig aktiv deutsche Investoren in Neuseeland sind, zu einer Zeit in der viele andere Investitionen kaum noch Erträge abwerfen. Mir persönlich wäre es allemal lieber eine ‚Allianz‘ würde sich mit Lebensversicherungsbeiträgen in neuseeländische Milchfarmen einkaufen, statt das Geld in ’sichere‘ europäische Staatsanleihen zu versenken.

Wahrscheinlich kommen hier zu wenige seriöse Beratungsangebote mit einer konservativen deutschen Grundhaltung zusammen. Die vielen deutschsprachigen Neuseelandseiten, die Hurra-Meldungen zum Investitionsstandort Neuseeland verbreiten ohne Fakten zu liefern oder fundiert beraten zu können tun sicher das ihrige. Schade.

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NZ2Go bedankt sich bei Land Information New Zealand für die statistischen Datensätze.

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