Pasifika: Souvenirs in Vanuatu finden


Das ist gar nicht so einfach wie es klingt. Vor allem nicht, wenn man Wert darauf legt, dass die Mitbringsel aus Vanuatu auch aus Vanuatu stammen. In Zeitalter der Globalisierung haben internationale „supply chains“ nämlich auch schon den Markt von Port Vila erreicht, ganz im Ernst.

Als Referenzwerk zu echten Souvenirs kann man übrigens die – etwas schräge – Webseite von ACTIV (Alternative Communities Trade in Vanuatu) heran ziehen. Deren „Online Store“ gibt einen sehr nützlichen Überblick über die wirklich lokalen Produkte, und einen Anhaltspunkt zu einem fairen Preis. ACTIV betreibt auch einen Laden am südöstlichen Ende der „Enten Lagoon“ etwa 2,5 km südöstlich des Starfish Cove Hotel, bei S17,75, E168,371, in einem Gebiet das unter dem Namen „Stella Mare“ läuft. Ein paar Ausstellungsstücke von ACTIV sind auch gegenüber der BRED Bank im Olympic Hotel in Port Vila zu sehen.

Apropos fairer Preis: es wird immer behauptet, dass Handeln zum Beispiel am Markt kulturell inakzeptabel sei. Ob man das den ni-Vanuatu – wenigstens in Port Vila – auch schon erklärt hat? Da wird zwar nicht gehandelt wie bei den Rosstäuschern im Bazar, stimmt, aber auch ein Vanuater kennt den Unterschied zwischen einer erfolgten Geschäftstransaktion und einer, die nicht zustande kam …

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Schnitzereien: stehen sicher ganz oben auf der Wunschliste. Vanuatu ist schließlich berühmt dafür. Masken, Tam-tams usw. Wenn man in die entsprechenden Läden in Port Vila geht, dann stellt sich sehr schnell die Frage, wie man etwas halbwegs authentisches ausmacht in dem Gewirr von Dingen, die irgendwie nach Südsee aussehen, aber potentiell von überall her stammen könnten. Das Problem ist natürlich keineswegs auf Vanuatu beschränkt. Man erinnere sich an meine früheren Beiträge zu Souvenirs in Auckland usw., in denen ich die Flut von „Made in China“-Imitaten von Maori Pounamu/Greenstone Handwerkskunst beklagte. Und man muss, aus deutscher Perspektive, gar nicht soweit reisen, um das Phänomen der Souvenir-Globalisierung zu bestaunen. Die Stände mit Touristen-Tand in Italien werden inzwischen meistens von Indern betrieben, die dort großteils Ramsch aus China feil bieten. Krass, dass es dem Publikum anscheinend egal ist. Naja …

Zurück zum Text. Echte Holzschnitzereien aus Vanuatu in Vanuatu finden … vor dem Kauf empfehle ich erst Mal in bona fide Museen ein Gefühl dafür zu bekommen, was wirklich von ni-Vanuatu Hand stammt, und was eher nicht, zum Beispiel hier:

  • Catholic Church Museum: in Nambatu (= Number Two, ein wenig außerhalb des Zentrums von Port Vila), neben der katholischen Kathedrale. Weil es nicht ausgeschildert und deshalb nicht ganz leicht zu finden ist, hier die Koordinaten: S17,753801, E168,316943. Man kann dort nicht jederzeit auftauchen und besichtigen, sondern muss vorher einen Termin ausmachen um die Sammlung sehen zu können. Dazu das Büro des Bischofs anrufen, Telefon 24440, und nach dem Pfarrer fragen, der das Church Museum verwaltet. Falls sich niemand meldet, in die Sakristei der Kathedrale gehen und um Hilfe bitten, falls jemand da ist.
Church Museum Nambatu

Church Museum Nambatu

  • National Museum & Vanuatu Kultural Senta: gegenüber des Parlamentsgebäudes, Rue Dartois (bzw. Rue d’Artois), Mo – Fr 09:00 – 16:30, und Sa 09:00 – 12:00, ist weder groß noch – leider – besonders gepflegt, oder gut präsentiert (was aber sicher nicht Personalmangel geschuldet ist), gibt dennoch einen guten Überblick über die Dinge, die man in Vanuatu handwerklich so produziert. Viele werden nicht aus Spaß oder Freude an der Kreativität hergestellt, sondern im Zusammenhang mit Ritualen, Zeremonien, und Feiern, und viele haben kommunalen Charakter, wie die Tam-tam Trommeln, die im ganzen Dorf hörbar sein sollen, und deshalb groß sind, im allgemeinen zu groß um als Präsent zu taugen. Zu kaufen gibt es Miniaturen, aber auch die sollten halt aussehen wie die großen Verwandten, um als Andenken dauerhaft Freude zu bereiten.
Ornamentales Tam-tam bei Devils Point

Ornamentales Tam-tam bei Devils Point

Maske im National Museum

Maske im National Museum

Interessant aus Neuseelandperspektive: Die ni-Vanuata haben eine Technik entwickelt, die über gezieltes Abbinden bei Baumfarnen zu Verdickungen führt, die dadurch die Dimensionen von dicken Baumstämmen annehmen und diese zu geeignetem Schnitzmaterial für große Tiki machen. Unter den Maori ist dieses Verfahren seltsamerweise nicht bekannt.

