Es gab Zeiten zu denen ich nach längerer Abwesenheit von Neuseeland bei der Rückkehr als Erstes einen „Fish and Chips“ Laden suchte, um endlich wieder einen Fisch zwischen die Zähne zu bekommen, der den Namen Wert war. Frischer, aromatischer, knuspriger Fisch, dem noch den Geschmack von Ozean anhaftete.
Inzwischen bin ich älter und weiser, und wahrscheinlich pingeliger, und kann ein paar Tage warten bis es soweit ist :-). Der Grund liegt aber auch darin, dass die klassischen Fish and Chips Läden immer weniger werden, man sich nicht mehr darauf verlassen kann in allen Stadtteil-„Shops“ (also den kleinen Einkaufsmeilen, mit denen praktisch jeder Vorort ausgestattet ist) und in jedem Küstendorf einen bzw. einen guten zu finden. Und wenn, dann sind sie heute praktisch immer in chinesischer Hand und doppeln als China-Imbiss, was die authentische Atmosphäre ein wenig beeinträchtigt … wobei sowas natürlich nur einem romantischen Deutschen ins Auge fällt. Den Kiwis ist es egal, solange sie sich preiswert den Magen füllen können.
Für mich geht die Fish’n’Chips Tradition auf meine alten Tage in der Studenten-WG in Christchurch zurück. Wir mussten im Rotationsprinzip abends „Tea“ für alle kochen, aber am Freitag gab es traditionell Fish und Chips und wer auch immer dran war, musste die Bestellungen der anderen aufnehmen und damit zum Laden um die Ecke radeln. Unser Stammladen war in Upper Riccarton.
Alas wenn der Geschmack erst mal verformt ist, dann gibt es kaum ein zurück, und so brauche ich noch heute gelegentlich meinen Fish-n-Chips „Hit“.
Bestellungen im Laden sind im einfachsten Fall per Aussage
„One fish and one chips, please“
zu tätigen, was soviel wie eine Portion (nicht ein Stück) Pommes und einen Fladen „battered“ Fisch heißt. Battered Fish ist eine Zubereitung von Fisch mit einer Art Teig ummantelt, und danach frittiert. Was den Fisch betrifft gibt es natürlich verschiedene Sorten, tarakihi, hoki, snapper, um einige geläufige zu nennen. Snapper ist meistens am teuersten, obwohl ich ihn selbst vom Geschmack und den oft wässrigen Fleischlamellen her nicht unbedingt höher einschätze, als die meisten anderen Fischsorten. Die Poster mit den verschiedenen Fischen, die fast Standarddekoration in den Läden sind, findet ihr übrigens online hier ganz toll aufbereitet, und mit viel Wissenswertem, wenn ihr auf die entsprechenden Bilder klickt.
Neben „battered“, wird der Fisch auch noch als „crumbed“ angeboten, wobei sich das Wort von „crumb“, also Brotkrümel ableitet, und darunter eine Art Panat zu verstehen ist, das im allgemeinen weniger ölig und knuspriger daherkommt als „battered“. Ich mag es am liebsten „grilled“, also gegrillten Fisch ohne irgendwas drumherum, aber der ist leider nur in wenigen Läden zu haben.
Die Chips/Pommes sind inzwischen – meine ich – weitgehend standardisiert. Fast überall werden m.E. ungeeignete mehlige Kartoffeln benutzt, die keinen rechten Biss haben – und ich frage mich während ich so tippse, ob ich eigentlich noch über ein taonga, oder ein ex-taonga schreibe. Wahrscheinlich Letzteres 🙁
Sowohl die Portionen an Fisch als auch Pommes variieren übrigens gewaltig, wie auch die Preise. Ähnlich wie in Deutschland – sagen wir – bei den Größen von Eiskugel in italienischen Eisdielen.
Zum Ende des Artikels hin sollte ich jetzt ein paar Empfehlungen zu guten Fish’n’Chips Läden abgeben, und das ist leider wirklich schwierig geworden. Am ehesten noch „The Codfather“ in Birkenhead, Auckland (84 Hinemoa Street). In Wellington der Laden in Island Bay. Daneben gibt es noch ‚offizielle‘ Empfehlungen allerorten, zum Beispiel die von Guide to Auckland. Ich habe das Fish Pot Cafe in Mission Bay ausprobiert. Der Fisch ging so (aber winzige Portion), und die Chips waren so wie überall. Ich bin mir also durchaus nicht sicher, dass die Liste die besten Läden Aucklands ausweist, allerdings ziemlich positiv, dass sich hier die teuersten wiederfinden.
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Zum Abschluß, wie so oft, die Einladung über die Kommentarfunktion eigene Vorschläge einzubringen, ich meine was gute Fish’n’Chips Locations in Neuseeland angeht … die allerbeste die ich kenne, übrigens, falls es das Geschäft noch gibt, ist der an den Fyshwick Markets im australischen Canberra.