Was den Amerikanern ihre Feuerwehrleute sind, also Ikone und Trutzburg traditioneller Tugenden in einer zunehmend unübersichtlichen Welt, sind Australien und Neuseeland ihre „Surf Life Savers“ (SLS). Anlaß Euch ein wenig Einblick in deren sagenumwobene Welt zu vermitteln.
Logan Adams vom wahrscheinlich berühmtesten SLS Club in Neuseeland, nämlich dem am Strand von Piha, an der Westküste der Waitakere Ranges in Auckland hat sich bereit erklärt NZ2Go dazu ein wenig zu erzählen. Thanks, mate! And here we go …
Was sind Surf Life Savers überhaupt?
Das sind die Leute an vielen Stränden Neuseeland, die meist von einer kleinen Holzplattform aus dafür sorgen, dass es keine Badeunfälle gibt. Die Kennfarben ihrer T-Shirts sind gelb und rot, ebenso wie die der gern gesehenen Flaggen, mit deren Hilfe sie die betreute Zone markieren. Ihre direkten Aufgaben umfassen Badende, Schwimmer und andere Wassersportler auf Gefahren hinzuweisen, als Ansprechpartner für Fragen bereit zu stehen, und einzuschreiten wo nötig, im Extremfall Menschen, die in Schwierigkeiten geraten sind zu retten.
Und was sind das für Leute?
Die meisten sind Freiwillige, mit Ausnahme der Sommerferien, also Mitte Dezember bis Ende Januar, wenn Montag bis Freitag bezahlte Crews die Arbeit übernehmen. Die Gründe Clubmitglied zu werden und freiwillige, unbezahlte Dienste anzubieten sind zum einen der soziale Aspekt, denn man lernt viele interessante Menschen kennen, die auch als Life Guards arbeiten, und zum anderen ganz einfach die Tatsache, dass Surf Live Saving eine gute Sache ist, die einen Wert und Lohn in sich selbst trägt.
Unser Gesprächspartner Logan selbst kam über seinen Vater, der selbst auch Life Guard gewesen war zum Piha SLS Club, und über sein Interesse am sportlichen Aspekt. Denn SLS ist auch so etwas wie eine Mehrkampf-Sportdisziplin, in der Teams und Individuen der verschiedenen Clubs gegeneinander in Disziplinen wie Rudern, Schwimmen, Surfboard, Kajak usw antreten. Hier ein Video, das zeigt, worum es geht.
Wer finanziert die Arbeit der SLS Clubs?
Surf Living Saving ist gemeinnützig und lebt im wesentlichen von Spenden, Sponsoren und zum Teil auch von Geldern, die die entsprechenden Gemeinden beisteuern. SLSNZ legt seine Arbeit in Jahresberichten offen, die auch interessante Statistiken enthalten: in den PDF-Dateien zum Kapitel „Patrol and Incident Statistics“ springen.
Im Bereich Northland, zu dem Piha gehört, lesen sich die aktuellen Daten wir folgt:
Region | Total hours patrolled | Number of rescues | Number of First Aids | Number of searches | Number of preventative actions | Safety interventions |
Northern | 81,789 | 400 | 626 | 115 | 25,855 | 88,186 |
SLSNZ total | 187,194 | 989 | 1,380 | 219 | 77,970 | 271,713 |
Zweifellos eine enorme Leistung, die uns gleich zur nächsten Frage bringt.
Wie wird man SLS Guard, und können Besucher aus Deutschland mitmachen?
Um Lifeguard zu werden, muss man einem der Surfclubs einen „Surf Lifeguard Award“ Befähigung erwerben. Der Lehrgang beinhaltet Pool- und Surfschwimmen, Erste Hilfe, Wiederbelebung („CPR“), und Rettungstechniken, und dauert 6 bis 8 Wochen. Ich weiß es nicht definitiv, aber ich kann mir vorstellen, dass Leute, die in Deutschland Ähnliches gemacht haben, den Kurs abkürzen können, oder vielleicht sogar ganz überspringen. Eine Initiative zur irgendwie offiziellen ‚Anerkennung‘ deutscher Surflife Rescue Qualifikationen gibt es meines Wissen nicht – aber vielleicht will sie ja ein Leser ins Leben rufen?
