Es gibt kaum etwas einfacheres als bei einer deutschen Bank oder im Internet Banking eine Überweisung auszuführen. Überweisung ist Überweisung, vielleicht noch mit Spielart ‚Dauerauftrag‘.
Kurioserweise gefallen sich die Kiwis darin aus etwas so Simplem eine kleine Wissenschaft zu gestalten 🙂 … Überweisung übersetzt sich wörtlich nach „transfer“. Folglich sollte es irgendwo einen Transferknopf auf der Bankseite geben und fertig. Und ausgerechnet so ist es nicht. Vielmehr kennt die Kiwibankenwissenschaft folgende Ausprägungen der bescheidenen Überweisung:
- „Transfer“ oder „Funds transfer„: bedeutet eine Überweisung zwischen Euren eigenen Konten bei Eurer Bank. Also zum Beispiel zwischen Girokonto und Sparkonto. Umbuchung wäre der deutsche Fachbegriff.
- „One-off payment„: eine einmalige Überweisung vom Girokonto auf ein typischerweise fremdes Konto. Es gelten im allgemeinen relativ niedrige Limits bei der Höhe der Überweisung und der Vorgang ist nicht nachverfolgbar, also administrativ für die Bank einfacher anzuwickeln. Deshalb ist ein „one-off payment“ meistens kostenlos und kann mit sofortiger Wirkung veranlasst werden.
- „Bill payment„: auch eine einmalige Überweisung vom Girokonto auf ein typischerweise fremdes Konto 🙂 , aber mit höheren Limits und nachverfolgbar. Bei Transaktionen diesen Typs werden oft Gebühren erhoben und die Bank behält sich vor, dass die Transaktion ein paar Stunden im Clearing House sitzt, bevor sie tatsächlich ausgeführt wird. „Bill payments“ gehen oft an Geschäftspartner, mit denen Ihr öfter mal zu tun habt, zum Beispiel Verwandte, der Hausarzt usw. die sich auch als Überweisungsvorlagen speichern lassen.
- „Automatic payment„: ist nun ganz einfach das Analogon zum Dauerauftrag, also ein „Bill payment“, das regelmäßig eintritt wie etwa die Mietzahlung.
- „Telegraphic transfer„: ist der barocke Name für Auslandsüberweisungen. Telegrafen kommen dabei meines Wissens nicht mehr zum Einsatz.
Neben dieser unnötigen Kompliziertheit – die nicht einmal überm Teich bei australischen Banken Anwendung findet, verwirrt beim neuseeländischen Internet Banking auch die oft eigenartige Menüführung. Beim deutschen Gegenstück klickt man in ein Konto und dort zum Beispiel auf ‚Überweisung‘. Intuitiv. In Neuseeland ist die Kunstform der Überweisung etwas so Besonderes, dass man nicht von der Kontenansicht an die Überweisung gelangt, sondern nur über einen extra Punkt im Hauptmenü, etwa „Transfer/Pay“ wo man dann das Konto nochmal auswählt usw. bevor der diffizile Akt der Überweisung in Angriff genommen werden kann.
Aber: man gewöhnt sich daran und findet sich sich schnell damit ab. Ist halt anders.
Den feineren philosophischen Punkten, warum dem so sein mag kann man längere Zeit hinterher hängen ohne wirklich viel davon zu haben. Ich vermute, dass es eine Mischung daraus ist, dass die Banken beweisen wollen was für unglaublich komplexe Finanzprodukte sie anbieten und zum anderen vielleicht ein Ausdruck des allgemeinen neuseeländischen Hangs zur Gängelung von Individuen durch viele staatliche oder semi-staatliche Institutionen.
Wie dem auch sei …
Zum Schluß noch der Verweis auf günstige Alternativen zu internationalen Überweisungen zwischen Deutschland und Neuseeland. Gerade für Langzeiturlauber und Auswanderer kann es sich lohnen marktorientiertere Preise zu zahlen, als sie neuseeländische Banken im allgemeinen anbieten.
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