Opinion: Neuseelands Chinasyndrom


Neuseelands Premierminister, John Key, hat schon glücklichere Tage erlebt. Zwar kann die neuseeländische Merkelkopie noch immer beruhigt auf die Meinungsumfragen blicken, denn seine „National Party“ liegt bei satten 43%. Aber die routinierte Politik des Aussitzens, der großen Gesten und kleinen Taten funktioniert nicht mehr seit die Hyperinflation am Immobilienmarkt die Lebensplanung vor allem junger Neuseeländer auf den Kopf stellt.

Die Wohnraumkrise

Das folgende Diagramm (zum Vergrößern anklicken), stellt die Entwicklung der Preise für Wohnimmobilien in der Region Auckland dar.

Medianpreise für Immobilien in Auckland 2002 - 2016; Quelldaten: (c) REINZ

Medianpreise für Immobilien in Auckland 2002 – 2016; Quelldaten: (c) REINZ

Wer in den Plateaujahren 2009-12 in Auckland Haus oder Apartment erworben hat, kann sich – im statistischen Mittel – nahezu über eine Verdoppelung seines Kapitals freuen. Wer die Gelegenheit zum Kauf nicht wahrgenommen hatte, muss inzwischen aber sehr gut verdienen oder genug angespart haben, um sich heute noch in Auckland einkaufen zu können, denn die Entwicklung der Löhne ist weit von einer Vordoppelung entfernt, wie das nächste Bild zeigt. Zwischen 2009 und heute sind die neuseeländischen Gehälter eher um 10% gestiegen als um 100%.

Verfügbare Einkommen in Neuseeland 2002 - 2016

Verfügbare Einkommen in Neuseeland 2002 – 2016; Quelle: Statistics New Zealand

Diese Situation birgt an sich schon soziales Dynamit, weil sich eine Hälfte der Gesellschaft ohne produktive Leistung Millionärsstatus ersessen hat, während die andere nun die Wahl hat auf alle Ewigkeit zu mieten oder sich jahrzehntelang in eine Hypothekenknechtschaft zu begeben. Wer Neuseeland kennt, weiß dass einen Flecken Neuseeland zu besitzen und ein relativ hohes Maß an persönlicher Freiheit zu genießen für diese Gesellschaft beinahe konstituierend ist (im Gegensatz zur deutschen, übrigens). Schließlich macht man sich seit Menschengedenken nicht aus Spaß in Richtung Antipoden auf, sondern um der Enge und wirtschaftlichen Marginalisierung europäischer Klassengesellschaften zu entkommen. Wer in Neuseeland die Perspektive hat weder Grundbesitz zu erlangen noch größere persönliche Freiheit leben zu können, kann sich nur als Verlierer fühlen.

Auch die folgende Grafik (zum Vergrößern anklicken) verdeutlicht die Schieflage der Vermögensverteilung. Die an sich ‚unproduktive‘ Gruppe Ü65 stellt sich kaum weniger vermögend dar als die Immernochverdiener der Kohorte 55 – 64, die wiederum die eigentlichen Topverdiener einer Gesellschaft im Alter 45 – 54 um Längen schlägt. Es ist nicht mehr Arbeitsleistung, die über Wohlstand entscheidet, sondern am richtigen Ort und zur richtigen Zeit Immobilien gekauft zu haben.

Nettovermögen in Neuseeland 2015 pro Person und Altersgruppe; Quelle: Statistics New Zealand

Nettovermögen in Neuseeland 2015 pro Person und Altersgruppe

Gamification einer Krise

In Zeiten von Pokémon Go hier übrigens noch zwei nette Apps, auf denen man spielerisch herausfinden kann, wie sinnlos die Kaufsituation im Wunschviertel doch ist. Die eine verdanken wir dem Granny Herald, die andere – SPD aufgepasst – der New Zealand Labour Party.

