Das Auto. Angeblich unser liebstes Spielzeug – usw. – man will es jedenfalls nicht missen, ob als Besucher oder schon länger hier Lebender. Es gibt in Neuseeland wegen der geringen Bevölkerungsdichte kein bequem nutzbares und preiswertes System öffentlichen Transports, und zu exotischen Destinationen gelangt man damit schon gar nicht. Um einen fahrbaren Untersatz kommt man kaum herum, außer man lebt in den Metropolen und hat nicht vor Neuseeland außerhalb der Stadt zu erkunden.
Rechtlich gesehen darf man mit einer deutschen Fahrerlaubnis problemlos bis zu einem Jahr lang in Neuseeland Auto (Motorrad usw.) fahren. Bei Besuchern, die länger als ein Jahr bleiben wohl noch länger. Von Einwanderern (‚permanent resident‘) wird allerdings erwartet, dass sie binnen dieses einen Jahres den neuseeländischen Führerschein erwerben. Dazu muss man sich mit dem New Zealand Road Code auseinandersetzen. But first things first …
Mit deutschem Führerschein bis zu einem Jahr in NZ unterwegs
Also zurück zum Fahren mit deutschem Führerschein. Um bei Polizeikontrollen keine Schwierigkeiten zu bekommen, reicht es leider nicht, den im wesentlichen sprachunabhängigen, symbol-kodierten EU Führerschein im Kreditkartenformat dabei zu haben. Nein, auch der grässliche Internationale Führerschein (oder eine Übersetzung) muss vorzeigbar sein. Meine Diskussionen mit Polizisten, Behörden, und auch den großen Autovermietern, dass ja der zum Beispiel in Deutschland ausgestellte EU-Führerschein gerade zum Zweck hat auch z.B. in Großbritannien von Polizisten verstanden zu werden – ohne Internationalen Führerschein oder einer NZTA-zertifizierten Übersetzung des deutschen Führerscheins ins Englische – haben bisher nicht gefruchtet. Schade.
Das Auto fährt links
Der größte Unterschied zum Autofahren in Deutschland ist natürlich der Linksverkehr. Ich finde, dass man sich daran schnell gewöhnt, aber man sollte besonders aufmerksam sein, wenn man z.B. ungeteerte Straßen fährt, bei denen man dauernd Steinen und Schlaglöchern ausweichen muss, und deshalb öfter mal auf der rechten Straßenseite unterwegs ist. Da kann man schnell vergessen, zurück auf die linke Seite zu steuern. Kniffelig können außerdem Kurven sein, bei denen man, wenn man unkonzentriert ist, nach der Biegung gerne in die rechte Spur einsteuert. Allgemein sollte man einfach vermeiden, übermüdet und schon gar nicht angetrunken zu fahren, um einer Links-Rechts-Verwechslung zu entgehen.
Etwas anderes sind dann wieder die spiegelverkehrten Armaturen. Die Pedale sind angeordnet wie in Deutschland – ok. Aber die Positionen der Blinker- und Scheibenwischerhebel sind zum Beispiel vertauscht, und ich verwechsle die beiden nach jahrelangem Linksfahren (wenn auch nicht ohne Rechtsfahrunterbrechungen) gelegentlich noch immer 🙁
Kiwi exotica: flush medians, transit lanes, farbige Striche
Ein paar weitere wichtige Unterschiede zwischen Fahren in Deutschland und Neuseeland: das sind zunächst gestreifte Flächen. In Deutschland sind diese tabu, in Neuseeland sind diese manchmal ‚flush medians‘ genannten Flächen zum Befahren explizit freigegeben, bzw. man ist gehalten sie zu nutzen, siehe Bild: der rote Wagen nutzt den Flush Median als Abbiegespur.
Merkwürdig ist, dass der Flush Median von beiden Seiten aus benutzt werden kann, was meines Erachtens zu Frontalunfällen führen kann. In der Praxis ist mir das aber noch nicht passiert 🙂
Eine andere Besonderheit ist die zentrale Vorfahrtsregel:
If you are turning at an intersection, give way to all vehicles not turning.