Tiki aus Farn

Tiki aus Farn

Kava: In Vanuatu und den anderen pazifischen Inseln ist der Genuss des Saftes natürlich erlaubt, andernorts nicht unbedingt. In Australien scheint die Legalität vom Bundesstaat abzuhängen, in Deutschland ist es anscheinend ok, in Neuseeland meines Wissens auch – obwohl ihr euch dazu natürlich selbst klug machen solltet, falls ihr euren Freunden Kavaprodukte mitbringen wollt.

Wie auch immer, es ist ein Geschenk zweifelhafter Natur. Wenn ihr euch den Geschmack von Kava vorstellen  wollt, dann stellt euch vor wie es ist, wenn ihr beim Zahnarzt seid, der Euch hinten eine Betäubungsspritze setzt und es geht ein wenig Betäubungsmittel daneben und läuft den Rachen runter. So schmeckt Kava, und es hinterlässt auch eine Art Betäubung im Mundraum. Ansonsten kann ich nichts Schlechtes darüber sagen, aber nur ganz wenige behaupten das Zeug wäre wohlschmeckend. Irgendwie anders hat man sich auch gefühlt, aber man muss sicher ziemlich viel trinken, bevor es wirklich wirkt.

Kavahaus am Dorf

Kavahaus am Dorf

Essen: Auch hier wieder die Sache mit den Einfuhrbestimmungen. In Deutschland im allgemeinen kein Problem, in Australien und Neuseeland fast ein Sakrileg.

Am Markt zu Port Vila

Am Markt zu Port Vila

Was auf alle Fälle geht ist kurz vor dem Flug meine Erfindung zur Kokosnusswassergewinnung -siehe Bild – einzusetzen, und eine Flasche von dem köstlichen Göttersaft mitzunehmen. Die Flüssigkeit die man in Deutschland, oder Neuseeland, als Kokoswasser in Dosen zu kaufen bekommt, ist oft aus Thailand und Vietnam, die für ihre Spritzwut mit Chemikalien bekannt sind.

Peters Coconut Water Device

Peters Coconut Water Device

Interessant, und für die Einfuhr nach Neuseeland und Australien unbebenklich ist auch der Kaffee von der Insel Tanna – wen’s interessiert.

Muscheln/Korallen: Ich meine selbst gesammelte. Sowas KAUFT man eigentlich nur, wenn man ein Liebhaber ist, und weiß was man da erwibt. Für den Rest von uns ist es weniger der Gegenstand, als das Erlebnis des Sammelns in freier Wildbahn, das den Erinnerungswert ausmacht. Soweit die guten Nachrichten, plus der Fakt, dass es genug leere Muscheln und abgestorbene Korallen an den Stränden Vanuatus zu finden gibt. Weniger gut ist das Theater, dass man bei der Rückreise nach Neuseeland aufgeführt bekommt. Artenschutz-Theater, das keine Art der Welt schützt, aber zum Verlust des einen oder anderen Objekts führen kann, ich hatte in einem früheren Artikel berichtet.

Mehr groß, als schön

Mehr groß, als schön

Kunst/Kunsthandwerk: Es gibt allerlei Gallerien, die das Kunsthandwerk von Einheimischen wie Neubürgern präsentieren, beispielsweise Batiks, also bemalte Stoffe und Seiden um Tragen. Allerdings haben Batiks keine kulturellen Wurzeln in Vanuatu, und ich weiß auch nicht, ob sie nicht letztlich aus Asien importiert werden. Übrigens muss die originale Kulturfremdheit nichts Schlechtes sein. Die ni-Vanuatu haben mit Begeisterung Reggae und so eine Art New Orleans Jazz eingebürgert und so überzeugend mit eigenen Stilelementen versehen, dass man die daraus entstandene Musik heute als sehr vanuatisch wahr nimmt.

Nichtsdestotrotz wären Batiks nicht meine erste Wahl, sondern eher Grafik. Juliette Pita ist eigentlich eine der wenigen ni-Vanuatu Künstler(innen), die auch außerhalb Vanuatus einen Wiedererkennungswert haben. Trotzdem betreibt sie keine Schickimicki Galerie und Boutique, sondern unterhält einen bescheidenen Stand am nördlichen Ende des „Arts and Crafts Market“ (etwa S17.734, E168.313), an dem man Juliette auch beim Malen beobachten kann. Ich mag ihre sehr lebendigen Ensembles, klassisch die verdrehten Körper von Stammestänzern, und viele andere Inselmotive, auf Papier oder Tapa und zu vernünftigen Preisen.

Alte Coca-Cola Flaschen: Falls es unter den Lesern Sammler gibt 🙂 … siehe Bild, am WKII Museum am nordöstlichen Zipfel von Efate haben die Amerikaner in den 40er Jahren genug zurückgelassen um entsprechende Nostalgiker zu bedienen.

WWII Museum Efate

WWII Museum Efate

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Mit KIWI nach Neuseland


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