Pasifika: Vanuatus Unterwasserwelt – Ein Traum in blau


Jedes Mal, wenn ich „The Islands“ – so schlicht nennt man in Neuseeland die pazifischen Inseln im Norden – anfliege, freue ich mich schon auf den ersten Fetzen türkis, den ich im Ozean entdecke: Riffe mit all ihren Assoziationen von warmem Wasser, bunten Fischen, extravaganten Korallen, unendlichen Farbvariationen. Sogar von weit weg – siehe auch Google Maps – sehen sie besonders, wie Juwelen aus. Btw, siehe auch die Kreationen von Anna Palmer, die u.a. von ihren Aufenthalten auf Aitutaki (Cook Inseln) inspiriert sind.

Jedenfalls gibt es die blauen Welten in Vanuatu satt, und – überraschenderweise – schon fast überall. Auf den Seychellen, zum Beispiel, oder auf Nuku’alofa (Tonga) würde mir nie einfallen im Hafenbecken der Hauptstadt zu schwimmen oder gar schnorcheln. In Port Vilas Fatumaru Bay, bzw. Vila Bay kann man allen Ernstes 50 Meter von der Hauptstrasse entfernt eben dies tun. Zugegeben, das hängt auch damit zusammen, dass die Hauptanlegestelle für größere Schiffe etwas abseits am südlichen Ende der Vila Bay liegt, aber trotzdem – Vanuatu, und Meerblau gehören noch immer fest zusammen, auch in der kleinen Hauptstadt. Und das muss man sehen und erfahren, sonst lohnt sich die Reise nicht.

Wie in früheren Artikel der Vanuatureihe erwähnt, kann man entweder die Insel Efate umrunden und praktisch überall in Strandnähe halten und auf aquatische Entdeckungsreise gehen, oder man mietet sich ein Boot, oder eine Bootsfahrt, die zu den kleinen vor der Küste der Hauptinsel gelegenen Eilanden führen (Tranquility, Lelepa usw.). Diese Inselchen führen weniger oder keine Bäche, und sind oft nicht einmal bewohnt, so dass das umgebende Wasser minimal von schlammigem Regenwasser oder den Folgen menschlicher Aktivität getrübt ist. Außerdem bringen Strömungen um die Inseln herum ständig frisches Wasser an die Strände heran und sorgen so für wirklich sauberes und klares Wasser, in dem eine überwältigende Vielfalt von Meerestieren gedeiht. Das wollen wir sehen!

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Einer der entzückendsten Flecken um Efate herum ist die Meerenge zwischen der Hauptinsel und den vorgelagerten Inseln Tranquility, Lelepa und Eretoka (Hat Island). Tranquility wird von der bekannten Coongoola Day Cruise angelaufen, aber zu groß, und zu teuer (aber bestimmt auch gut!), und Trips nach Lelepa kann man über die Bewohner der gleichnamigen Dorfs organisieren. Meine Wahl fiel auf Eretoka, auf die man entweder von der Dorfgemeinschaft Mangaliliu (gegenüber auf der Hauptinsel), oder von den Leuten aus Lelepa per „banana boat“, also einem kleinen Kahn mit einer Abdeckung auf einem Bootsende, gegen ein zivilisiertes Entgelt gebracht werden kann. Diese Option ist – with the benefit of hindsight – absolut unproblematisch, ich entschied mich aber trotzdem für eine Nummer größer, bootsmäßig, weil ich die Gegend noch nicht kannte, und etwas stabiler unterwegs sein wollte.

Mit der Golden Wing unterwegs nach Hat Island

Mit der Golden Wing unterwegs nach Hat Island

Sailaway Cruises

Namensvetter Peter Whitelaw ist der australische Skipper des 13m-Trimarans „Golden Wing“, der bei Samoa Point vor Anker liegt und gechartered werden kann, oder auch regelmäßig Ausflüge nach Hat Island und Umgebung anbietet, für etwa 80 Euro pro Erwachsenem. Die Operation läuft unter dem Namen „Sailaway Cruises„. Der Hat Island Ausflug beinhaltet die Abholung per Kleinbus wo immer man auf Efate wohnt, die Überfahrt nach Hat Island mit ausgiebigem Schnorchelaufenthalt, anschließendes Übersetzen zum Survivor Beach auf der Hauptinsel incl. Schorcheln, gefolgt von einem Aufenthalt am Paul’s Rock, wo der Meeresboden etwa 500m fast vertikal abfällt.