Die nächste Eskalationsstufe: Obdachlosigkeit

Soziale Ungerechtigkeit und das Ende des ‚New Zealand dream‘ (vom Idyll im Grünen) der neuseeländischen Mittelschicht sind eine Sache. Eine ganz andere ist die Obdachlosigkeit, die immer mehr zu Tage tritt. Etwa 4200 Neuseeländer leben momentan auf der Straße. Geschätzte 42 000 haben keine feste Bleibe. Und viele der Leidtragenden sind Kinder.

John Key eröffnet derweil ungerührt und unter dem Applaus der Medienwelt ein ‚Flüchtlingsumsiedlungszentrum‚ das gerade für etwa zehn Millionen Euro renoviert wurde – augerechnet in Mangere, einem Schwerpunkt der Obdachlosigkeit im Süden Aucklands. Die Asylanten und Flüchtlinge bleiben übrigens nur einige Wochen in John Keys Gästehaus, bevor die sehr anständige neuseeländische Regierung sie auf Kosten der Steuerzahler in richtige Häuser und Wohnungen vermittelt.

Ich denke diese Anekdote allein sagt alles, was man über den Menschen und Politiker John Key wissen muss.

Übrigens würde mich interessieren, was passieren würde, wenn sich eine hinreichend große Gruppe von Obdachlosen fände, die vor dem John-Key-Gutmenschenzentrum um eine Bleibe für die Nacht demonstrierte. Schade, dass es dazu wohl nie kommen wird, weil die Gruppen und Institutionen, die so etwas organisieren könnten nicht das Herz dafür aufbringen werden. Sein aufgesetztes Grinsen würde Key wohl endgültig vergehen.

Welche Wohnraumkrise?

Frägt derweil ein erstaunter Premierminister. Bis vor wenigen Tagen suchte John Key sein Heil in einer herablassenden Problemleugnung, die Deutsche von ihrer Regierung nur zu gut kennen. Trotz (noch) guter Umfragewerte sah sich Seine Majestät, der König von Neuseeeland, letztlich doch gezwungen hastig zusammengetackerte Pseudomaßnahmen anzukündigen. Zum Beispiel …

Es ist offensichtlich, dass diese ‚Politik‘ planlos und ineffektiv ist, denn der Druck auf Wohnraum in Auckland kann nicht über Nacht mit panischem Bauaktionismus behoben werden. Andererseits könnte eine Regierung, die zum Wohl des eigenen Volkes regiert die Nachfrageseite des Problems sehr schnell und sauber unter Kontrolle bringen, denn …

  • … weitflächiger Missbrauch des Einwanderungssystems durch Pseudo-Studenten, die – jeder Neuseelandtourist wird es sehen und staunen – man dann massenhaft in Tankstellen und Eckläden hinter dem Tresen wiederfindet, besonders aus Indien, wird von der Regierung Key stur ignoriert. Viele tausende schreiben sich jedes Jahr in Micky-Maus-Kurse in Neuseeland ein, um sich eine Einwanderung als angebliche Fachkraft zu konstruieren, wobei die Bildungseinrichtungen oft auch wieder von Landsleuten betrieben werden. Man muss allerdings anmerken, dass das Einwanderungssystem der Regierung Key zur Unehrlichkeit geradezu einlädt.
  • … es gibt keine – wie zum Beispiel in Australien üblichen – Einschränkungen des Immobilienerwerbs durch nicht-Staatsbürger. Obwohl Kapitalausfuhr aus der Volksrepublik China ‚eigentlich‘ stark eingeschränkt und lokale Kreditaufnahme in Neuseeland durch Nichtansässige ‚eigentlich‘ gar nicht möglich ist, wird über lokale Strohmänner (oft auch wieder chinesische Schwindelstudenten) kräftig eingekauft, wobei es auf ein paar hunderttausend Dollar hier oder da nicht ankommt. Im kanadischen Vancouver ist die chinesische Kaufwut übrigens inzwischen so ausgeartet, dass die Stadt eine Steuer für leerstehende Häuser erhebt, denn die Investoren aus der Volksrepublik machen sich nicht einmal die Mühe zu vermieten, sondern warten einfach die Kapitalgewinne ab.
  • … das durch die berühmten Panama Papers offenbarte Geldwäscheproblem Neuseelands wird bislang von der Regierung Key kaum angegangen. Ein guter Teil der geschätzten Milliarde Euro, die pro Jahr durch Neuseeland gewaschen wird, landet im Immobilienmarkt und bei schmutzigem Geld kommt es eben nicht darauf an einen guten und vernünftigen Kauf zu tätigen, sondern dass beim späteren Verkauf, sogar wenn ein Verlust realisiert wird, sauberes Geld zu schaffen.

