Opinion: Steuert Air New Zealand auf die Pleite zu?


Das erste Mal wäre es ja nicht. 2001 musste die Fluggesellschaft schon einmal durch die neuseeländische Regierung mit fast einer Milliarde NZD – was damals viel war, heute aber nur noch einen Stadtteil von Nikosia retten würde – gestützt und verstaatlicht werden, um die drohende Insolvenz im Zusammenhang mit dem Ansett Australia Desaster abzuwenden. Ich habe übrigens heute noch meine alte Ansett Frequent Flyer Karte, zur Deko 🙁

Aber wie komme ich darauf, dass die Hobbit Airline wieder in Schwierigkeiten stecken könnte? Habe ich Insiderinfo? Nein, habe ich nicht. Nur erreichte mich vor einigen Wochen die seltsame email einer deutschen Werbeagentur, die offenbar im Namen von Air New Zealand alle möglichen Neuseelandblogs angeschrieben hatte, um dazu zu animieren den neuesten youtube Werbegag von Air NZ ins Blog zu stellen.

Dabei geht es um ein Air NZ Video mit Bear Grylls, dem Protagonisten von Survivalserien wie „Man vs Wild“ bei dem Bear irgendwo in der Wildnis aus dem Hubschrauber springt und anschließend selbst in die Zivilisation zurückfinden muss. Und während er das tut, teilt er mit dem Publikum seine Überlebenstechniken, die oft Insektenmahlzeiten und Uringenuß beinhalten. Unterhaltsam, aber wer führt die Kamera? Ein Kameramann. Und ein Arzt ist meines Wissens auch ständig in Reichweite. Bear hat in der Zunft deswegen einen relativ zweifelhaften Ruf. Es gibt andere mit ähnlichem Geschäftsmodell, die tatsächlich alleine unterwegs sind, und dabei zeitweise, und völlig ersichtlich, Todesangst durchleben. Das ist dann die Major League. Trotzdem ist Bear wegen seiner ausgefeilten englischen Public School Eloquenz und guten Aussehens erfolgreich im Metier.

Das ist aber gar nicht der Punkt. Sondern, dass Air New Zealand 5-Groschen-Blogs kontaktieren lässt, um quasi Werbung zu schalten – für umme. Das gibt mir zu denken. Air New Zealand ist schließlich kein Tante Emma Laden. Plus … 50 NZD Eintrittsgeld löhnen, um das Privileg zu erhalten dem Frequent Flyer Programm beizutreten, und Zusatzgebühren, wenn man auf die absolut exotische Idee kommt mit Kreditkarte zu zahlen.

Oder doch Tante Emma? Die Marketingstrategie ist jedenfalls auf Null Risiko getrimmt. All Blacks, Hobbits, jetzt Bear Grylls. Geht es noch unüberraschender? Und heißt das, dass Air NZ sonst auch nicht viel Neues einfällt, um auf einem Markt zu bestehen, der durch die Airlines vom Golf, Etihad, Emirates usw. mit ihren knackigen Multikulti-Stewardessen aus aller Welt gerade aufgemischt wird?

Na hoffen wir, dass sich der Wind bei Air NZ bald dreht, das Marketing mit Ideen brilliert, die nicht auch Fünfjährige hätten haben können, und uns dieser formidable Carrier mit unübertroffenem Netz in den Pazifik noch lange erhalten bleibt. Bis dahin aber bitte keine Werbespam mehr 🙂


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