Viel Natur, wenig Gequatsche

Was es nicht gibt – Gott sei dank – sind irgendwelche ausgedehnten Begrüßungsrituale, Ansprachen und ähnlichen Quatsch. Peter lässt seine Gäste im wesentlichen in Ruhe, und das ist gut so. Es geht darum Natur zu erleben, und nicht ein Entertainment-Programm. Ich hasse die aufgesetzte Freundlichkeit und das inhaltlose Geschwätz, mit denen man ansonsten auf fast allen Touri-Operationen belästigt wird. Angeblich weil ‚die Leute‘ das so mögen. Gut, dass Peter seine Tour bullshit-frei hält. Good on ya, mate! Dickes Plus.

Zu Beginn eine Mutprobe

Auch an Land bleibt Peter Whitelaw über-cool. Er fährt den etwas abgewohnten Kleinbus mit den Tourern und zwei Crew zum Samoa Point über die Hügelkette, die hinter den Mele-Wasserfällen beginnt, selbst und verschwendet keine Zeit mit unnötigen Bremsmanövern 🙂 … das ist wirklich ein Erlebnis, und bringt einen Gott näher.

Dann nach Hat Island: S17.633, E168.15

Borden in der Samoa Point Marina, langsam an Lelepa vorbei, mit Segel und etwas Motorkraft, Dorfmenschen, zum Teil zum Einbaum fischend, lachen und winken. Das Meer: tiefblau, ab und zu von fliegenden Fischen unterbrochen. Die Sonne harsch, unbedingt wiederholt eincremen, Hut aufsetzen usw., ist klar. Gott ist ein gütiger Mann.

Schnorchelzeug gibt es umsonst zu leihen, aber es ist gewöhnlich besser eigenes mitgebracht zu haben. Vor Anker am südwestlichen Ende von Eretoka, in etwa 10 Meter tiefem, glasklarem Wasser. Endlich kann es losgehen. Leider habe ich keine Unterwasserkamera 🙁 … [Patch für nun: siehe ein Sample aus Pete Whitelaws privater Gallerie ganz am Ende des Artikels] deshalb kann ich Euch visuell nicht mitnehmen, aber es ist fantastique. Vor Gesundheit strotzende Korallen, in allen vorstellbaren Farben und Formen. Fische, viele Fische, bunte Korallenfische, Fischschwärme, und – für mich – ein Erstling: eine Meeresschildkröte, die mir kurz den Kopf zudreht, um dann langsam in der Tiefe zu verschwinden. Wie schon bei Mangaliliu Riesenmuscheln, Flunder mit interessanten blauen Kringelmustern, grazile Garnelen sogar, und immer wieder alte Favoriten, Papageienfische, Clownfische (‚Nemo‘), Kaiserfische, Falterfische und viele viele mehr. Deren Anzahl ist nicht überwältigend, aber doch mehr als ausreichend um stundenlang im Wasser zu bleiben und zu staunen (nochmal: immer wieder an Bord gehen und Sonnencreme nachstreichen).

Es ist auch relativ einfach zum Strand zu schwimmen und die Insel zu erkunden. Den alten Leuchtturm zu erreichen ist schwierig, aber allein schon die Vielfalt die Muscheln am Strand ist erstaunlich genug. Die meisten sind natürlich abgewetzt und verblichen, aber so eine Anzahl von Spezies auf engstem Raum, siehe Bild, habe ich noch nie gesehen.

Zurück an Bord der Golden Wing gibt es Häppchen und Tee oder Kaffee, gerade recht, denn mit vollem Magen schimmt und taucht sich nicht gut.