Und hier sind wir am springenden Punkt angelangt, dessen Bedeutung viel weiter reicht als Immobilienblasen in Auckland oder die Zerstörung des historisch vielleicht einmaligen Lebensstilbiotops Neuseeland-Australien. Es agiert eine Regierung – wie in Merkeldeutschland und vielleicht sogar inspiriert durch Merkeldeutschland, denn John Key ist ein offener Bewunderer des alternativlosen Regierungsstils Merkels – klar außerhalb des Gesellschaftsvertrags, indem sie die Interessen der eigenen Bürger hinter die von Zuwanderern stellt. Um den berühmten Slogan aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskampf umzukehren: „no representation without taxation“. Wie kommt eine Regierung dazu die Belange von Menschen zu vertreten, die als Ausländer nicht einmal steuerpflichtig zum Gemeinwesen beitragen?

Nationale Regierungen für Internationale Geldeliten

Warum sich John Key und seine Partei so verhalten ist klar: Gier, Eigennutz und vielleicht auch nur, weil die meisten anderen westlichen Staaten sich ähnlich rücksichtslos verhalten. Als ehemaligem Banker liegen diese Charaktereigenschaften wahrscheinlich in Keys Genen und in seiner Wählerschaft finden sich bestimmt genug Honoratioren und Opportunisten, die am Ausverkauf Neuseelands gut verdienen.

Es geht aber auch direkter. Der neuseeländische Premierminister war sich nicht zu schade bei reichen chinesischen Geschäftleuten ‚Spenden‘ für seinen schlecht laufenden Multikulti-Flaggen-Wahlkampf zu erbetteln. Nochmal, ein amtierender Staatschef spricht bei chinesischen Geldgebern vor, um eine Kampagne finanzieren zu lassen, die zum Ziel hatte eine Staatsflagge mit direktem Bezug zum britischen Erbe durch eine Multikultiflagge zu ersetzen. Es gibt Länder, da würde so ein Politiker im Gefängnis landen, China zum Beispiel.

John Key und die seinen fühlen sich der Kaste der internationalen Begüterten sicherlich näher als dem Kiwi auf der Straße. Viele seiner Wähler profitieren zumindest auf dem Papier von steigenden Immobilienpreisen oder davon indischen Scheinstudenten exorbitante Studiengebühren in ‚tertiären Bildungseinrichtungen‘ abzunehmen. Eine nennenswerte Opposition existiert nicht. Zwar trauen sich Labour und Greens hier und da zaghaft anzudenken, dass eine neuseeländische Regierung in erster Linie für Neuseeländer zu regieren hat, das Ganze bleibt aber doch in Ansätzen stecken. Die Situation klingt deutscher, als uns allen lieb sein kann.

Sein und Tun

Dass ausgerechnet die Notenbank die Regierung auffordert ihr Einwanderungsprogramm zu überdenken, zeigt wie verzweifelt die Lage ist. Eine Notenbank mutiert sozusagen zur Notopposition.

Und die Medien? Warum unter Journalisten fast niemand wagt den Skandal beim Namen zu nennen ist etwas komplizierter. Der oben zitierte Artikel aus dem linkslastigen Guardian zum kanadischen Chinaproblem liefert aber die entscheidenden Stichwörter: Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Die Aufgabe nationaler Souveränität, der wörtliche Ausverkauf der eigenen Landes, der Zukunft der Jugend und eines unbekümmerten Lebensstils werden als Wiedergutmachung für vergangenen Rassismus verstanden, vor allem von der Generation der 68er (in Neuseeland ‚boomers‘ genannt), die den größten Teil ihres Lebens bereits hinter sich hat und nun gerne für das Seelenheil sorgen möchte. Wobei sich das Moralische – wie immer – sehr praktisch mit dem Eigennutz der Boomer verbindet, denn diese Generation profitiert nebenbei am meisten von den hochgetriebenen Immobilienpreisen, siehe oben.