Das ist nachvollziehbar: Geradeausfahrer haben vor Abbiegern Vorfahrt. Dann aber:
If you are turning left at an intersection, give way to vehicles coming towards you that are turning right.
In all other situations, give way to all vehicles coming from your right.
Hier hat also derjenige Verkehrsteilnehmer die Vorfahrt, der den klar längeren und komplizierteren Weg fährt. In Deutschland würde das einer Links-vor-Rechts-Regel entsprechen! Die Vorgeschichte dieser anti-intuitiven Verkehrsregel kenne ich nicht, Neuseeland steht mit ihr allerdings allein in der Welt der Länder mit Linksverkehr. Im Alltag führt diese eigensinnige Vorfahrtsregelung zu häufigen Missverständnissen und Beihnaheunfällen. Sie soll deshalb in naher Zukunft abgeschafft werden. Im Moment ist sie gleichwohl noch Fakt.
Ein weitere Besonderheit zumindest in neuseeländischen Städten sind die „bus“ und vor allem „transit lanes“. Letztere gibt es z.B. in der Ausführung T2 (siehe Bild) und T3, die einfach besagen, dass die entsprechende Fahrspur Fahrzeugen vorbehalten ist, die mindestens 2 bzw. mindestens 3 Insassen befördern. Die Transit Lanes sind meistens temporär, z.B. zu Stoßzeiten. Das Konzept der Bus Lanes ist klar, die gibt es auch in Deutschland. Man muss allerdings sehr aufpassen beim überqueren einer Bus Lane dieselbe nicht zu lange zu nutzen. Wer mehr als 50m auf einer Bus Lane fährt und erwischt wird, zahlt eine Geldbuße. Das wird mit Videokameras tatsächlich geprüft, ist also nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Meines Erachtens wäre es sinnvoll, die Handvoll neuseeländischer Straßenverkehrsexotika Besuchern bei der Einreise als bebilderten Merkzettel (oder so) in die Hand zu drücken, um Unfällen ein wenig vorzubeugen. Leider passiert das nicht. Statt dessen – und hier muss ich leider sagen: typisch neuseeländisch – wird in den Medien immer wieder eine Hysteriekampagne gegen Autofahrer ohne neuseeländischen Führerschein geschürt, und nach höheren Strafen für Ausländer, die was falsch machen, geschrien. Peinlich, das Ganze. Noch peinlicher fand ich neulich eine Mediensau die gegen die allgegenwärtigen „Camper Urlauber“ (Touristen, die monatelang per Campervan die Inseln abfahren) durchs neuseeländische Dorf getrieben wurde: diese Besucher haben doch tatsächlich die Unverschämtheit aufs Klo zu müssen, auch wenn kein Klo in der Nähe oder an Bord ist, und das endet dann mit Minenfeldern von – you know what – um die viel angefahrenen Sehenswürdigkeiten herum. Wieder wurde nach Strafen krakeelt, anstatt zu argumentieren, dass all das Geld, das Touristen in Neuseeland lassen, vielleicht auch zum Bau öffentlicher Toiletten benutzt werden könnte. Ultrapeinlich!
Gehen wir jedoch von der Pflicht langsam zur Kür über, und stellen einige nicht ganz offensichtliche Features des Autofahrens in Neuseeland vor.
Geschwindigkeit & Parken, Blitzer & Geldbußen
Das ist zunächst einmal das ganze Thema Geschwindigkeit. Es gibt in Neuseeland keine Straße mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von mehr als 100 km/h. Ja, richtig gelesen. Sogar auf autobahnartig ausgebauten Strecken ist das so, wie z.B. dem „Express Way“ zwischen Auckland und Hamilton. Auffällig sind auch die langen Schaltperioden der neuseeländischen Ampeln. 1,5 bis 2 Minuten an einer roten Ampel zu stehen, ist keine Seltenheit. Mein Zwischenfazit ist also ein nachdrücklicher Rat zur Entschleunigung. Autofahren in Neuseeland ist wesentlich beschaulicher als in Deutschland. Deutsche Hektik lasse man lieber zu Hause.
