Eine Frage des Geschmacks
Neuseeländische Häuser sehen anders aus als deutsche. Zum Teil hat das ganz praktische Gründe, denn in erdbebengefährdeten Gebieten (zu denen Auckland allerdings nicht gehört) sind Konstruktionen aus Ziegeln, oder Ytong-Blöcken wie wir sie aus Deutschland können ohne größeren Aufwand anscheinend nicht erdbebensicher zu machen, so dass Holz als Baumaterial bevorzugt wird. Andererseits gibt es auch historische Traditionen, zum Beispiel die des victorianischen „Country Cottage“ an deren Ästhetik sich viele der etablierten Ortsteile von Auckland, zum Beispiel Parnell oder Ponsonby orientiert haben, mit recht schmucken Resultaten, siehe Bild.
Dass Holzhäuser nicht schlecht oder hässlich sein müssen beweist, zum Beispiel, auch die skandinavische Tradition der Holzbauweise, die den meisten deutschen Augen gut bestehen kann, und in Deutschland auch schon nachgeahmt wird. Skandinavische Häuser sind wegen der winterlichen Kälte allesamt gut thermisch isoliert, und auch wetterfest gebaut, um den ergiebigen Sommerregen Stand zu halten. Die klimatische Situation unterscheidet sich in Neuseeland gar nicht so sehr von der skandinavischen, auch wenn die Kiwis selbst gerne darauf pochen, dass ihr Neuseeland doch ein Warmwetterland wäre. Die Südinsel hat echte Winter mit eisigen Temperaturen und gelegentlich Schnee, und wegen der ungeschützten Nähe zur Antarktis können Südwinde („Southerlies“) auch im Sommer ohne Vorwarnung die Temperaturen in den einstelligen Bereich abkühlen. Auch die Winter der Nordinsel sind ungemütlich, verregnet, windig und kalt (wenn auch nicht frostig), und im Sommer kann die intensive Sonne zu echten Hitzewellen führen. Im Grunde sollten also gute Isolierung und Wetterfestigkeit das Credo des neuseeländischen Hausbaus sein. Nun – sie waren es bis vor Kurzem nicht. Viel mehr Gewicht als auf ein angenehmes Innenklima wurde zum Beispiel auf Größe gelegt, insbesondere die Anzahl der Schlafzimmer (wenn eine Makler von einem „three-one“ Haus spricht, meint er eines mit 3 Schlafzimmern und einem Bad – das ist die Basiskenngröße eines Hauses hier), und darauf mit immer schäbigeren Baumaterialien die Kosten des Hausbaus zu minimieren, wobei letztere trotzdem im Vergleich zu Deutschland inzwischen sehr hoch sind.
Heraus kam bei all dem wahrscheinlich nicht das Schönste und Beste. Ich habe ein paar Bilder typischer neuseeländischer Architektur eingefügt. Es ist weder ansehnlich, und meistens auch nicht praktisch, wie das Bild andeutet.
Allerdings ist man auch in Neuseeland nicht völlig von der Moderne übergangen worden. Neben „Colonial“, „Edwardian“ und anderer echter bis nachgemachter Schnörkelästhetik haben in den letzten 20 Jahren auch einige bauhaus-artige Bauten ihren Platz gefunden, meistens in den „besseren“ Stadtteilen,
wobei allerdings zu beachten ist, dass die Häuser trotz massivem Erscheinungsbilds oft in Leichtbauweise errichtet wurden (siehe unten). Ansehnlich sind auch einige der vielen Mischarchitekturen, in denen traditioneller Holzhüttencharme mit modernen Linien verbunden wird, wie das folgende Bild zeigt,
obwohl man sich auch dort fragt, warum es keine Rolläden gibt (wären bei den häufigen Stürmen mehr als nützlich), und keinen Dachüberhang, der Schutz vor Sonne und Regen gibt. 1% weniger Baukosten für 10% weniger Wohnlichkeit und Energieeffizienz.