Wer es wagt die Geldgier der Boomer anzuprangern oder neuseeländische Politik zum Nutzen einer Mehrheit der Neuseeländer einfordert, ist ganz schnell ein Rassist, Fremdenfeind, Kolonialist usw. Die 68er haben das moralisch-monetäre Perpetuum Mobile erfunden. Kudos!

Nur am Rande sei bemerkt, dass man sich – auch in Neuseeland – vor Leuten, die mit Werten und Moral hausieren gehen, generell hüten möge. Entweder wird blankes Eigeninteresse im Mäntelchen der Moral verkauft, zum Beispiel bei den sprichwörtlichen jammernden Migranten, die irgendwelche Wertvorstellungen vorschieben, um sich selbst handfeste Vorteile zu verschaffen. Oder man hat es z.B. mit Linksgrünen und Boomern zu tun, die eigentlich nur an sich selbst denken, das im Grunde schlecht finden und dadurch zu kompensieren trachten, dass andere für gutmenschliche Belange zahlen sollen, wie in „Refugees Welcome“.

Auf politischer Ebene kann man das Spannungsverhältnis zwischen Sein und Tun im Moment übrigens besonders gut beobachten. Ein Donald Trump versucht beispielsweise erst gar nicht den netten Kerl zu spielen, sondern will die Wähler in den USA mit einem „New Deal“ politischer Maßnahmen überzeugen, die klar mit der politischen Orthodoxie der letzten Jahrzehnte brechen. Hillary Clinton, als die Kandidatin des Mainstream, dagegen stellt sich vor allem als moralisch überlegene Persönlichkeit dar, die aus ihrer moralischen Vollkommenheit heraus alles richtig machen wird, egal was sie tut. Anzunehmen ist, dass eine Präsidentin Clinton, angesichts der Blutspur, die sie in Syrien und Libyen bereits als Außenministerin gezogen hat, ähnlich wie Angela Merkel eine politische Torheit nach der anderen begehen wird, um anschließend ihr ganze Energie darauf zu verwenden ihr destruktives Treiben als moralischen Imperativ darzustellen. Vom Weißen Haus in Washington bis zum moralisch senilen Alt-Hippie in den Vororten von Auckland: die gleiche degenerierte Selbstüberhebung.

Chinesischer Kolonialismus

Aber zurück zum Thema. Nicht dass John Key der Mann wäre sich chinesischem Geld in den Weg zu stellen 🙂 Aber selbst wenn, wäre das inzwischen gar nicht so einfach, denn die Volksrepublik überlässt die Interessen ihrer Volksgemeinschaft nicht dem Zufall.

Für die chinesische Führungsschicht ist Patriotismus eine Selbstverständlichkeit, weswegen sie übrigens den anti-patriotischen, zerfallenden ‚Westen‘ umso mehr verachtet und womit das Ausnutzen der politischen Schwäche des Gegners fast schon zur Pflicht wird. Es geht sowohl um tiefsitzende historische Ressentiments, wie die Demütigung der durch westliche Mächte erzwungenen Öffnung Chinas im späten 19. Jahrhundert zu vergelten, als auch um das schlichte Ergreifen einer vielleicht einmaligen Gelegenheit Neuseeland (und Australien) in politische und wirtschaftliche Abhängigkeit zu führen.

Dabei rekrutiert China für die Schmutzarbeit der propagandistischen Bearbeitung missliebiger neuseeländischer Politiker durch Ansetzen des Rassismus-Kolonialismus-Hebels drittklassige Meinungsjournalisten, die auch in Neuseeland die Medienlandschaft prägen – wobei man aus der Beeinflussung der australisch-neuseeländische Medien nicht einmal ein Geheimnis macht. Folgendes Zitat aus der neuseeländischen Presse ist kein schlechter Scherz:

Some large media organisations in Australia have signed a ‚cooperation agreement and memorandum of understanding‘ with the „head of the propaganda department of the Chinese Communist Party“.