Was Fahrgeschwindigkeiten angeht, gibt es für die strengen Begrenzungen gute Gründe. Zum einen ist da die Autoflotte, die in Neuseeland eine – im Vergleich zu Deutschland – hohe Anzahl von Altfahrzeugen aufweist, mit entsprechend veralteter Sicherheitstechnik. Oft sind diese als Gebrauchtwagen aus Japan importiert, zum Teil mit japanischen Beschriftungen an den Armaturen. Als Querverweis zum Tonga-Artikel noch die Bemerkung, dass die ausrangierten Japaner, nachdem sie in Neuseeland ihre Schuldigkeit getan haben, oft weiter in die pazifische Inselwelt verkauft werden. Was dort auf den Straßen zu sehen ist, kann dann eigentlich nicht mehr unterboten werden. Ich habe nicht einmal in Indien schlimmere Wracks auf der Straße gesehen.
Zweitens ist Neuseeland wegen seiner vulkanischen Geologie ein sehr hügeliges Land, mit entsprechend kurvenreicher Straßenführung. Hohe Geschwindigkeiten sind unter solchen Bedingungen oft nicht sinnvoll. Und drittens ist die neuseeländische Führerscheinprüfung ziemlich lax, und es gibt viele Fahrer, die aus Drittweltländern nach Neuseeland migriert sind und einfach eine andere Einstellung zum Verkehrsverhalten haben.
Was ich als Argument nicht kritiklos akzeptiere, ist der von offizieller Stelle oft vorgebrachte Sicherheitsaspekt. Das leuchtet auf den ersten Blick ein, nach dem zweiten Blick, vor allem auf Unfallstatistiken, schon viel weniger. In den letzten Jahren starben in Neuseeland etwa 400 Menschen jährlich an den Folgen von Verkehrsunfällen. In Deutschland waren es um die 4000. Sowohl in Relation zur Bevölkerungszahl als auch zur Anzahl zugelassener Fahrzeuge passiert also in Neuseeland etwa doppelt soviel wie in Deutschland – trotz der wohl niedrigsten Geschwindigkeitslimits der westlichen Welt. Woran das liegt, kann ich nicht beantworten, aber sicher liegt es nicht daran, dass die Neuseeländer die Geschwindigkeitslimits routinemäßig ignorieren. Ganz im Gegenteil. Ich habe auf meinen Reisen kein Land erlebt, in dem mehr Radarfallen gelegt werden als in Neuseeland, kombiniert mit empfindlichen Strafen bei Übertretungen. Das zeigt Wirkung, und viele Autofahrer fahren schon fast paranoid langsamer als die zulässige Höchstgeschwindigkeit, um ja nicht geblitzt zu werden.
Die Anzahl der Verkehrstoten während Feiertagen ist übrigens so etwas wie nationale Folklore. „The Road Toll this Christmas“ ist dann zum Beispiel täglich in allen Medien ganz vorne zu finden, wo die neuesten Zahlen unter wohligem Gruseln und mit Rehaugen bekannt gegeben werden. Ein wenig Voyeurismus bzw. Hysterie kann man nicht in Abrede stellen.
Hier noch Auszüge aus dem Bussgeldkatalog, nach Geld und Punkten (‚demerit points‘) in – äh – wahrscheinlich Wellington, nicht Flensburg.
Die neuseeländische Polizei führt die aktuellen Bußgeldlisten.
Hier ein Auszug Stand Dezember 2010.