Ungefähr zu dieser Zeit zeigt Peter auch ein paar interessante, großformatige Fotos von der Roi Mata (Artikel folgt) Begräbnisstätte, die auf Hat Island entdeckt wurde, erzählt die Geschichte des großen Königs und erklärt die Grabbeigaben und die Bedeutung der Ausrichtung der Skelette. Peter betont allerdings, dass die Roi Mata Saga zum Kulturerbe der ni-Vanuatu gehört, und Geschichte und UNESCO gelistete Grabungsstätte deshalb von den Einheimischen auf von ihnen betriebenen Touren vorgestellt werden sollten. Er selbst bietet Unterwassertouren an, und erzählt zu Roi Mata nur knappe Hintergrundinformation.

Darüberhinaus bemühen sich Peter und seine Kollegen auch darum die Gegend um Hat Island zu einer Naturschutzzone erklären zu lassen. Man müsse da sehr geduldig sein. Übrigens nutzen Peter und Crew ihre Tauchgänge oft dazu Crown of Throns Seesterne abzusammeln, weil diese – wie in vielen anderen tropischen Gewässern auch – immer wieder Überhand nähmen, und das Riff mit zuviel Fras belasten. Diese Fürsorglichkeit finde ich sehr lobenswert!

Survivor Beach: S17.65, E168.183

Ein paar Minuten Fahrt von Hat Island, nicht weit von Mangaliliu wieder ein Schorchelparadies. Der Strand selbst ist mit den weißgeblichenen Schalen der „giant clams“ Riesenmuscheln übersät, die gute – äh – Bastelvorlagen abgeben. Gemeint ist, dass sie groß und schwer genug sind, dass man Ideen bekommt, wie man sie vielleicht zu Hause verwenden kann. Zum Beispiel nach etwas Bearbeiten und Polieren als Kerzenständer. Dumm nur, dass Neuseeland irgendein Artenschutzprotokoll unterschrieben hat, dass auch Riesenmuscheln umfasst. Zwar sind damit keine am Strand angeschwemmten Exemplare gemeint, aber das ist egal. Ohne irgendein Zertifikat der vanuatesischen Behörden (die davon nichts wissen) nimmt einem die neuseeländische Zoll die Dinger ab und schmeißt sie auf den Müll. Es lebe die Gutmenschen-Bürokratie. Für einige Arten abgestorbener Korallenfragmente gilt übrigens das selbe: so unsinnig es auch sein mag, ohne Ausfuhrpapiere winkt daheim in Auckland die Müllkippe des Flughafens.

Efate - Survivor Beach

Efate – Survivor Beach

 
Ach so, Ja, Survivor Beach kommt natürlich daher, dass dort Episoden der amerikanischen und französischen „Survivor“ reality soaps abgedreht wurden. Wen’s interessiert … der Vollständigkeit halber.

Paul’s Rock (S17.667, E168.167), und retour

Wie gesagt, bei Paul’s Rock schwimmt man am Rande des Abgrunds, wird dafür aber von einem Haufen handzahmer, und sehr großer Lippfische (?) begrüßt. Die Strömung kann sehr stark sein, Flossen empfohlen (die ich selbst ungern benutze). Oder vielleicht kam mir die Strömung auch nur so stark vor, weil nach einigen Stunden Geplantsche langsam Müdigkeit einsetzte. Egal, und die Crew behält die Gäste sowieso immer im Auge. Um Paul’s Rock herum war auch etwas Größeres im Wasser, ich denke es waren Delfine, aber relativ weit entfernt, und offenbar nicht in Spiellaune. Faszinierend übrigens die Entsorgung der Essensreste: die dicken Fische zermalmen sogar die Knochen, die von den Hähnchenkeulen übrig geblieben waren. Nichts geht hier verloren …

Pauls Point - Schnorchelspaß mit dicken Fischen

Pauls Point – Schnorchelspaß mit dicken Fischen

 

Danach dann erschöpft aber glücklich zurück nach Samoa Point, mit anschließendem Höllenritt nach Port Vila. Sehr gelungen, und unbedingt zur Nachahmung empfohlen! Eine Reise nach Vanuatu ohne die Unterwasserwelt gesehen zu haben ist einfach … Mist. Viel Vergnügen also!

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PS. Peter Whitelaw hat mir – appreciated! – ein paar Exemplare seiner Fotokollektion zur Verfügung gestellt. Vielen dank! Bitte ein Foto anklicken um die Show zu starten.

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Mit KIWI nach Neuseland


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