Die militärische Aggression und Landnahme am Spratly Atoll unweit der Philippinen ist ein anderer wichtiger Handlungsstrang mit dem China zeigt, wer der neue Herr im pazifischen Haus ist. Gerichtsurteile, die die chinesischen Gebietsansprüche verwerfen werden in den neuseeländischen Medien erwartungsgemäß kaum erwähnt, obwohl dieser Konflikt – in pazifischen Dimensionen – beinahe regional und von erheblichem Interesse für Neuseeland ist. Unterschwellig übt man sich schon im Kotau. Dazu passt auch, dass in den neuseeländischen Leitmedien zum brutalen Umweltvandalismus der chinesischen Hochseefischereiflotte unmittelbar außerhalb der neuseeländischen Seewirtschaftszone am Kermadec-Archipel überhaupt nicht mehr berichtet wird.

Ausbeutung im Deckmantel der Menschenliebe

Die durch ausländisches Geld angefachten Verwerfungen am neuseeländischen Immobilienmarkt und die damit einhergehende Auflösung traditioneller Lebensmuster, die von Politik und Medien zumindest billigend in Kauf genommen werden, sind als gesellschaftliche Verfallserscheinungen zu werten, oder vielleicht noch als Kollateralschäden einer globalen Gelddruckpolitik der Zentralbanken im Zusammenspiel mit der Gleichgültigkeit der neuseeländischen Eliten. Einen ideologischen Überbau zu konstruieren erübrigt sich – im Grunde. Verschwörungstheorien gibt es genug.

Dennoch ist es angesichts der gigantischen sozialen Umwälzungen seltsam still zwischen den großen ideologischen Lagern, deren Wettbewerb den Westen lange geprägt hat. Sozialismus und Kapitalismus scheinen heute zu einer einheitlichen Ideologie des globalen, postkulturellen Materialismus zu verschmelzen.

Kümmerte sich die Arbeiterbewegung früher um das materielle und vielleicht auch ideelle Wohl einer weitgehend national definierten Unterschicht, gilt die Einwanderung-für-alle Fürsorge heute den gefühlten globalen Unterschichten (incl. steinreicher Chinesen) – egal welchen Verdrängungseffekten das eigene Proletariat damit ausgesetzt wird. Die Möglichkeit sich neue, externe Wählerschichten zu erschließen und so – vielleicht – das langfristige Überleben sozialdemokratischer Parteipfründe zu sichern ist offenbar verlockender als die Loyalität zur Arbeiterklasse.

Dabei schreitet man ironischerweise Arm in Arm mit einem globalisierten Kapitalismus, der seinerseits über Corporate Social Responsibility Abteilungen den migrationsfreundlichen Gutmenschen gibt und Krokodilstränen für illegale Migranten vergießt. Der Import neuer, hoffentlich leicht steuerbarer Konsumentenschichten plus hie und da vielleicht auch einiger willfähriger Arbeitskräfte soll Profite und Strukturen in einer westlichen Welt sichern, deren ursprüngliche Bevölkerung als zu alt und widerspenstig wahrgenommen wird.

Die ideologische Trennlinie verläuft heute nicht mehr zwischen Vertretern der Arbeit und des Kapitals. Die Schlacht tobt zwischen Idealisten, die auf ihr urdemokratisches Recht pochen ihre Gesellschaft selbst zu bestimmen und sich notfalls den Forderungen supranationaler Institutionen (wie der EU, siehe Brexit) zu verweigern und den Vertretern eines multikulturellen, anti-partizipatorischen Materialismus. Überspitzt könnte man sagen, dass wir uns auf dem Weg zurück befinden in die entmischte Ständegesellschaft des 19. Jahrhunderts, in der eine internationale, begüterte Adelsschicht (heute Politiker, Funktionäre, Manager) ein gesichtsloses Proletariat regiert, dessen Herkunft und Identität egal sind, so lange es ‚funktioniert‘, also das priviligierte Leben des Neuadels sichert. Aus der Sicht von Menschen, die aus dem Mittelalter in den Westen strömen sicherlich eine annehmbare Perspektive. Für Europäer des 21. Jahrhunderts muss es die ultimative Horrorvision sein, wenn blutig erkämpfte individuelle Freiheit einem primitiven, moralisch aufgeladenen Zwangskollektivismus weichen soll.