Leider geht das mit der Adaption der Moderne nicht immer gut. Ein verbreiteter Typus Haus ist das sogenannte „Wogged Mansion“ oder „McMansion“, der sich auf Bauten bezieht, die von protzigen Säulen, Erkern und Portalen gekennzeichnet sind und den Status der Bewohner hervorheben soll – den sie in der Regel gar nicht haben. Guter Geschmack bleibt dabei meistens auf der Strecke 🙂 Man beachte übrigens die angeschraubten Fensterladenimitation. Niedlich, oder?
Eine neuseeländische Besonderheit sind noch die Sommer- bzw. Strandhäuser, die „Baches“ (Einzahl: „Bach, „ausgesprochen wie „Batch“) der Kiwis, die so etwas wie neuseeländische Datschas darstellen. Oft an abgelegenen Orten, ohne Anschluss an das Wasser- oder Stromnetz gelegen, taugen sie im allgemeinen nur für kurzfristige Aufenthalte. Während der Expansion der Großstädte, wurden viele dieser Einfachstunterkünfte allerdings vom Rest der Stadt eingeholt, und sitzen nun manchmal etwas anachronistisch zwischen ‚echten‘ Häusern eingeklemmt.
Eine andere Spezialität a la Kiwi sind die „Lifestyle Plots“. Das sind isolierte ‚Farmhäuser‘, oder zumindest größere Anwesen, vor den Toren der Städte mit einem größeren Stück Land drumherum. Die reine Lehre besagt, dass man sich hier autark einrichten kann, mit Gemüsefeld, ein paar Hühnern, Schafen usw. und einen ländlich-idyllischen Lebensstil pflegen (deshalb „lifestyle“) kann, während man in die Stadt zur Arbeit pendelt. Eine andere Variante (für die Habenden) ist es, in der Stadt eine Wohnung zu unterhalten, die Montag bis Freitag genutzt wird, und sich am Wochenende auf dem Lifestyle Plot auszutoben. In der Realität treibt nur eine Minderheit der Lifestyler ernsthaften Kleinlandbau. Aber es ist trotzdem schön im Grünen.
House Price Bonanza
Dass die Hauspreisblase in den USA die Stand heute noch immer anhaltende globale Wirtschaftskrise auslöste, ist nichts Neues. Dass die USA damit nicht allein standen, auch nicht. In Neuseeland war der Höhepunkt der Hauspreisspekulation in den Jahren 2002 bis 2007 erreicht. In diesem Zeitraum verdoppelten sich Hauspreise zumindest in den urbanen Zentren. Seit 2007 sind sie dann leicht abgesunken, bzw. haben sich seitwärts bewegt. Insgesamt ist ‘housing affordability’, also die Fähigkeit eines durchschnittlich betuchten Kiwi sich ein Haus zu leisten, in den letzten zehn bis zwanzig Jahren signifikant zurück gegangen. Die britische Wirtschaftszeitung ‘The Economist’ schätzte, in einem Artikel vom Oktober 2010, den Häusermarkt in Neuseeland als etwa 20% überteuert ein. In einem Abdruck dieses Artikels kommentierte dann die neuseeländische Tageszeitung ‘New Zealand Herald’ lakonisch, dass das immer noch besser wäre als die Zustände in Australien, wo die Überteuerung bei mehr als 50% angesiedelt wird. Für einen potentiellen deutschen Einwanderer, der sich ein Stückchen Neuseeland kaufen möchte, bietet das allerdings wenig Trost. Meiner Meinung nach war es lange Zeit eine Hauptattraktion für Einwanderer nach Neuseeland oder Australien, dass dort Häuser wesentlich erschwinglicher waren als in Deutschland. Dafür nahm man dann auch in Kauf, dass die Häuser bautechnisch oft ein Witz waren (der Begriff ‘Bewohnbares Holzbungalow’ machte die Runde): Einfachverglasung und oft völlig fehlende thermische Isolierung, die die Häuser im Winter kalt und im Sommer heiß machte, Probleme mit Kondenswasser und Schimmel, fast nie Unterkellerung und Wände, die aus auf ein Holzskelett genagelten Rigipsplatten (‘Holzrahmenbauweise’ – siehe Bilder) bestehen, in die man kaum einen Nagel für ein Bild schlagen konnte.
