Opinion: LH-AI-SQ-NZ-EK-JQ-QF-TG – der NZ2Go Airline Test Teil 3: Air New Zealand


Leser unseres Blogs werden sich erinnern, dass ich in der Vergangenheit wenig Positives zu Air New Zealand zu berichten wusste. Vor allem der Massenanschrieb der Firma an Blogs wie das unsere mit dem Vorschlag Air NZ PR-Material für umme ins Netz zu stellen hatte mich nicht beeindruckt. Erstens zog diese Aktion potentiell die sowieso geringe Qualität der meisten Neuseelandblogs noch weiter nach unten, denn wenn einem nichts mehr einfällt, dann kopiert man eben den Air NZ Schrieb und tut so als wäre das Information, und zweitens kann eine Firma wie Air NZ Werbung auch bezahlen – alles was Recht ist.

Zusammen mit meinen früheren Air NZ Flugerfahrungen, die so durchschnittlich waren, dass ich mich gar nicht mehr an sie erinnern kann, kam das nicht gut an. Aber man ist ja nicht nachtragend  :mrgreen: … also ganz neutral in den Air NZ Dreamliner 787 von Singapore nach Auckland eingestiegen.

Sauber, diszipliniert, kaum kitschig

Das Kabinenpersonal war eigentlich schon immer anders bei Air NZ und diese ‚Tradition‘ hat sich anscheinend verfestigt. Hier gibt es weder wie bei Lufthansa eine politisch korrekte nicht-Identifikation mit der nationalen Herkunft durch eine Crew, die die Vereinten Nationen abbildet noch chauvinistische Übertreibungen („Asian values“ etc) wie bei Singapore Airlines. Die meisten Flugbegleiter sind ganz normale Kiwis mit ganz normaler Demografie. Also keine blutjungen Strahlefiguren, sondern oft gesetzte Damen und Herren, die eigentlich gar nicht nach Flugpersonal aussehen. Es wird zwar darauf geachtet auch Personal mit Maori- oder Pasifika-Hintergrund an Bord zu haben – und daran ist auch nichts auszusetzen – aber insgesamt besticht die Mischung durch ihre Unauffälligkeit und, vielleicht weil viele Ältere dabei sind, auch durch unaufgeregte Effizienz. Man hat das Gefühl, dass die Leute die Lage im Griff haben und ihren Job auch gerne tun.

In puncto Sauberkeit und Frische der Sitze und des Drumherum gab es ebenfalls nichts zu meckern. Die Sitze sind für Flugzeugsessel eher flach (deshalb aber nicht weniger bequem), geben dadurch aber etwas mehr Beinfreiheit her.

Kia Ora Air NZ Dreamliner: ein eher junges Publikum

Kia Ora Air NZ Dreamliner: ein eher junges Publikum

Nun Ja, Lord of the Rings, Hobbit usw. mich nervt dieser ganze infantile Kram und ich bin kein Fan der Vermarktung von Neuseeland als ‚Mittelerde‘. Beim berühmten Sicherheitsvideo mit Hobbitkostümen habe ich halb weggesehen, muss aber sagen, dass es weniger peinlich war als befürchtet und zum Teil sogar ganz witzig.

Ein Entertainmentsystem für das Jahr 2015

Und es lässt sich ganz einfach beschreiben: man bedient das System wie ein in den Vordersitz eingebautes „tablet“ (IPad etc), siehe ein paar „screenshots“ unten. Es hat einige Extras, wie integrierte Absprünge in die Reisedatenbank von „Tripadvisor“, Bewertungsoptionen, oder auch klassische Airline-Knöpfe in „soft“ wie den Lichtschalter und den Stewardessenrufbutton.

„Bugs“, Fehler in der Software habe ich leider trotzdem feststellen müssen, wenn auch in den weniger populären Apps. Man kann doch ordentlich Testen, oder? Die Anmeldung beim Airpoints Programm von Air NZ, zum Beispiel, die ich probeweise eingetippt hatte, hatte Fehler und scheint trotz aller Mühen nicht funktioniert zu haben, da nun auch viele Woche später nichts von Air NZ zu hören ist. Die Bildschirmansage „The kitchen is closed“ stimmte auch nicht, da zu der Zeit gerade das Essen verteilt wurde. Wenn sowas nicht funktioniert, sollte man es einfach weglassen.