Quo Vadis Neuseeland?

Die Wut wächst. Rücktrittsaktionen wie #JKExit, oder die in Neuseeland völlig unüblichen Beschimpfungen John Keys als „Don Key“ (also Esel), „Shon Key“ (wie der australisch-neuseeländische Slang für einen Gauner) zeigen das.  Aber wird die Wut ausreichen bald, zum Beispiel bei den Wahlen 2017, einen Politikwechsel herbeizuführen?

Zum Abschluß möchte ich einen anonymen Kommentarschreiber aus der online-Postille interest.co.nz zur Causa Key zu Wort kommen lassen:

… Yes he’s [John Key] detestable now …but will his popularity plummet? I wouldn’t bet on it. There’s a whole bunch of ‚middle nz‘ people (you know the type) who are doing very nicely thank you and don’t give a toss beyond their own selves. I have to put up with some smug tossers at work who have made a fortune out of property. No sign of that having been based on talent, just being lucky and in the right place at the right time when they bought. It makes a mockery of our so called ‚meritocracy‘.
Increasingly, NZ will now have a wealth structure based on inheritance off ponzi fortune.
So much for our relatively egalitarian roots!

Wer hofft, dass sich Neuseeland den Großkonflikten unserer Tage entziehen kann täuscht sich. Zwar gefährdet die neuseeländische Regierung ihr Volk nicht so eklatant wie die Regierung Merkel – aus Mangel an Gelegenheit, denn Neuseeland ist zu Fuß einfach schlecht zu erreichen. Trotzdem zerreißt sie mit ihrer skrupellosen Unterstützung internationaler Geldeliten eine lange gewachsene soziale Struktur und eine sich gerade zaghaft ausformende kulturelle Identität. Das werden sogar die für ihre Apathie bekannten Kiwis nicht ohne Gegenwehr hinnehmen. Die Chinesen wissen schon lange, warum sie ihren Feinden wünschen in interessanten Zeiten zu leben …

***

 

 

 

 


9 Responses to Opinion: Neuseelands Chinasyndrom

  1. Wilfried sagt:

    Hallo Peter,
    klingt ja leider sehr ernüchternd, in Bezug auf den mentalen Status der Politkaste im allgemeinen und der neuseeländischen im speziellen. Leider kann ich deinen Bericht auch nur mit einem dicken Ausrufezeichen versehen. Gerade deine Analyse der Beweggründe, Stichwort „Seelenheil und Gier“, trifft dermaßen ins Schwarze, dass es weh tut. Kranke Seelen allerorten, welche mit Logik und Vernunft nichts anfangen können. Wenn die mit Brot und Spielen (und einem Stück vom Heiligenschein) abgefütterte Masse aufwacht, wird es wohl zu spät sein, auch weil der Überlebenswille unserer Kultur anscheinend nicht sehr groß ist. Ist ja auch nicht mehr viel übrig geblieben, dank Multikulti….
    Gibt es denn nicht genug Menschen bei euch die sich dagegen wehren würden? Ich glaube in Neuseeland wäre dies einfacher, weil dort auch kleiner Gruppen auffallen, wenn sie sich penetrant genug zu Wort melden; hoffe ich zumindest.

    • Peter sagt:

      Hi Wilfried

      Alle, die sich auch nur einen Hauch von Kritik gegenüber etablierten Dogmen erlauben werden auch in Neuseeland gnadenlos von Medien, Politik usw. bekämpft. Der Boss von Saatchi & Saatchi muss sich z.B. nur erlauben anzuzweifeln, dass Frauen in seiner Firma diskriminiert werden – schon wird er rausgeworfen.