Inzwischen muss man sich als Durchschnittseinwanderer aber mit Hypotheken in einer Höhe und Tilgungsdauer abfinden, die deutschen Verhältnissen entsprechen, und das für Häuser, die qualitativ mit in Deutschland gebauten keineswegs vergleichbar sind.
Nun zu den Zahlen. Der Medianwert (etwas Ähnliches wie der Mittelwert) des Verkaufspreis eines Hauses in Neuseeland stand Ende 2010 bei etwa 350.000 NZD, d.h. 200.000 Euro. Im Großraum Auckland betrug er 470.000 NZD, also etwa 260.000 Euro, im Raum Wellington 410.000 NZD (230.000 Euro), und im Raum Christchurch 340.000 NZD (190.000 Euro). Preise auf der Nordinsel ex-Wellington und Auckland lagen bei 300.000 NZD (170.000 Euro), und auf der Südinsel ex-Christchurch bei 265.000 NZD (150.000 Euro) (Quelle: Real Estate Institute of New Zealand, www.reinz.co.nz).
„Housing Affordability“, also das Maß in dem sich ein Kiwi ein Eigenheim leisten kann ist aufgrund obiger Preise zusammen mit den durchschnittlichen Gehältern zunehmend ein gesellschaftliches Reizthema. Am 24. Januar 2011 veröffentlichte der New Zealand Herald eine Story mit dem Titel „Auckland Houses Less Affordable Than New York“ (www.nzherald.co.nz/business/news/article.cfm?c_id=3&objectid=10701626), der sowohl die Daten präsentiert, wie auch die halbwegs durchgedrehte (aber leider wahre) Schlussfolgerung, dass Häuser in Auckland und dem besseren Kaff Tauranga relativ zu den Einkommen der Bewohner teurer sind als Häuser in New York. www.nzherald.co.nz/nz/news/article.cfm?c_id=1&objectid=10701666 gibt noch einige wertvolle Einblicke in das, was die Kiwis selbst von dieser Situation halten: wenn sie jung sind oder erst vor Kurzen eingewandert, dann nicht viel. Ich zitiere aus einem der Kommentare:
… Moreover, I have two guitar teachers that have gone back to their home some other place in the world because of these low incomes and high house prices. And they won’t come back, and they were really good musicians. Furthermore, residents from other places will not come and live here because the prices are too high, and we might be last place! OMG! Besides, my family doesn’t have a lot of money, as a matter of fact; we do not have a lot of money because all the money has gone to our mortgage, and can only travel to Rotorua one time each year. And this mortgage will last for 30 years! …
Hausabzahlsklaventum auf Lebenszeit? Leider eine Realität in unserer markteffizienten Globalgesellschaft, sogar an vermeintlich entlegensten Orten.
Hauskauf
Egal, es gibt ja auch Leute die einfach Geld haben, und sich hier häuslich nieder lassen wollen. Wenn man schon ein paar ‘Kandidaten’ für den Hauskauf identifiziert hat, kann man sich bei www.qv.co.nz für ein paar Euro die früheren Verkaufspreise des Objekts der Begierde anschauen (wie auch viele andere Daten, wie z.B. Flut-, Starkwind-, Erdbebengefährdung, ob das Haus, oder Bäume im Garten unter Denkmal- oder Naturschutz stehen usw.). Bevor man einen Kaufvertrag unterschreibt, ist es unbedingt ratsam zur Gemeinde zu gehen (‚Local Council‘) und dort die Akten (incl. LIM = Land Information Memorandum – das sich partiell mit den Daten deckt, die bei qv.co.nz hinterlegt sind) einzusehen, die zu dem betreffenden Grundstück vorliegen. Dort sind dann eventuell z.B. pikante Details zu finden, wie Auseinandersetzungen früherer Nachbarn (die sich gegenseitig beim Council anzeigten), eventuell fragwürdige (nicht genehmigte) Um- und Ergänzungsbauten usw. Leider ist die Qualität der Akten oft miserabel: Baupläne sind winzig oder Kopien von Kopien von Kopien, die schlecht zu lesen sind, und die Akten sind eigentlich immer schlecht strukturiert. Außerdem lässt sich das Council den Einblick, sowie jede angefertigte Kopie mit