Pasifika: Vanuatu für Touristen und Philosophen – 360 Grad Efate (1)


Iersten Artikel der Reihe waren wir glücklich in Port Vila angekommen. Die schwülstige „Bounty“ Poesie macht sich unweigerlich breit: tropisch-feuchte Hitze, die alle Hektik zerfließen lässt, auf jedem Quadratmeter blühendes Leben, Mangobäume, Papayastauden, Bananen, Blumen, viel Grün. Würde man einen Bleistift in den Boden rammen, trüge er am folgenden Tag wahrscheinlich Früchte. Und dann das Meer, in allen Farbvariationen von tiefblau bis schillernd türkis. Jetzt in einem Resort-Pool abzuhängen wäre legitim, aber bei der Vielfalt da draußen wäre es ein Jammer keine Entdeckungsreise zu wagen. Und das geht so:

Fortbewegung

Efate ist zwar nicht wirklich groß, aber doch nicht so klein, dass man im Traum daran denken kann die Insel zu Fuß zu umrunden (Fahrrad mag aber angehen). In den meisten vergleichbaren Ländern gibt es Linienbusse, die die Hauptstrasse um die Insel herum regelmässig abfahren. Das ist meistens preisgünstig, und ein Haufen Spass, weil man dann die Einheimischen beobachten kann bzw. schnell mit ihnen ins Gespräch kommt.

Leider nicht auf Efate. Null, wirklich Null Linienbusse (der Island Express, den man manchmal in Brochüren erwähnt findet ist längst eingestellt worden), weder in Port Vila, noch auf der Ringstrasse um die Insel. Statt dessen gibt es ein System von Minivans, die mit einem Kennzeichen beginnend mit ‚B‘ (für Bus) ausgestattet sind, und sozusagen den Busbetrieb an private Betreiber outsourcen. Die fahren vor allem dort, wo sich Geschäft machen lässt, also auf und ab, ab und auf, im Kreis und zurück in Port Vila, wo der Verkehr überraschend rege ist. Der Rest findet nicht statt.

Karte der Insel Efate

Karte der Insel Efate

Der Verkehr in Port Vila erinnert mich an eine Szene aus Albert Camus Buch ‚Die Pest‚ in der Oran, eine algerische Stadt in der im letzten Jahrhundert (tatsächlich) eine Pestepidemie ausgebrochen war, von der Umgebung abgeschnitten wird, der Straßenverkehr aber scheinbar ungebremst weiterläuft … nur dass es klar ist, dass sich die Autos im Kreis bewegen, was als Bild der prinzipiellen Sinnlosigkeit menschlicher Existenz usw. dient.

Sartre und Camus hätten an Port Vila ihre Freude gehabt. Dort dreht sich der Verkehr auch ohne Pestilenz im Kreis. Außerhalb von Vila nimmt der Verkehr exponentiell ab, und ca. 10 km außerhalb der Stadt, in beiden Richtungen, herrscht dann praktisch völlige Stille. Einheimische legen sich – kein Witz – zum Schlafen auf die Straße. Wohl weil sie ebener ist als der naturbelassene Untergrund (?) 🙂

Noch zu den Bussen: eine Fahrt im Großraum Port Vila (= 5 km Radius um den Markt herum) kostet 150 Vatu (= 1 Euro) pro Person. Etwas über Port Vila hinaus also sagen wir Mal in einem Umkreis von 10 km werden 300 Vatu genommen. Alles was darüber hinaus geht ist Verhandlungssache. Im Grunde ist das klar, und es wird kaum passieren, dass ein Fahrer auf Kurzstrecken plötzlich mehr verlangt, es wird aber Touristen immer nahe gelegt auch bei diesen Kurzfahrten den Preis vorher festzulegen. Es lohnt sich außerdem den Atem des Fahrers zu wittern (Alkohol?), und nicht unbedingt die völlig fertigen Busse zu nehmen. Ich habe Letzteres einmal nicht beherzigt, und endete in einem Todeszug ohne Bremse. Der fuhr dann flachere Umwege und bremste mit dem Gang. Drei Kreuzzeichen.