      Auch in Neuseeland werden kritische Geister systematisch eingeschüchtert. Außerdem sind Kiwis sowieso für ihre Apathie bekannt 🙂 … Reste von Freiheitssinn findet man eher in Australien. Die Gier der neuseeländischen Politiker und ihrer graubärtigen Wählerschaft ist ironischerweise das Einzige, das uns vor einem Räumungsverkauf a la Merkel bewahrt. John Key macht zwar seine 1000 Syrer pro Jahr zu seinem moralisierenden Spezialhobby, lässt aber ansonsten vor allem wohlhabende Chinesen und indische Studenten rein, die zig-tausende fürs Eintrittsticket löhnen. Auch das läuft auf kulturellen Suizid hinaus, aber langsamer als in Deutschland, und das Geld tröstet.

      Wie das alles gut enden soll ist schwer zu erkennen. Wenn das Chaos in Mitteleuropa völlig aus dem Ruder läuft, kann es aber sein, dass im restlichen „Westen“ die Bremse gezogen wird.

      Tja, schade.

      Gruß, Peter

  2. Stefan sagt:

    Wieder mal eine sehr gute Analyse! Allerdings ist die Anzahl der Flüchtlinge die Neuseeland aufnimmt ja auch ein Witz im Vergleich mit Deutschland!!

  3. Robert sagt:

    Hallo Peter,
    Von manchen BREXIT-Befürwortern so auch von Boris Johnson wurde angedeutet dass nach dem BREXIT eine engere Zusammenarbeit mit AUS und NZ angestrebt wird – und auch von Turnbull und Key hörte man warme Worte Richtung UK. Wenn daraus was brauchbares entsteht und Amerika statt RESET die Clinton wählt könnte sich ein post-Trudeau’sches Kanada ebenfalls dieser Allianz zuwenden – die Anglosphäre als letzte Bastion der westlichen Zivilisation.
    Wenn eine solche Allianz scheitert wird AUS und NZ wohl zwangsläufig von der Sinosphäre verschluckt – was meiner Meinung nach aber allemal besser ist als im islamisch-afrikanischen Chaos zu versinken welches Europa bedroht.

  4. Christian sagt:

    Ich ziehe meinen Hut vor dieser Analyse. Gleichzeitig bin ich traurig was ich hier über NZ lese. Es gibt anscheinend in der westlichen Welt kein Land mehr, das sein Erbe schützt und nicht vor einem gesellschaftlichen Bankrott steht. Der Sozialwissenschaftler Michael Ley schrieb vor kurzen:

    „Die Antwort auf den Zivilisationscrash kann deshalb nur in der Rückbesinnung auf die Grundlagen der europäischen Kulturen liegen: der nationalen, ethnischen, religiösen und kulturellen Vielfalt und der europäischen Werte des Humanismus und der Aufklärung. Die Zukunft mag sehr düster erscheinen: Europa steht vor der Wahl zwischen einer Reconquista – einer Rückeroberung seiner Zivilisation – und seinem Selbstmord.“

    Ähnlich sieht es dann auch in AUS und NZ aus. Was bei uns der Islam und die Türkei ist, ist dort der chinesische Imperialismus ausgeprägt als Kapitalismus-Kolonialismus. Wobei auch das ein Europa eine Rolle spielt. Momentan werden alle verbliebenen Firmen mit technologischen highlights nach Asien verscherbelt (viele sind es nicht mehr). Vereinzelt muckt der Sigmar etwas auf. Aber am Ende wird es durchgezogen.

    Die Folge dieser katastrophalen Politik sind der Aufstieg der Populisten wie Trump, Hofer, Le Pen, Wilders… Keiner hat eine funktionierende Lösung, aber die anderen auch nicht und gleichzeitig ist Angela die beste globale Wahlkampfhilfe die sich jeder Populist nur wünschen konnte. Das ist aus meiner Sicht der Punkt. Wir steuern alternativlos auf den kulturellen, gesellschaftlichen und ökonomischen (uns gelingt nicht mal die Transformation der Wirtschaft auf Nachhaltigkeit – erbarmungswürdig) Bankrott zu. Ich muss zugeben, es ist schwer zu ertragen. Als selbstbewusster Bürger der sich nichts mehr beweisen muss, kann ich es nicht nachvollziehen und bezweifle die Sinnhaftigkeit meines Engagement in der Gesellschaft von Tag zu Tag mehr.