gutem Geld bezahlen. Zu Verwirrung kommt es oft bei Grundstücken, die unterteilt wurden, wie beispielsweise in Auckland fast durchgängig üblich. Die Hausnummern werden bei einem Grundstück das mal z.B. 17 Kapiti Street hieß, mit Buchstaben neu nummeriert, d.h. daraus wird nach Unterteilung 17A und 17B. Die Council Akten spiegeln das aber fast nie wieder. Dort ist meist die Rede von 1 of 17 und 2 of 17. Man muss dann intelligent raten, um „sein“ Haus richtig zu identifizieren. Hört sich alles irgendwie kompliziert und potentiell ärgerlich an? Ist es auch! Das ist eben die Kehrseite der Lässigkeit der Kiwis – sie wird schnell zur Nachlässigkeit, und andere müssen sich mit dem Wirrwarr dann in alle Ewigkeit auseinandersetzen. Übrigens muss man sich bei seiner ‚Forschungsarbeit‘ zu einem Haus dummerweise auch oft beeilen, denn hat man einen Kaufvertrag ‚unter Vorbehalt‘ (‚Conditional‘) unterschrieben, zum Beispiel eben dem Vorbehalt, dass es keine baulichen Probleme mit dem Haus gibt, dann ist dieser Vorbehalt oft mit einer knappen Frist verbunden. Das heißt, dass wenn man bis zur Fristverstreichung nicht plausibel belegen kann, dass es Probleme mit dem Haus gibt, der Vertrag ‚Unconditional‘ wird, d.h. man zur Zahlung der Kaufsumme verpflichtet ist. Apropos, Vorbehalte sind im realen Leben auch fast immer finanzieller Natur. Ein guter Kiwi hinterlegt bestenfalls 10-20% des Kaufpreises aus eigenen Ressourcen, der Rest wird über Kredit finanziert. Kommt dieser Kredit nicht zustande, verfällt der Kaufvertrag. Die ganze Prozedur, vom Unterschreiben des vorbehaltlichen Kaufvertrags bis zur Endgültigkeit der Abwicklung, wird im allgemeinen von einem Rechtsanwalt und einem Bausachverständigen (‚Building Inspector‘) begleitet. Das muss nicht sein, aber es ist trotz der Kosten besser so. Der Rechtsanwalt lässt z.B. die Verkäuferseite wissen, wenn ein Kaufvertrag von der Käuferseite abgeblasen wird, mit all den richtigen Formulierungen und Formalitäten. Der Building Inspector prüft das Haus auf irgendwelche Mängel, und drückt einem dann einen Bericht dazu in die Hand. Building Inspectors sind allerdings meist ’nur‘ Bau(fach)arbeiter, und keine Ingenieure, und kosten deswegen auch nicht die Welt. Notarkosten fallen übrigens nicht an. In Neuseeland gibt es Notare (‚Notary Public‘) im deutschen Sinne kaum, und die, die es gibt beschäftigen sich nicht mit Banalitäten wie Hauskäufen.
Und als ob das alles noch nicht genug wäre, gibt es in Neuseeland noch verschiedene Rechtsformen was das Grundstück angeht, auf dem das Traumhaus steht – und auch die müssen verstanden sein. www.propertylawyers.org.nz (> What does this mean?) gibt leicht verständliche Definitionen zu den Kernbegriffen „Freehold Title“, „Unit Title“, „Leasehold Title“, und „Cross-Lease Title“. Die beste Rechtsform mit den wenigsten Einschränkungen ist „Freehold“, diese ist in urbanen Zentren aber kaum noch anzutreffen. Weitere Informationen, vor allem Verweise auf Seiten mit weiterführender Information, sind unter newzealand.govt.nz/browse/housing-property/buying-a-property/ zu finden. www.consumerbuild.org.nz enthält zusätzlich Information zum Thema Hausbau, ein Abenteuer, auf das ich mich in Neuseeland noch nicht eingelassen habe. Der „Property“ Tab der Seite www.consumer.org.nz bietet ebenfalls einige nützliche, praktische Informationen zum Thema Hauskauf. Last but not least ist da noch das im Selbstverlag erschienene Buch „Where to Live in Auckland“ (www.wheretoliveinauckland.co.nz) für diejenigen, die sich dafür interessieren, ein Haus in Auckland zu erwerben. Das Buch enthält neben einer ausführlichen Analyse der verschiedenen Wohngegenden in Auckland auch viel Wissenswertes allgemeiner Natur.