Sicherheitsgurt nicht angelegt | 150 NZD |
Rote oder gelbe Ampel überfahren | 150 NZD |
Ohne Führerschein unterwegs | 55 NZD |
Ohne Fahrerlaubnis unterwegs | 400 NZD |
Auf dem Führerschein vermerkte Einschränkungen verletzt (und 25 Punkte) | 400 NZD |
Ohne TÜV (= WOF) unterwegs | 200 NZD |
Ohne Zulassung unterwegs | 200 NZD |
1-10 km/h zu schnell | 10 Punkte |
11-20 km/h zu schnell | 20 Punkte |
21-30 km/h zu schnell | 35 Punkte |
31-35 km/h zu schnell | 40 Punkte |
36 km/h und mehr zu schnell | 50 Punkte |
Wenn man mehr als 100 Punkte innerhalb von 2 Jahren anhäuft, muss man den Führerschein 3 Monate lang abgeben. Die Bußgelder für Geschwindigkeitsüberschreitungen könnt ihr unter „Part 2, Speeding“ bei finden.
Einzelheiten zum Thema Blitzen: fest installierte Radarfallen gibt es eher wenige. Ich habe trotzdem eine als abschreckendes Beispiel abgelichtet.
Die meisten Radarfallen sind mobil. Oft werden sie aus kleinen Lieferwägen betrieben, die scheinbar harmlos am Straßenrand stehen. Außerdem haben viele Polizeiwagen Geräte montiert, die es den Polizisten erlauben, während der Fahrt z.B. die Geschwindigkeit eines entgegenkommenden Fahrzeugs zu messen. Wenn also plötzlich im Rückspiegel das Blaulicht angeht und ein Polizeiwagen eine Kehrtwende hinlegt, dann hat man Euch erwischt. Dem Gerücht nach wird man nur angehalten, falls die Überschreitung mehr als 10km/h beträgt, aber ob das stimmt, weiß ich nicht. Die meisten Kiwi-Autofahrer, die zur flotteren Sorte gehören, fahren im Bereich erlaubte Geschwindigkeit plus 10 km/h, weil dann die Strafen nicht gemein hoch ausfallen.
Ich persönlich finde, dass die Geschwindigkeitspedanterie einem hier das Autofahren vermiest. Geblitzt wird z.B. gerne wo es bergab geht, d.h. man ist gezwungen aktiv zu bremsen, um nicht abkassiert zu werden – ein Auge immer auf dem Tacho – und das bei einem Land, dass großteils aus Hügeln besteht. Ich meine, dass das ewige Schielen auf den Geschwindigkeitsmesser der Verkehrssicherheit schadet. Alternativ kann man auch eine große Marge lassen, was zu effektiven Höchstgeschwindigkeiten von 90km/h führt. So wird eine Wochenendfahrt an einen entlegenen Strand schon mal zur epischen Reise.
Striche und Parken. Durchgehende weiße Linien auf der Fahrbahn bedeuten anders als in Deutschland kein Überquerverbot. Diese Rolle spielen durchgehende gelbe Linien, siehe Bild. Gestrichelte gelbe Linien am Straßenrand signalisieren ein Halteverbot.
Parken wird meines Wissens nicht von der Polizei, sondern den Gemeinden überwacht. Es gibt zwar einen detaillierte Bußgeldliste („Part 1, Parking„), an die halten sich die Behörden aber meines Wissens im allgemeinen nicht, sondern verhängen gerne pauschal 40 NZD für ’normales‘ Falschparken. Ärgerlich finde ich auch das viele Bezahlparken, per Parkuhr, oder auf kommerziellen Parkplätzen, und insbesondere, dass z.B. in Auckland bei Zahlung mit Kreditkarte zur Zeit noch eine „Kreditkartengebühr“ von 50 Cents anfällt. Man hat also gerade kein Kleingeld, und muss für 2 Dollar einen Parkschein per Kreditkarte ziehen, der dann real auch noch 2,50 Dollar kostet. Ja, ich weiß, ist eine Kleinigkeit, nervt aber trotzdem.