Die Filme selbst, ich nutze kaum die Musik oder Spiele, waren die übliche Hollywoodkost und zusätzlich noch etwas Weltkino und neuseeländische Filme. Der im Foto gezeigte, „The Dead Lands“ war eine eher armselige Nachahmung von Mel Gibsons „Apocalypto“ Epos – eher was für Kenner  😯 . Witzig aber, dass die letzte Szene, der Held blickt entschlossen über die tosenden Wellen eines einsamen Strands offenbar meinen Hausstrand, Bethells Beach, zeigt. Ich frage mich, ob sie die Leute vom Strand einfach weggejagt hatten?

Insgesamt eines der besten Airline-Unterhaltungsangebote, das ich in den letzten Jahren gesehen habe.

Auch das Essen stimmte

Immer dieses Aufhebens um das Essen – muss das sein? Natürlich nicht. Wenn man den Flug 100 Euro billiger bekäme und dafür die eigenen Stullen mitbringen müsste, wäre es mir auch recht. Aber bei einem so langen Flug kann gutes Essen auch für Kurzweile sorgen. Bei Air NZ stimmte das Menu. Leckere Happen, zum Teil aus neuseeländischer Quelle, gut zubereitet und gekonnt präsentiert. Dazu noch die typische Kiwiart der Selbstverwöhnung: es wurden zwischendrin Eis und Süßigkeiten verteilt, als wäre man bei einer Party in Aucklands Suburbia  😀

Strapazierte Geduld bei der Ankunft

Air New Zealand kann nichts für das Spießrutenlaufen durch die Duty Free Alkoholabteilung oder die langen Schlangen bei der Gepäckkontrolle (es geht vor allem darum keine Bio-Schädlinge ins Land zu lassen), aber der Vollständigkeit halber erwähne ich es trotzdem: es gibt schönere und angenehmere Flughäfen als Auckland was die Anreise betrifft.

Ganz zum Schluß noch ein Wort zu der „lost baggage“ Saga der ersten beiden Teile (Lufthansa, Singapore Airlines) dieser Reihe: Air New Zealand sorgte zusammen mit Singapore Airlines dafür, dass ich nach 24 Stunden in leicht anrüchiger Kleidung doch noch mein Gepäck erhielt. Dem Himmel sei dank, denn der Zettel, den man mitbekam, um gegebenenfalls den endgültigen Verlust des Gepäcks anzuzeigen sah ernüchternd aus: da wurde etwa nach Kaufbelegen für die verlorenen Habseligkeiten gefragt. Das ist in vielen Fällen sicher unrealistisch. Außerdem beim Anrufen der „lost baggage“ Leute am Flughafen in Auckland nicht leicht aufgeben. Die nehmen eher sporadisch ab.

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Wie bei den früheren ‚Flugrezensionen‘ stützt sich meine Meinung auf einen Flug und ist deshalb nicht ‚wissenschaftlich‘ fundiert. Trotzdem begrüße ich die offenbare Strategie von Air New Zealand sich qualitativ nach oben hin vom Rudel absetzen zu wollen. Der Flug von Singapore nach Auckland ging jedenfalls komplett in Ordnung, auch wenn ich mich nicht gerne vom Flugober der kein französisch spricht zur Aussprache von „Pinot“ belehren lasse – geschenkt. Weiter so Air New Zealand – ich hoffe, dass das Geschäftsmodell nachhaltig funktioniert. Ich wäre jedenfalls bereit für einen angenehmen Flug mit Air NZ mehr zu zahlen als für einen Flug von vorgestern mit der Konkurrenz. Gimmicks wie die Skycouch sind für mich dabei legitime Marketinginstrumente, aber nicht entscheidend. Auf Blödsinn der Hobbitart könnte ich andererseits gut verzichten. Aber das sind Details, die das positive Bild nicht trüben.

NZ2Go-Rating: 4 von 5 Punkten 

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Mit KIWI nach Neuseland

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