Um das Bild abzurunden, darf man sich dann noch mit dem Verkaufsmodus auseinandersetzen. Für Makler am lukrativsten sind Auktionen – ergo wird viel auf diese Weise angeboten, vor allem bei Objekten oder in Gegenden, in denen von starker Nachfrage auszugehen ist. Dann gibt es einfach schon in der Annonce angegebene Preisvorstellungen (wie wir das aus Deutschland kennen), und es gibt Annoncen bei denen „By Negotiation“ steht, was heißt, das man ein Angebot abgibt, das dann ping-pong-artig zwischen Käufer und Verkäufer hin- und hergeht, bis eine Preiseinigung erzielt wurde, wie im Bazaar. Die letzte mir bekannte Variante ist „By Tender“, bei dem der Verkäufer Angebote mehrerer potentieller Käufer entgegenimmt und sich dann für eines entscheidet.
www.realestate.co.nz ist eine Portalseite, die die Immobilienangebote mehrerer großer neuseeländischer Maklerfirmen (Harcourts, Barfoot & Thompson, Ray White usw) zusammenfasst. Immobilienmakler sind, wie Banken, in Neuseeland landschaftsprägend. Kein Dorf scheint klein genug, um ohne Vertreter der großen Immobilienfirmen auszukommen. An die entsprechenden Logos und Firmenfarben gewöhnt man sich schnell. Google Maps hat sich auch schon ins Immobiliengeschäft getraut maps.google.co.nz/realestate, allerdings finde ich die Listings dort oft ziemlich unvollständig. Vorteil ist die optische Präsentation auf einer Landkarte, und/oder einem Satellitenbild, die erlauben, sich schnell zu orientieren. www.trademe.co.nz enthält Hausangebote von Eigentümern, die direkt verkaufen, also nicht über Makler gehen. Makler sind in Neuseeland übrigens prinzipiell Vertreter der Interessen des Verkäufers – logisch, denn die Provision wird für den Makler höher, je höher der Verkaufspreis ausfällt. Diesen oft sehr nett und verbindlich auftretenden Charakteren zu viel Vertrauen zu schenken, lohnt sich im allgemeinen also nicht.
In Summe, mag das Thema Hauskauf oder -bau verwirrend, wenn nicht einschüchternd erscheinen, denn schließlich geht es für die meisten Menschen um die größte Finanztransaktion ihres Lebens. Trotzdem: Millionen Einwanderer haben es irgendwie geschafft, und sind heute glückliche Häuslebesitzer – es ist also durchaus machbar. Und es gibt auch Dinge, die einfacher sind als in Deutschland … wie oben schon erwähnt, keine verrückten Kosten für einen Notar. Die Immobilienmakler geben fast immer die Adresse der Objekte schon in der Annonce an, bzw. diese sind durch nicht zu übersehende Schilder auf dem Grundstück klar markiert, und man muss deshalb nicht umständlich anrufen und eine Adresse in einer Gegend erfragen, an der man vielleicht sowieso kein Interesse hatte. Ach Ja, und Google Street View wurde in NZ nicht zum Politikum, und deshalb kann man sich vom Ambiente sehr schnell ein erstes Bild machen.