Schlechte Beschilderung + fehlender Entfernungsangaben = Navi
Ungünstig ist in Neuseeland auch die lückenhafte Richtungsbeschilderung, die oft zum Rätselraten und Navigation nach grober Himmelsrichtung bzw. Gefühl zwingen. Entfernungsangaben auf den Schildern sind dann noch rarer, was ungut ist, da in dünn besiedelten Gegenden die Tankstellendichte gering ist. Bezeichnend bis witzig war neulich eine Episode in Northland, als ich einen Kauri-Hain anschauen wollte, der etwas abseits der Landstraße lag (wie weit genau, weiß niemand). Das ging über Stock und Stein auf ungeteerten Straßen, und keine Ahnung wie weit es wohl noch war, denn Entfernungsangaben waren nicht aufgestellt. Irgendwann, nach etwa einer halben Stunde, fragte ich mich, ob ich überhaupt noch auf dem richtigen Weg war. Dann Entwarnung: mitten in der Prärie zwischen Gräsern und Büschen stand ein einsames Geschwindigkeitsbegrenzungsschild. Hahaha! Die Schlussfolgerung aus der Richtungsschildmisere ist, dass sich ein Navigationssystem (bzw. Smartphone) unbedingt lohnt. Wenn man eines in Deutschland nutzt, dann reicht es sogar aus, sich nur eine zusätzliche Landkarte zu besorgen. Schöne Landkarten in verschiedenem Format gibt es übrigens auch bei Land Information New Zealand (www.linz.govt.nz).
„ADAC“, Maut, Staus
Das neuseeländische Äquivalent des ADAC ist übrigens die Automotive Association (AA). Dort werden ähnliche Dienstleistungen angeboten wie beim ADAC, also z.B. Pannenhilfe, aber auch Reiseversicherungen, Fahrschule, oder die Erneuerung des WoF (Warrant of Fitness). AA ist natürlich nicht die einzige Organisation, die solche Dienste anbietet. Die meisten Kiwis scheinen aber bei einer davon einen Vertrag abgeschlossen zu haben. Zum Thema WoF = TÜV. Den braucht man alle 6 Monate bei alten und alle 12 Monate bei neuen Fahrzeugen. Die Standards scheinen allerdings weniger strikt als beim deutschen TÜV. Die Kosten betragen etwa 50 NZD (30 Euro) für einen PKW, also weniger als eine deutsche Hauptuntersuchung.
Das Gegenteil von Geschwindigkeitsüberschreitung ist Stau. Davon gibt es erstaunlich viel. Der IBM „Commuter Pain Index“, also eine Zahl die angibt wie schlimm Menschen in einer Großstadt von Staus betroffen sind bzw. gestört werden, war Ende 2010 für Auckland 28, und für Christchurch 23. Damit sind Staus in Auckland schlimmer als in Los Angeles (25), Berlin (24) oder New York (19). Einzig Wellington schloss mit einem Index von 17 ungefähr da ab, wo man es erwarten würde, da in Wellington öffentlicher Nahverkehr relativ gut ausgebaut ist. In Auckland dagegen ist dies nicht der Fall. Es gibt z.B. keine Züge, die nördlich der Hafenbrücke operieren. Zwischen Devonport und der Innenstadt von Auckland verkehrt zwar eine Fähre, aber trotzdem ist etwa die mickrige Durchgangsstraße durch Devonport (einem der reichsten Stadtteile Aucklands) tagsüber fast immer dicht. Die nördlichen, westlichen und südlichen Ausfallstraßen in die City von Auckland sind pünktlich jeden morgen und nachmittag verstopft (meistens um Einfädelspuren herum, da das mit dem Reißverschlussystem hier genauso wenig klappt wie in Deutschland), am schlimmsten von Montag bis Mittwoch. Warum das so ist? Trotz forcierter Zuwanderung, die sich mehrheitlich nach Auckland ergießt, ist die Verkehrsinfrastruktur nicht in gleichem Tempo verbessert worden, ganz einfach. Außerdem sind die meisten Kommunen in Neuseeland genauso dauerklamm und verschuldet wie in Deutschland, so dass kaum ein Bürgermeister langfristige Großprojekte angeht, deren Resultate eventuell erst lange nach dessen Amtszeit sichtbar werden. Also nichts Neues zu diesem Thema.