    • Peter sagt:

      Hi Christian

      Ich bin was Neuseeland und Australien angeht nicht ganz so pessimistisch. Unsere bzw. deren Art zu Leben wird zwar auch unterminiert, aber gerade in Australien gibt es Widerstand. Sogar die Australian Labor Party würde es nicht wagen die Politik der Abschreckung gegenüber illegalen Bootsmigranten aufzugeben. Das ist – noch – gesellschaftlicher Konsens.

      Deutschland dagegen ist m.E. verloren. Das Beste, das für Europa noch passieren kann, ist dass Merkel es nicht schafft ihren Irrsinn allen anderen Europäern aufzuzwingen, sondern dass im wesentlichen nur Deutschland (Frankreich, Niederlande etc) im Chaos versinken während andere Teile Europas wenigstens halbwegs intakt bleiben.

      Nichtsdestotrotz, Dein gesellschaftliches Engagement solltest Du natürlich beibehalten. Vielleicht geschieht noch ein Wunder, Merkel wird abgewählt und in Deutschland kehrt wieder Vernunft ein. Würde Trump US Präsident, könnte sich Merkel beispielsweise sehr warm anziehen, denn der hat keine Zeit für ihren Heiligenschein und wird sie wahrscheinlich so behandeln wie sie es verdient.

      Gruß,
      Peter

      • Y sagt:

        fürchte unser Vaterland geht in eine rot/grüne Diktatur über in den nächsten Monaten, Maas und Kahane sind schon aktiv. Teile Südamerikas sind auch von Goldman Sachs Regierungen infiziert, mal sehen ob es zu Aufständen kommt auf der Welt oder eher zum gegenseitigen abmetzeln.

  5. Henning sagt:

    Danke für diesen Artikel, ich schätze deine politischen Kommentare zu Neuseeland sehr. Traurig, was da oben in Auckland geschieht, aber solange Herr Key und seine „Mitverschwörer“ da nicht eingreifen, kann es leider nicht besser werden.

    Hier in Rotorua/der Bay of Plenty kriegt man diese Entwicklung nur langsam, aber sicher auch mit. Hauspreise steigen auch hier, irgendwie sehe ich mehr und mehr Inder, und ein Arbeitskollege von mir der bis vor kurzem in Kawerau gewohnt hat, muss nun umziehen, da jemand aus Auckland das Haus, welches er gemietet hatte, vom Vorbesitzer gekauft hat – und prompt zum Auszug gebeten wurde (kann man da schon von „Binnenflüchtlingen“ sprechen?).

    Auf der anderen Seite verstehe ich nach wie vor nicht, was Migranten nach Auckland zieht…wenn ich Großstadtleben will, ziehe ich nicht nach Neuseeland (Nun gut, es gibt Ausnahmen. Ich will Großstadtleben, bin aber jetzt ein halber Dorfmensch!).

    • Peter sagt:

      Hi Henning

      Guter Punkt, dass man nicht nach Neuseeland zieht, um in einer Weltmetropole zu leben 🙂 Für Deutsche gilt das auch oft. Es gibt zwar manche Arten von Jobs nur in Auckland, oder man hat in Familie dort eingeheiratet, aber für die meisten Deutschen, die im Moment nach NZ auswandern (und sich bei mir aus welchen Gründen auch immer melden) ist Auckland eher Durchgangsstation in heilere Welten.

      Asiaten, andererseits, sind gerne unter sich und kristallisieren sozusagen natürlich in Auckland aus. Wo schon viele wohnen, ziehen noch mehr hin und mit Leben in Apartments haben die sowieso kein Problem. Der Unitary Plan in Auckland soll m.E. genau für diese Klientel Wohnraum schaffen. Echte Kiwis wollen Haus und einen Fetzen Garten.

      Gruß, Peter

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