Port Vila: Abhängen zur Mittagszeit

Port Vila: Abhängen zur Mittagszeit

Mietauto beschaffen

Die Ringstraße um die Insel Efate ist etwa 130 km lang, und bis auf das Schlaglochdorado Port Vila selbst in sehr gutem Zustand. Wer sie ohne Tour-Terror abfahren will, also anhalten wo und wie lange man Lust hat, dem bleibt nichts anderes übrig, als sich ein Auto zu mieten. Alternativ dazu kann man bei einem der vielen Veranstalter in Port Vila eine Rund-um-die-Insel-Tour buchen, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen und die üblichen Touristenattraktionen um die Insel herum abzuklappern, bevor man auf eigene Faust gezielt die Orte besucht, die interessant ausgesehen haben.

An Autovermietungen gibt es in Port Vila die üblichen Verdächtigen: Hertz, Avis, Europcar, Budget, die alle ungefähr gleiche Tarife anbieten, und alle nicht weit weg vom „Leader Price“ Supermarkt zu finden sind (die Busfahrer kennen Leader Price eher als Straßennamen). Die meisten Tarife liegen um die 100 Euro pro Tag, mit bis zu 200 Freikilometern. Das ist nicht wenig Geld.

Am anderen Ende der Stadt hat sich World Car Rentals niedergelassen, die nominal wesentlich niedrigere Preise anbieten, aber zum Beispiel nur 100 Freikilometer – wobei die Straße einmal um die Insel herum schon 130 km misst. Ein Schuft, der Übles dabei denkt. Vorsicht auch bei „credit card fees“, wenn ihr mit Kreditkarte bezahlen wollt. Die betragen 3,5% bis 5% sind also nicht vernachlässigbar. Besser vorher Vatu als Bargeld aus einem der vielen Geldautomaten in Port Vila zu ziehen und mit Cash bezahlen. Auch genau auf die Benzinnadel schauen: der Tank ist oft nicht ganz voll, wird aber voll zurück erwartet, was eine Schummelei ist, die auch ins Geld geht. Last but not least, Vorsicht bei scheinbar freundlichen „Upgrades“ auf ein pompöseres Modell. Da kriegt man zwar mehr Auto fürs Geld, aber die schlucken auch mehr Sprit, der in Vanuatu genauso teuer ist wie in Deutschland. Eher einen „complimentary upgrade“ ablehnen, oder – was wahrscheinlich ist – wenn man ihn nur angeboten bekommt, weil halt der kleinere Wagen nicht verfügbar ist, versuchen einen Discount zu verhandeln. Das Gute an World Car Rentals ist allerdings, dass die (momentan) einen 15%-Preisnachlass auf die Rückseite der Ankunftskarte am Flughafen drucken lassen – also den Slip aufbewahren.

Gefahren wird auf der rechten Seite – gut für unserein, weniger gut für die Kiwis und Aussies, die das Touristenbild prägen. Einen internationalen Führerschein braucht man nicht, ein ganz normaler nationaler wird akzeptiert. Angeblich ist es uncool einen Sicherheitsgurt anzulegen, und unterstreicht den Touri-Status, aber ich würde trotzdem nie ohne fahren, denn die Gegend ist hügelig, und die Straßen entsprechend abschüssig.

Links rum, oder rechts rum?

Die Sage geht, dass man die Inselstraße nur gegen den Uhrzeigersinn abfahren soll, weil man es ansonsten mit brutalen Steigungen zu tun hat. Macht die Sache wohl interessanter. Die Realität ist, dass es egal ist, ob man im oder gegen den Uhrzeigersinn fährt. Ich habe altersschwache, vollbesetzte Busse gesehen, die auch die steilsten Abschnitte meisterten. Dann wird man das mit einem gemieteten Jeep ja wohl auch schaffen. Ein besseres Argument für gegen den Uhrzeiger ist der Sonnenstand. Es gibt an der Ostküste traumhaft (sorry für das ausgelutschte Adverb) schöne Strände, die bei vollem Licht noch besser aussehen als sonst. Vorausgesetzt man fährt morgens los, that is.

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Ich habe unlängst gehört, dass die durchschnittliche Verweildauer von Lesern in Online-Publikationen 2 Minuten beträgt. Deshalb mache ich jetzt Schluß – falls es jemand bemerkt – und komme im nächsten Artikel der Vanuatugruppe zu Destinationen, Bildern, Geschichten … bis bald!

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