Zur Verbesserung der Verkehrswege wird in Neuseeland nun auch auf Mautstraßen gesetzt. Die Northern Gateway Toll Road verkürzt z.B. die Fahrt in die nördlichen Ausläufer Aucklands um etwa 10 Minuten, und kostet ganze 2 Dollar. Dafür gibt es keine Mauthäuschen (wie die nervigen Dinger in Frankreich, die einen wegen 2 Euro zum Anhalten zwingen), sondern einen Parkplatz mit Zahlautomaten (an denen die Leute oft Schlange stehen, und die 10 Minuten wieder verlieren, die sie durch Befahren der Mautstraße gewinnen 🙂 ) bzw. eine Internetzahlstelle. Wie letztere genau funktioniert weiß ich nicht, aber ich nehme stark an, dass man außer Einzelfahrten zu löhnen, auch eine automatische Abbuchung einrichten kann (z.B. durch Eingabe einer Kreditkarten ID), oder sich zumindest per email daran erinnern lassen kann, dass man noch Maut zu begleichen hat. Die Mauttechnik liest also offenbar die Kennzeichen der passierenden Fahrzeuge.
Trotz allem: Autofahren in Neuseeland ist cool
Zum Abschluss noch ein Kompliment an das insgesamt sehr zivilisierte Fahrverhalten der Kiwis. Im allgemeinen wird defensiv und höflich gefahren (Ausnahmen bestätigen die Regel) d.h. nicht immer auf Vorfahrt bestanden, für Fußgänger gehalten, in die Spur wechseln gelassen usw. Langsamfahrer halten beispielsweise oft am Straßenrand an, um die Kolonne, die sich hinter ihnen gebildet hat, vorbeizulassen. Nur bei Kea-Campern und Konsorten habe ich das noch nie erlebt. Wahrscheinlich sitzen da Deutsche drin 🙂 Tagsüber kann ich nichts Nachteiliges berichten, des nachts ist allerdings erhöhte Vorsicht geboten, da dann so mancher jugendliche Joyrider unterwegs ist, mit einem „geliehenen“ Wagen, und mit Sicherheit viel zu schnell. Das Alkohollimit liegt bei 0.8 Promille, wie früher mal bei uns. Allen Sicherheitsargumenten beim Thema Geschwindigkeit zum trotz, scheint es bei einem trinkfreudigen Volk wie den Kiwis politisch nicht durchsetzbar zu sein, die Alkoholgrenze abzusenken.
Zum endgültigen Abschluss ein wenig Trivia. In Mode gekommen sind in den letzten Jahren komischerweise pseudo-EU Kennzeichen an Autos (siehe Bild), bei denen das blaue Feld mit dem Länderkennzeichen NZ das Kreuz des Südens statt des EU-Kranzes ziert. Und anders als im gestrengen Deutschland sind in Kiwiland „vanity number plates“ geradezu eine Leidenschaft, also Kennzeichen mit selbst gewählten Slogans, die irgendwie in die maximal erlaubte Anzahl von sechs Zeichen passen müssen (wegen der geringen Zahl der Einwohner reichen offenbar sechsstellige Kennzeichen) und dadurch zu erstaunlichen Kreativleistungen führen – wie eine SMS mit nur sechs Zeichen. Beispiele sind „U WISH 2“ (= „You Wish, too“) … äh, die Lustigen habe ich jetzt natürlich vergessen, werden aber nachgereicht. Nur eines fällt mir spontan ein, „I DIEHL“ als Persiflage auf „IDEAL“. Warum das komisch ist? Bitte den entsprechenden Artikel lesen.
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Hallo Peter,
die links-vor-rechts-vor-links Abbieg-Variante wurde doch letztes Jahr geändert.
Hätte fast nen Crash deswegen gebaut weil mir von meinen Kiwi-Kollegen keiner davon berichtet hat.