Wie auch immer, ich kann mir keinen besseren Weg vorstellen Neuseeland wirklich zu erleben und einen Haufen Leute kennenzulernen, als entweder wirklich als SLS zu arbeiten, oder wenigstens als Freiwillige(r) irgendwie anders in einem Club zu helfen. Logan sagt, dass sich deutsche Interessenten einfach mit einem neuseeländischen SLS Club in Verbindung setzen mögen um sich irgendwie in deren sehr nützliche Tätigkeit einzubringen.
Als ganz normaler ‚Meeresnutzer‘ in Neuseeland, was sollte man da beachten?
Der gute Logan sagt:
- Nur zwischen den Flaggen planschen
- Die eigenen Fähigkeiten realistisch einschätzen
- Niemals alleine Schwimmen
- „If in doubt, stay out“ … Wenn ich Euch nicht sicher seid, bleibt draußen
- Wettervorhersagen checken bevor man irgendwas im Wasser plant – das neuseeländische Wetter ist für seine plötzlichen Änderungen weltberühmt
- Den Strand eine Weile beobachten bevor man ins Wasser geht, um eventuelle gefährliche Strömungszonen, „rip currents„, einzuschätzen
Noch Unklarheiten? Den guten Mann/Frau in gelb-rot fragen! Sie geben gerne Auskunft.
Was ist am gefährlichsten, und wie war das nochmal mit den Haien?
Laut Logan, sich in unbekannte Gewässer zu stürzen ohne sich vorher zu erkundigen, z.B eben bei einem Lifeguard. Außerdem ist es eine GANZ schlechte Idee die Vorschläge der Lifeguards – wenn welche da sind – zu ignorieren.
Meine eigene Eingabe zum Thema, übrigens: „Never turn your back on the ocean“, also behaltet das Meer im Auge, und die Sachen, die ich im Strandartikel erwähnt hatte.
In seinen ganzen Jahren an und in der neuseeländischen See hat Logan erst zwei Haie gesehen (ich selbst übrigens noch gar keinen). Soweit Logan sich zurück erinnert, hat es keine Berichte zu Haiangriffen in Neuseeland gegeben.
Und dann nochmal ganz menschelnd, was war Logans bisher spannendster Einsatz?
Als er vier Touris bei hohem Wellengang vor dem Lion Rock bei Piha aus dem Wasser fischte. Zwei davon mussten danach ins Krankenhaus. Alle vier wären wohl ertrunken, ohne Logan und seine Freunde.
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Ich hoffe der Artikel hat Spaß gemacht, und hoffentlich sogar Lust selbst als Lifeguard bzw. Helfer ins Geschehen einzugreifen. Diese Leute machen den Urlaub in Neuseeland sicherer und verdienen unsere Anerkennung, und – für die, die nicht selbst Hand anlegen mögen – auch unsere Unterstützung. Hier der Weg zur Spende:
Eure Spende an Surf Life Saving New Zealand
NZ2Go bedankt sich herzlich bei Logan Adams für seine Zeit und Unterstützung!
Ach, und für die unter Euch, die auf den Geschmack gekommen sind, hier übrigens noch ein Link zur Fernsehserie „Piha Rescue„, als Zeitvertreib, bevor ihr selbst mitmacht.
Peter, was ist los – so patriotisch, freundlich und gemeinschaftsorientiert liest man dich ja selten 😉 Schlägt dir der Sommer aufs Gemüt?
Danke für den schönen Einblick! (Und schade, dass es kein Foto von Logan gibt … ;-))
Unruhige Wasser können genauso tief sein wie die anderen … Logan ist auf dem kleinen Artikelbild zu sehen, such Dir einen von beiden aus 🙂