Der Leichtigkeit des Seins in Neuseeland für Neuankömmlinge war und ist die Blase auf dem Häusermarkt sicher nicht zuträglich – auf der anderen Seite der Gleichung haben sich viele alteingesessene Neuseeländer daran eine goldene Nase verdient. Es bleibt für Neu-Neuseeländer zu hoffen, dass es ähnlich wie in den USA zu einer Korrektur des Immobilienmarkts nach unten kommen wird. Die Chancen dafür schätze ich aber als eher gering ein. Als es in den Jahren 2008-10 dafür eine natürliche Gelegenheit gegeben hätte, steuerte die neuseeländische Regierung bewusst gegen, ließ zum Beispiel mehr Einwanderer ins Land, um künstlich die Nachfrage hoch zu halten, oder subventionierte ‘first home owners’ durch Geldgeschenke. Das wirtschaftliche Modell Neuseelands hängt im Moment einfach zu sehr vom Häusermarkt ab, um hier ein rasches Umdenken zu erwarten. Im Grunde greifen hier rein ökonomische Überlegungen vielleicht auch zu kurz: für Neuseeländer ist der Besitz eines Eigenheims schon fast eine Obsession. Und auch Neuzuwanderer scheinen dem Virus bald nach Ankunft schnell zu erliegen, denn ein Foto des (zumindest äußerlich) schmucken Eigenheims nach Hause zu schicken, steht wohl für so etwas wie den Beweis einer erfolgreichen Einwanderung.
Und nun zu den berüchtigten „Leaky Roofs“
Die „Leaky Buildings Syndrome“ Krise brach in Neuseeland im Jahr 2002 in voller Blüte aus, und hat zu erheblichen gesellschaftlichen und politischen Turbulenzen geführt. Wie der Begriff erahnen lässt, hat die Sache mit Dächern (und teils sogar Wänden) zu tun, die Regenwasser ins Haus eindringen lassen. Um es kurz zu halten, wurde vornehmlich in den 1990er Jahren eine relativ hohe Anzahl von Häusern gebaut, die nicht wetterfest waren, anscheinend vor dem Hintergrund der ‚Deregulierung‘ des Hausbausektors Anfang der 90er Jahre (Buildings Act 1991). Die Hintergründe der Affäre sind in Wikipedia unter „Leaky Homes Crisis“ beschrieben. Die Schuld für wetteruntauglich gebaute Häuser wurde oft zwischen Handwerkern, Architekten und Behörden hin- und hergeschoben, denn rechtlich war es nicht klar, wer für solche Mängel zur Verantwortung zu ziehen ist. Eigner schadhafter Häuser blieben und bleiben deswegen oft jahrelang ohne Kompensation auf ihren undichten Häusern sitzen. Im Extremfall führte das sogar zu in den Medien ausführlich geschilderten Selbstmorden demoralisierter Hausbesitzer, oder Schlicht zum partiellen Kollaps fauliger Teile eines Hauses. Oft waren die Leidtragenden Einwanderer, da sie aus Unwissenheit oder falscher Sparsamkeit keine ‚building inspection‘ vornehmen ließen, diese nicht verstanden, oder blind auf die Verlässlichkeit der Baustandards vertraut hatten. Übrigens hatten die Wasserlecks oft mit den Besonderheiten des neuseeländischen Wetters zu tun. Häuser in Küstennähe sind oft starken Winden ausgesetzt, die es praktisch horizontal regnen lassen. Solche Szenarien machen natürlich spezielle Baumethoden erforderlich.
Die Sache ist inzwischen unter Kontrolle, der Buildings Act wurde 2004 entsprechend novelliert. Rechtsstreitigkeiten sind aber noch immer anhängig. www.dbh.govt.nz (-> weathertightness) gibt Auskunft was zu tun ist, um Regierungsgelder für die Reparatur zu erhalten, falls man tatsächlich genug Pech hatte ein Haus zu kaufen, dessen Holzstruktur vor sich hin fault.
Mieten
Mieten werden wöchentlich beglichen, nicht monatlich. Die Mietkaution (‚Bond‘) liegt üblicherweise bei vier Wochenmieten. Außerdem verlangen viele Vermieter eine Mietvorauszahlung von zwei Wochenmieten. Die Höhe der Miete hängt – wie in Deutschland – von vielen Faktoren ab, es ist also kaum möglich, allgemeingültige Aussagen zu treffen. Im Großraum Auckland liegen Mieten im ärmeren Südteil der Stadt bei etwa 300-350 NZD pro Woche für ein kleines Einfamilienhaus. Im North Shore von Auckland geht es bei etwa 450 NZD pro Woche los. Umfassende Statistiken für ganz Neuseeland sind bei www.reinz.co.nz unter „Residential Rent Review“ zu finden (wenn auch nicht auf dem allerneuesten Stand).
Kündigungsfristen, und Mieterschutz sind – keine große Überraschung – in Neuseeland viel eingeschränkter als in Deutschland. Im allgemeinen muss der Vermieter dem Mieter 90 Tage Zeit geben, bevor ein Mietvertrag gekündigt ist und der Mieter Haus oder Wohnung verlassen muss, umgekehrt kann der Mieter innerhalb von 21 Tagen nach Kündigung ausziehen. Details finden sich kurz, bündig und in leicht verständlichem Englisch bei Department of Building and Housing z.B. in der Broschüre „Renting and You“ (www.dbh.govt.nz/pub-tenancy-generalinfo).
Angenehm ist, vor allem für Neuankömmlinge, dass es in Neuseeland die deutsche Unart des Küchen-Umziehens nicht gibt. Küchen sind fester Bestandteil eines Hauses und werden weder mitgebracht noch mitgenommen. Ich frage mich übrigens in Deutschland immer, warum nicht auch Badezimmer und Klos mit umgezogen werden. Das wäre wenigstens konsistent mit dem umständlichen und teuren Theater, das um Küchen herum aufgeführt wird.
Bevor ich es vergesse: dieselben Immobilienagenturen, die sich um den Kauf und Verkauf von Häusern und Wohnungen kümmern, haben auch Abteilungen, die sich auf Vermietungen spezialisiert haben – gegen Provision, natürlich.
In den Innenstädten von Wellington und Auckland haben sich inzwischen Wohnungsblöcke (‚Flats‘) verbreitet, die oft neben der Hausnummer einen wohlklingenden Namen haben, was weiß ich, „Paradise Apartements“, oder so. Die Bausubstanz ist mit deutscher nicht vergleichbar, insbesondere was Schall- und (ja!) Geruchsisolierung betrifft. Deshalb beim Einmieten versuchen die Wohnungsbesichtigung in einem Zeitraum durchzuführen, wenn die Nachbarn da sind bzw. Straßenverkehr herrscht und man hören kann, ob es einem zu laut ist, oder nicht. Küchengerüche oder Tabakrauch werden u.U. über Abzüge zwischen Wohnungen verbreitet. Schaltet die also ein paar Minuten an, wenn ihr eine Wohnung besichtigt.
Nebenkosten
Zum Abschluss des Themas noch zur ‚zweiten Miete‘, den Nebenkosten.
‚Council Rates‘ werden von ‚Local‘ und ‚Regional Councils‘ erhoben, so etwas wie eine Gemeinde- oder Regionalsteuer. Die Höhe kann man für jedes Grundstück/Haus auf den Webseiten der Councils einsehen. Zum Beispiel in Auckland auf www.aucklandcouncil.govt.nz. Dort gibt es einen GIS Viewer mit dem die Höhe der quasi-Steuern für jedes Grundstück einsehbar sind. Die „Rates“ werden von den Kommunen festgelegt, schwanken also von Gemeinde zu Gemeinde. Meiner Erfahrung nach betragen sie im allgemeinen, grob geschätzt, in etwa ein halbes Prozent des RV (= „ratable value“) des Hauses bzw Grundstücks pro Jahr. Bei einem Haus, das einen RV von 500.000 NZD hat wären das also 2500 NZD im Jahr.
Auf dem Strommarkt herrscht, wie in Deutschland, Konkurrenz zwischen allerlei Anbietern, und jeder Stromkunde kann zwischen Anbietern wechseln. Eine ausgezeichnete Übersicht der Anbieter, Tarife und ein recht cleverer Optimierungsrechner finden sich auf der Seite www.consumer.org.nz (ConsumerPowerSwitch – hier sind auch Gaspreise gelistet). Insgesamt sind die Preise für Strom zumindest im Großraum Auckland in etwa dieselben wie in Deutschland.
Bei Wasser gibt es meines Wissens kein System miteinander konkurrierender Anbieter, die um Endkunden buhlen, sondern Städte und Gemeinden schreiben die Wasserversorgung aus, und derjenige Anbieter, den die Kommune letztlich auswählt, versorgt alle Einwohner im Einzugsgebiet der Kommune. Im Fall von Auckland ist der Wasseranbieter momentan Watercare (www.watercare.co.nz). Im Bereich North Shore erhebt Watercare zur Zeit 1,52 NZD pro kiloLiter (= Kubikmeter), und einen Festgebühr von 15,33 NZD pro Halbjahr. Abwassergebühren sind in die ‚Rates‘ (siehe oben) integriert, und damit nicht Teil der Wasserrechnung.
Eine feste Müllgebühr pro Haushalt, wie in Deutschland üblich, gibt es in Neuseeland nicht. Hier kauft man bedruckte Müllsäcke in entsprechenden Läden (zum Beispiel Supermärkten), deren Preis schon die Müllabfuhrgebühr der Gemeinde enthält, d.h. man zahlt nach dem tatsächlich angefallenen Müllvolumen. Sperrmüll funktioniert ähnlich wie in Deutschland, d.h. es gibt einige Tage im Jahr, an denen man Sperrmüll an den Straßenrand stellen kann, und in der restlichen Zeit die Möglichkeit, den Müll selbst zur Deponie zu bringen. Dazu noch die Anmerkung, dass an den Sperrmülltagen – egal in welchem Stadtteil – Bewohner des eher armen South Auckland in erstaunlich großer Zahl die entsprechenden Viertel abfahren und die Sperrmüllhügel nach Verwertbarem durchsehen. Oft sind das Menschen mit Maori oder Pacific Islander Hintergrund, und auf den ersten Blick meistens eher rauhe Charaktere. Ein unangenehmer Nebeneffekt dieser ‚Beutezüge‘ ist, dass die Hügel nach dem Durchsuchen vielfach weit verstreut enden, und man wieder einen halbwegs ordentlichen Haufen bauen muss, weil sich die Sperrmüllabfuhr sonst weigern könnte, den Müll mitzunehmen. Außerdem klopfen manche Sperrmüllsammler an die Tür und fragen nach Sonstigem, das eventuell weggegeben werden könnte. Hier ist Vorsicht geboten, da dabei oft der Haushalt ausgekundschaftet werden soll, für spätere Einbrüche. Am besten nebenbei bemerken, dass der (imaginäre) Opa den ganzen Tag da ist, damit niemand auf dumme Ideen kommt.
Zusätzliche Nebenkosten ergeben sich unter Umständen aus der Rechtsform des Grundstücks (siehe oben). Bei Freehold fallen keine ‚Gemeinschaftskosten‘ an, bei ‚Unit Lease‘ z.B. schon, weil dort nur die Parzelle Eigentum des Hauskäufers ist, während z.B. Zugangswege und Grünstreifen darum herum von der Gemeinschaft der Eigentümer getragen werden müssen. Die Kosten schwanken im Detail beträchtlich und sollten natürlich vor Abschluss eines Kaufvertrages in Erfahrung gebracht werden.
Hotels
Ich habe persönlich nicht besonders viel Zeit in neuseeländischen Hotels verbracht, kann aus Erfahrung aber trotzdem eine einfache Faustregel formulieren: bis 100 NZD pro Nacht handelt es sich um Substandard-Unterkünfte, zwischen 100 und 200 NZD pro Nacht bekommt man etwas Anständiges, aber nichts Inspirierendes. Wirklich gut und angenehm wird es im allgemeinen erst ab 200 NZD pro Nacht. Wie gesagt, eine ganze grobe Formel. Im Detail sollte man sich natürlich vor der Buchung über das Hotel informieren. Ich habe mit den Bewertungen in www.tripadvisor.com gute Erfahrungen gemacht – aber es gibt noch viele andere Webseiten, die ähnliche Informationen parat haben.
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Herzlichen Dank, ausgezeichneter Artikel, den ich aus eigener Erfahrung um so mehr schätzen kann – allerdings wäre villeicht ein update möglich?
Das war mal ein toller, ausführlicher und schön zu lesender Artikel. Vielen Dank!!